# taz.de -- Fußball-Vorausschau: Hertha-Fans dürfen träumen
       
       > Der Erstligist steht bestens da, sogar ein Double von Meisterschaft und
       > Pokal ist möglich – wenn mit der Rückrunde kein Negativlauf beginnt.
       
 (IMG) Bild: Erstes Hertha-Training im neuen Jahr am 3. Januar
       
       „Das Double ist noch drin.“ Diesen Satz hört man zurzeit des Öfteren, und
       man hört ihn nicht – oder nicht nur – aus den Mündern der erfolgsverwöhnten
       Bayern-Fans, für die der Gewinn von Meisterschaft und Pokal (=Double) fast
       normal ist. Nein, die wagemutige Prognose können nach 17 von 34 Spieltagen
       die Anhänger von Hertha BSC stellen. Genau, das ist dieser Klub, der vor
       Kurzem noch fahrstuhlmannschaftsverdächtig zwischen den Ligen 1 und 2
       taumelte. Am Ende dieser Spielzeit wird Hertha vermutlich auch keinen Titel
       in der Tasche haben – dazu ist die Konkurrenz zu stark. Dass aber eine
       solche Aussage keine Spinnerei, sondern einigermaßen realitätsnah ist, kann
       man schon als Sensation betrachten.
       
       Schauen wir auf die Liga. Hertha liegt vor der Rückrunde, die am 22. Januar
       beginnt, auf Champions League-Rang 3 mit 3 Punkten Vorsprung vor Borussia
       Mönchengladbach. 6 Punkte hinter dem Zweiten Dortmund, 14 Punkte hinter der
       Übermannschaft Bayern. Können sie den Platz und das Niveau der Hinserie
       halten, hieße das: direkte Champions League-Qualifikation. Barca, Real,
       zweimal Manchester oder Chelsea könnten dann im Olympiastadion gastieren.
       Hertha, das aktuell 32 Punkte hat, spielte die beste Hinserie seit 2008.
       
       Auch im DFB-Pokal, in dem das Finale bekanntlich in Berlin stattfindet,
       wird es spannend. Hertha steht wie zuletzt 2012 im Viertelfinale, hat aber
       mit einem Auswärtsspiel beim Zweitligisten Heidenheim am 10. Februar ein
       sehr dankbares Los erwischt. Das Halbfinale ist auf jeden Fall drin.
       Trainer Pál Dárdai, seit bald einem Jahr im Amt, kündigte vor der Saison
       an, dass er mehr anstrebt: „Ich will als Finalist in Berlin dabei sein“,
       sagte er damals. Wird schwer angesichts der Mitkonkurrenten Leverkusen,
       Bayern und Dortmund – ist aber möglich.
       
       Die Gründe für die starke Hinserie? Zum einen Transfers, die eingeschlagen
       haben (Vedad Ibišević, Vladimír Darida, Mitchell Weiser), dann Spieler wie
       Kapitän Fabian Lustenberger, der sich nach der Verletzung in der Vorsaison
       wieder in guter Form befindet. Dazu kommen Überraschungen wie Torwart Rune
       Jarstein, der Thomas Kraft, etatmäßige Nummer eins im Kasten, hervorragend
       vertritt. Auch er ist ein Grund dafür, dass Hertha mit 18 Gegentreffern die
       zweitwenigsten (hinter Bayern) in der Liga hat. Die größte Überraschung
       aber ist für viele sicher, dass Coach Dárdai bislang eine so gute und
       souveräne Figur an der Seitenlinie macht.
       
       Auf den Start nach der Winterpause wird es ankommen. Das Team ist noch
       nicht so stabil, dass man mal eben einen Negativlauf auffangen könnte. Mit
       den Spielen gegen Augsburg (23. 1.), in Bremen (30. 1.) und dem Topspiel
       daheim gegen Dortmund (6. 2.) hat man drei richtige Brocken zu Beginn, dann
       folgt das Pokalspiel. In diesen Spielen wird sich zeigen, wo es Hertha
       hinführt. Dárdai muss den jungen und neuen Spielern vermitteln, was in den
       kommenden Monaten möglich ist – und es schaffen, dass sie dabei nicht
       verkrampfen. Nach den Abstiegen 2010 und 2012 kann man endlich mal wieder
       wirklich was gewinnen in Berlin.
       
       3 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Uthoff
       
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