# taz.de -- Kommentar Schatzfund vor Kolumbien: Piraten im Auftrag der Staaten
       
       > Das 300 Jahre alte Wrack mit Gold und Silber ist ein Symbol für die
       > Ausbeutung in Zeiten der Globalisierung. Damals wie heute.
       
 (IMG) Bild: Quelle des Reichtums der Kolonialherren: Minenarbeiter im Cerro Rico bei Potosi in Bolivien.
       
       Was für eine Geschichte. Ein Schiff voller Schätze. [1][Gefunden in der
       Karibik vor der Küste Kolumbiens]. Gold! Silber! Diamanten! Seefahrer, die
       sich in einer großen Schlacht gegenseitig versenkten vor dreihundert
       Jahren. Und Schatzsucher, die heute nach jahrzehntelangen Mühen fündig
       werden. Truhen in den Tiefen der See! Ein Faszinosum, nicht nur für kleine
       Jungs – so wie jede Piratengeschichte.
       
       Aber auch bei nüchterner Betrachtung ist es eine Geschichte der Piraterie.
       Räuber machten sich vor Jahrhunderten auf den Weg, um die Kolonien
       auszubeuten. Ohne Skrupel gegenüber den dort lebenden Menschen, die zudem
       als billige Arbeitskräfte versklavt wurden. Ohne Skrupel aber auch
       gegenüber der Konkurrenz, die man mal eben versenkte, um ihre Schatztruhen
       zu leeren.
       
       Piraten im Auftrag der Staaten, gelenkt von der Gier der Herrschenden. Und
       ihrer eigenen auch, das versteht sich von selbst, bei den unermesslichen
       Werten, um die es damals ging.
       
       Heute ist das kaum anders. In den Silberminen des Cerro Rico, des „reichen
       Berges“ im heutigen Bolivien, aus dem die spanischen Kolonisatoren
       unglaubliche Schätze abräumen ließen, [2][wird weiter unter unglaublichen
       Bedingungen nach Mineralien] für den Weltmarkt gegraben. Andernorts beuten
       transnationale Konzerne im ganz großen Stil die Bodenschätze der Anden aus.
       Ohne Rücksicht auf die fatalen Konsequenzen für die Umwelt.
       
       Die Mittel der Ausbeutung mögen sich geändert haben. Die Struktur aber ist
       die gleiche wie seit den Frühzeiten der Globalisierung.
       
       In Kolumbien beginnt nun der Streit, wem das gefundene Gold eigentlich
       gehört? Die Antwort sollte einfach sein: den Menschen, denen es geraubt
       wurde. So wie bei allen damals wie heute gefundenen Bodenschätzen.
       
       Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt nur, wie wenig sich die
       Weltwirtschaft verändert hat, seit der Plünderung von el dorado durch die
       Konquistadoren.
       
       7 Dec 2015
       
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