# taz.de -- Kommentar Nordkoreas Atomtest: Kim wird damit davonkommen
       
       > Nordkorea rüstet auf, weil es darin eine Bestandsgarantie sieht. Bis auf
       > Sanktionsverschärfungen wird wohl nichts passieren.
       
 (IMG) Bild: Laut Agentur Yonhap zeigt dieses Foto Machthaber Kim Jong Un bei der Unterzeichnung des Befehls für den Test.
       
       Huch, da war ja noch was. Mit dem selbsterklärten Test einer
       Wasserstoffbombe ruft sich Nordkoreas Regime der Welt in Erinnerung. Zwar
       gibt es weder einen Beweis für die Existenz einer solchen Bombe noch für
       das Gelingen des Tests. Aber es wurde zumindest eine erdbebenähnliche
       Erschütterung beim Testgelände registriert. Dieses Pokerspiel passt zum
       Regime, das ohne (gemutmaßte) Existenz seiner Atomwaffen kaum
       internationales Gewicht hätte.
       
       Auch der Zeitpunkt passt: Während sich die Welt sorgt, ob es zwischen
       Saudi-Arabien und Iran Krieg geben wird, hat niemand Interesse daran, dass
       zudem der Konflikt mit Nordkorea eskaliert. Die Chancen stehen also gut,
       dass das Regime bis auf hilflose Sanktionsverschärfungen wieder davonkommt.
       
       Nordkoreas Regime baut seine Atomwaffenfähigkeit aus, weil es darin eine
       Bestandsgarantie sieht. Vom früheren US-Präsidenten George W. Bush auf der
       „Achse des Bösen“ verortet und mit „regime change“ bedroht, kann sich
       Pjöngjang sogar bestätigt fühlen. Im Unterschied zu anderen autoritären
       Regimen waren die Kims so wenig bereit, sich die Atomwaffen abhandeln zu
       lassen, wie die USA nicht bereit waren, dem Regime den Bestand zu
       garantieren. So wird der seit dem Koreakrieg anhaltende Konflikt
       konserviert, was auch zu Pjöngjangs innenpolitischer Logik passt.
       
       Nordkorea kann es sich leisten, mit Atomtests sein Regime zu stärken, weil
       es um die strategische Konkurrenz zwischen China und den USA in der Region
       weiß. China, von dem Nordkorea wirtschaftlich abhängig ist, äußert zwar
       deutliches Missfallen, braucht aber Nordkorea als Pufferstaat zu den
       US-Truppen in Südkorea und Japan.
       
       Peking wird sich hüten, mit Sanktionen einen unkalkulierbaren Zusammenbruch
       Nordkoreas herbeizuführen. Auch für die USA und Südkorea, die wegen China
       schon den Koreakrieg nicht gewonnen haben, ist eine weitergehende
       Konfliktverschärfung zu riskant.
       
       6 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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