# taz.de -- Mutmaßlicher IS-Unterstützer vor Gericht: Beim „Sturmtrupp“ des Kalifats
       
       > Erstmals steht ein Mitglied der Lohberger Brigade vor Gericht. Nils D.
       > soll bei einer Geheimdiensteinheit des IS gewesen sein. Er will
       > auspacken.
       
 (IMG) Bild: Traurige Berühmtheit als Salafistenhochburg: Dinslaken, hier das Zechengelände
       
       BERLIN taz | Dinslaken-Lohberge, ein ehemaliger Zechenstandort im
       nördlichen Ruhrgebiet, hat in den vergangenen Jahren traurige Berühmtheit
       erlangt: als Salafisten-Hochburg. Rund dreißig junge Männer hat ein
       Hassprediger hier um sich geschart, dreizehn von ihnen reisten nach Syrien
       und schlossen sich dem Dschihad an.
       
       Zwei von ihnen wurden besonders bekannt: Philipp B. war einer der ersten
       Deutschen, die sich für den „Islamischen Staat“ als Selbstmordattentäter in
       die Luft sprengten. Mustafa K. posierte mit abgeschlagenen Köpfen und ließ
       das grausame Bild ins Internet stellen. Auch er soll inzwischen tot sein.
       
       Jetzt steht der erste aus der so genannten Lohberger Brigade vor Gericht:
       Nils D., 25, muss sich ab diesem Mittwoch im Hochsicherheitstrakt des
       Düsseldorfer Oberlandesgerichts verantworten. D., der vor einem Jahr in
       Dinslaken festgenommen wurde, hat bei den Vernehmungen ausgepackt. Auch vor
       Gericht will er reden, drei Tage hat die Vorsitzende Richterin Barbara
       Havliza für seine Aussage eingeplant.
       
       Die verspricht, spannend zu werden: Denn Nils D. soll bei einer Einheit
       gewesen sein, die als Geheimdienst des IS bezeichnet wird. D. kann also
       interessante Details aus dem Innenleben des IS berichten.
       
       ## Belastende Foto auf dem Handy
       
       Laut Anklage war D. von Oktober 2013 bis November 2014 beim IS in Syrien.
       Acht der dreizehn Monate soll er bei einer Spezialeinheit gewesen sein, die
       sich „Sturmtrupp“ nannte und für die Festnahme von Deserteuren und
       Abweichlern zuständig war. Auch in einem IS-Gefängnis soll er gearbeitet,
       Folterungen und Hinrichtungen miterlebt haben.
       
       D., der bereits als Zeuge in Terrorprozessen in Celle und Düsseldorf
       ausgesagt hat, bestreitet, selbst an solchen Gewalttaten beteiligt gewesen
       zu sein. Ein Foto auf seinem Handy soll ihn allerdings zeigen, wie er einem
       Gefangenen eine Waffe an den Hinterkopf hält. Das berichtete die SZ mit
       Hinweis auf die Anklageschrift.
       
       Zudem soll D. einige der Attentäter kennen, die in Paris im November
       zeitgleich mehrere Attentate verübten und dabei mehr als 130 Menschen
       töteten. Die zum Teil aus Belgien stammenden Terroristen sollen gemeinsam
       mit deutschen Islamisten in einem Haus in Syrien gelebt haben.
       
       Das Gericht hat bislang zehn Verhandlungstage bis Anfang März angesetzt. D.
       droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Eine umfangreiche Aussage
       aber dürfte das Gericht zu seinen Gunsten werten.
       
       19 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sabine am Orde
       
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