# taz.de -- Kernwaffentest in Nordkorea: Kim zündet die H-Bombe
       
       > Pjöngjang meldet seinen vierten Atomtest. Es soll sich um eine
       > Wasserstoffbombe handeln. Dem kommunistischen Land drohen nun harte
       > Sanktionen.
       
 (IMG) Bild: Im südkoreanischen Fernsehen wird der H-Bombentest bekanntgegeben.
       
       Seoul ap/afp/dpa | Nordkorea hat nach eigenen Angaben einen weiteren
       Atomversuch unternommen. Dabei sei eine Wasserstoffbombe mit „perfektem
       Erfolg“ getestet worden, meldete das Staatsfernsehen am Mittwoch. Vor der
       überraschenden Mitteilung hatten südkoreanische Behördenvertreter ein
       künstliches Erdbeben nahe der nordkoreanischen Hauptanlage für Atomtests
       registriert. Sollte sich ein neuer Atomtest bestätigen, dürften weitere,
       schärfere internationale Sanktionen gegen Pjöngjang folgen.
       
       Japan verurteilte den mutmaßlichen Atomtest Nordkoreas und drohte bereits
       mit Konsequenzen, Südkorea äußerte ähnliche Kritik. Das Weiße Haus
       reagierte indes zunächst verhalten. Der UN-Sicherheitsrat berief eine
       Dringlichkeitssitzung ein. Das Treffen hinter verschlossenen Türen soll am
       Vormittag (Ortszeit) in New York beginnen, wie Diplomaten sagten.
       
       Bei der US-Regierung und Atomexperten herrscht seit langem Skepsis über
       vorangegangene nordkoreanische Meldungen von Tests sogenannter H-Bomben.
       Sie sind zwar zerstörerischer als Atombomben, jedoch viel schwieriger
       herzustellen.
       
       Am frühen Mittwochmorgen hatte die US-Erdbebenwarte seismische Aktivität
       einer Stärke von 5,1 in Nordkorea gemeldet. Ein Vertreter der Wetterbehörde
       in Seoul sprach von einem künstlichen Erdbeben, das bei Analysen der
       seismischen Wellen registriert worden sei. Der Erdstoß ereignete sich
       demnach 49 Kilometer nördlich des Bezirks Kilju im Nordosten Nordkoreas. In
       der Region befindet sich die wichtigste Atomtestanlage des Landes. Dort
       ließ die kommunistische Führung auch alle früheren Nukleartests ausführen,
       zuletzt im Februar 2013.
       
       Nordkorea soll bereits über eine Handvoll Rohatombomben verfügen. Seit
       langem bemüht sich die kommunistische Führung um ein Arsenal von
       Atomsprengköpfen, die auf eine Rakete mit einer Reichweite bis zum Festland
       der USA angebracht werden können. Der Westen befürchtet, dass Nordkorea
       diesem Ziel mit jedem weiteren Atomtest näherkommen könnte.
       
       ## Waffe zur Verteidigung gegen die USA
       
       Im nordkoreanischen Staatsfernsehen wurde die Meldung über den Test mit
       einer „Miniatur“-H-Bombe mit großem Pathos vorgetragen. Der Test habe
       Nordkoreas „Nuklearmacht zur nächsten Ebene“ getragen und eine Waffe zur
       Verteidigung gegen die USA und andere Feinde geboten, sagte der
       Nachrichtensprecher.
       
       Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye drohte dem Nachbarn mit neuen
       Sanktionen. Die Regierung werde sicherstellen, dass Nordkorea einen
       entsprechenden Preis für seinen Atomtest zahlen werde, sagte Park am
       Mittwoch bei einem Krisentreffen des Nationalen Sicherheitsrats. Dazu werde
       Südkorea eng mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten, wurde
       Park von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Es sei wichtig,
       dass Nordkorea starke Sanktionen zu spüren bekomme.
       
       Das südkoreanische Verteidigungsministerium kündigte in einer Reaktion
       verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an. Ein ranghoher Berater der Regierung,
       Cho Tae Yong, gab bekannt, sein Land werde zudem mit Verbündeten und
       Regionalmächten über mögliche Konsequenzen für Nordkorea beraten.
       
       ## Gegen globale Abrüstungsbemühungen
       
       Japans Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte vor Reportern zu dem
       Atomversuch: „Wir können das absolut nicht hinnehmen, und verurteilen das
       scharf.“ Er sprach zudem von einer Verletzung der Vereinbarungen des
       UN-Sicherheitsrats, die sich gegen globale Bemühungen um eine nukleare
       Abrüstung richte. In Zusammenarbeit mit den USA, Südkorea, China und
       Russland würden nun „starke Schritte“ unternommen. Ins Detail ging Abe
       jedoch nicht.
       
       Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua nannte den Atomversuch
       in einem Kommentar „höchst bedauerlich“ und einen „Verstoß gegen
       UN-Resolutionen“. Er sei ein „Schlag“ gegen den Prozess hin zu einer
       atomwaffenfreie koreanischen Halbinsel.
       
       Der Atomtest rücke eine Lösung für das Dilemma in der Region weiter in die
       Ferne. „Nordostasien in ein Pulverfass zu verwandeln, dient niemandem in
       der Nachbarschaft - auch nicht Nordkorea selbst.“ Die Staatsagentur zeigte
       aber auch Verständnis für das „tiefe Gefühl der Unsicherheit nach Jahren
       der Feindschaft durch die USA, deren Politik eines Schwenks nach Asien wie
       ein Muskelspiel erscheint“.
       
       ## Seismischer Aktivität auf der Halbinsel
       
       Das Weiße Haus konnte den von Nordkorea gemeldeten Nukleartest zunächst
       nicht bestätigen. Gleichwohl sagte der Sprecher des Nationalen
       Sicherheitsrats, Ned Price, die USA wüssten von „seismischer Aktivität auf
       der koreanischen Halbinsel in der Nähe einer bekannten nordkoreanischen
       Nukleartestanlage“. Er rief Pjöngjang auf, sich an seine internationalen
       Verpflichtungen zu halten. Wiederholt hätten die Vereinigten Staaten
       klargemacht, dass sie ein Nordkorea als Atommacht nicht akzeptieren und die
       US-Verbündeten in der Region weiter verteidigen würden.
       
       Das international weitgehend isolierte Land hatte bereits in den Jahren
       2006, 2009 und 2013 Atomwaffentests unternommen und damit jedes Mal
       internationale Empörung ausgelöst. Der UN-Sicherheitsrat verschärfte nach
       jedem Test die Sanktionen gegen das kommunistische Land.
       
       6 Jan 2016
       
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