# taz.de -- Flüchtlingskinder in Hamburg: Rot-Grün lässt Linke abblitzen
       
       > Linke fordert psychologische Erstversorgung für Kinder. Rot-Grün lässt
       > den Antrag nicht in Ausschuss durch: Der Senat plane bereits
       > Sprechstunden.
       
 (IMG) Bild: Sollen psychologische Unterstützung bekommen: Flüchtlingskinder in Hamburger Schule
       
       HAMBURG taz | Sabine Boeddinghaus ist nach der jüngsten
       Bürgerschaftssitzung frustriert: Ihren 13-Punkte-Antrag zum Thema „Bessere
       Flüchtlingsbeschulung jetzt umsetzen!“ hat das Parlament mit den Stimmen
       von SPD und Grünen abgelehnt, und nicht, wie die Linken-Abgeordnete gehofft
       hatte, zur Beratung in den Schulausschuss überwiesen. „Wir haben nicht die
       Notwendigkeit gesehen“, sagt der SPD-Abgeordnete Karim Abaci. Das meiste
       setze der Senat bereits um.
       
       Hamburg sei sogar bundesweit Vorreiter, hatte SPD-Schulsenator Ties Rabe
       erst am Wochenende verkündet. Zum Beispiel, weil der Unterricht schon in
       der Zentralen Erstaufnahme (ZEA) beginne. Doch Boeddinghaus hat nach
       Gesprächen mit Praktikern einige Schwachstellen ausgemacht. „Lehrer
       berichten, dass Schüler gar nicht erreichbar sind“. Wichtig sei, dass die
       schulpflichtigen Kinder je nach individueller Traumatisierung durch Flucht
       und Krieg eine psychologische Erstversorgung bekämen. Sie müssten zunächst
       mental „ankommen“, damit sie der Schule überhaupt gewachsen seien, heißt es
       in dem Antrag. Dafür müsste eine qualifizierte Begleitung bereitstehen.
       
       Ferner bräuchten Eltern verständliche Informationen über das Schulsystem.
       Es müsste dafür gesorgt werden, dass in den ZEAs auch tatsächlich täglich
       Sprachunterricht stattfände. Zudem müssten Schulbücher in den Sprachen der
       Geflüchteten erstellt werden. Die Kinder sollten auch in die
       Ganztagsbetreuung integriert werden. Zudem brauche man Lehrer als
       Flüchtlingskoordinatoren an den Schulen, die Zeit für die Netzwerkarbeit
       mit Initiativen bekommen müssten.
       
       „Ich wäre vorsichtig, ob es viel bringt, wenn wir überall Koordinatoren
       hinstellen“, sagt Abaci. Der Hauptforderung des Antrags komme der Senat
       bereits nach. Geplant sei, in den ZEAs psychologische Sprechstunden
       anzubieten, „um traumatisierte Kinder und Jugendliche zu betreuen“. Auch
       könnten Eltern ihr Schulkind in die Ganztagsbetreuung geben.
       
       Schulsenator Rabe sieht psychische Probleme, die den Schulbesuch
       einschränken, zudem nur bei einem „sehr kleinen Teil“. Die Mehrzahl sei
       sehr lernwillig und besuche „die Schule ohne Probleme“.
       
       Auch der Präsident der Psychotherapeutenkammer, Rainer Richter, begrüßt,
       dass Ärzte und Kindertherapeuten solche Sprechstunden abhalten. „Dass ein
       Kind auffällig ist, das eine Flucht erlebt hat, ist völlig normal.“ Sorgen
       müssten einem jene machen, die sehr ruhig sind.
       
       Boeddinghaus glaubt noch nicht, dass die angekündigten Sprechstunden
       tatsächlich umgesetzt werden. Das Thema Flüchtlingsbeschulung hätte in den
       Schulausschuss gehört, sagt sie. Doch Rot-Grün will der Opposition hier
       keine Bühne bieten: Dabei sei nicht einmal klar, ob es für die nächste
       Sitzung ein anderes Thema im Ausschuss gebe.
       
       15 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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