# taz.de -- Kommentar Südkorea und Japan: Kaum mehr als bitterer Trost
> Japans Regierung entschuldigt sich bei südkoreanischen
> Zwangsprostituierten aus dem Zweiten Weltkrieg. Nur 46 von ihnen leben
> noch.
(IMG) Bild: Die japanische Regierung will die bronzene Statue abreißen, die gegenüber der japanischen Botschaft in Seoul an das Leid der „Trostfrauen“ gemahnen soll.
Kein Symbol repräsentiert das historische Leid stärker als die ehemaligen
südkoreanischen Zwangsprostituierten während des Zweiten Weltkriegs. Zwar
streiten Südkorea und Japan auch um die Besitzansprüche über ein paar
verschollene Felsinseln im Japanischen Meer, das auf koreanischen Karten
Ostmeer heißt. Aber vor allem geht es um die Gräuel während der japanischen
Kolonialzeit, die in Südkorea noch immer präsent sind.
Gerne zeigen koreanische Politiker in Richtung Deutschland, wenn sie Japan
zur überfälligen Konfrontation mit der dunklen Vergangenheit ihres Landes
auffordern. Tatsächlich ist es aus europäischer Sicht schwer zu verstehen,
warum sich Japan mit der historischen Aufarbeitung so schwertut. Nur:
Allein aus kulturellen Gründen sind keine 68er-Parolen von einer
konfuzianisch geprägten Gesellschaft zu erwarten, die ihre Vorfahren fast
blind ehrt. Zudem wird ein offener Diskurs nicht zuletzt von einer
patriotischen bis nationalistischen Geschichtsauffassung blockiert. Auch
Südkorea bildet da keine Ausnahme.
Dass an der systematischen Verschleppung junger Frauen aus der bitterarmen
Provinz auch koreanische Kollaborateure profitierten, wird oft unter den
Teppich gekehrt. Ebenso die Prostitutionsbaracken rund um die
US-Militärbasen, die in den 60er und 70er Jahren mit Unterstützung des
damals autoritär geführten Südkoreas entstanden. Viele der Frauen wurden
damals von Menschenhändlern in die Prostitution gezwungen.
Und dennoch bleibt das durch die japanische Armee verursachte Leid der
koreanischen „Trostfrauen“ in seinem Ausmaß historisch einmalig. Für die
nur mehr 46 bekannten Überlebenden ist die Entschuldigung von der
japanischen Regierung daher kaum mehr als ein bitterer Trost. Zumal die
Regierung gefordert hat, eine bronzene Statue, die gegenüber der
japanischen Botschaft in Seoul an das Leid der „Trostfrauen“ gemahnen soll,
abzureißen.
29 Dec 2015
## AUTOREN
(DIR) Fabian Kretschmer
## TAGS
(DIR) Südkorea
(DIR) Japan
(DIR) Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg
(DIR) Trostfrauen
(DIR) Südkorea
(DIR) Zwangsprostitution
(DIR) Japan
(DIR) Trostfrauen
(DIR) Japan
(DIR) Korea
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Debatte Trostfrauen in Südkorea: Zum Nutzen der Nation
Koreanerinnen wurden im Zweiten Weltkrieg in japanische Militärbordelle
verschleppt. Heute wird ihr Leid politisch instrumentalisiert.
(DIR) Kriegsverbrechen-Denkmal in Freiburg: Keine Erinnerung an „Trostfrauen“
Freiburgs Bürgermeister will keine Statue zur Erinnerung an die Verbrechen
Japans in Südkorea aufstellen. Es ist ihm zu heikel.
(DIR) Umstrittenes Abkommen Südkorea-Japan: „Trostfrauen“ lehnen Trostpflaster ab
Ein Abkommen sollte den koreanischen Zwangsprostituierten ihre Würde
wiedergeben. Doch viele betroffene Frauen lehnen den Deal ab.
(DIR) Zwangsprostitution im Zweiten Weltkrieg: Späte Gerechtigkeit
Japan und Südkorea legen ihren Streit über die „Trostfrauen“ in japanischen
Militärbordellen bei. Es gibt aber kaum noch Überlebende.
(DIR) Sexsklaverei im Japan der Kriegszeit: Aufarbeitung soll beschleunigt werden
Tausende Frauen aus Südkorea mussten sich prostituieren. Der Streit über
die Vergangenheit belastet die Beziehungen beider Länder.
(DIR) Japanisch-koreanische Vergangenheit: Ziemlich beste Freunde
Die Koreanerin Lee Ok-Seon wurde im Zweiten Weltkrieg vom japanischen
Militär sexuell versklavt. Heute ist ihr wichtigster Freund ein Japaner.
(DIR) Opfer der Zwangsprostitution in Japan: Der eintausendste Protest
Ehemalige koreanische Zwangsprostituierte der japanischen Armee
protestieren zum 1.000. Mal gegen Tokios Vertuschungs-Politik - und
halbherzige Entschuldigungen.