# taz.de -- Kommentar über Zögerlichkeit der Kirche gegenüber Roma: Die Kirche macht den Scholz
       
       > Statt sich gegen die Diskriminierung der Roma einzusetzen, setzt die
       > Kirche auf eine Abschiebung auf Raten. Kirchenasyl steht nicht zur
       > Debatte.
       
 (IMG) Bild: Demonstrieren gegen Abschiebungen vor dem Michel: Roma.
       
       Hamburg taz | Eigentlich hätte die Nordkirche den 40 Roma dankbar sein
       können, die in ihrer Verzweiflung im Michel Schutz suchten: Sie boten der
       Gemeinde die Gelegenheit, sich in der Asyldebatte zu positionieren, in der
       vor allem Roma das Nachsehen haben. Doch die Kirche demonstriert Hamburger
       Kälte.
       
       Von Anfang an hatte die Nordkirche klar gemacht, sie werde der Roma-Gruppe
       im Michel kein Kirchenasyl gewähren. Damit hatten die Roma kein politisches
       Druckmittel mehr; mit ihrer Forderung nach einem Bleiberecht als Gruppe
       waren sie gescheitert.
       
       Die Einzelfallprüfung, die die Kirche ihnen nun anbietet, ist aussichtslos.
       Denn ihre Asylverfahren sind ja längst entschieden. Und eine erneute
       Prüfung müssten dieselben Behörden vornehmen, wenn auch mit freundlicher
       Begleitung der kirchlichen Flüchtlingsberater. Clever ist, dass die Kirche
       dieses Schein-Angebot an den Umzug der Roma knüpft: Über die Stadt
       verteilt, sind sie als Gruppe nicht mehr handlungsfähig – und vor allem
       nicht mehr so sichtbar wie am Fuße von Hamburgs Wahrzeichen.
       
       Abgeschoben werden die Roma dann einzeln, nach der Einzelfallprüfung.
       Erinnert das Wort jemanden an etwas? Richtig, es ist dasselbe „Angebot“ wie
       von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) an die Lampedusa-Flüchtlinge. Statt
       einen Ausweg aufzuzeigen, macht die Kirche den Scholz. Ein Verstecken
       hinter Gesetzen, wo Politik gefragt ist.
       
       Bitter, dass heute noch nicht einmal mehr die Kirche sich dafür zuständig
       fühlt, der Diskriminierung der Roma entgegenzutreten.
       
       9 Oct 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Kaiser
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sinti und Roma
 (DIR) Hamburger Michel
 (DIR) Besetzung
 (DIR) Abschiebung
 (DIR) Roma
 (DIR) Lampedusa in Hamburg
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Sinti und Roma
 (DIR) Sinti und Roma
 (DIR) Sinti und Roma
 (DIR) Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Abschiebungen von Roma und Afghanen: Aus dem Bett gerissen
       
       Die Ausländerbehörde hat in der vergangenen Woche mehrere Dutzend Menschen
       abgeschoben, darunter einen Mann, der schon mehr als 20 Jahre hier lebte.
       
 (DIR) 2016 in Hamburg: Refugee Conference: „Uns wird nichts geschenkt“
       
       Abimbola Odugbesan ist Sprecher der Gruppe Lampedusa in Hamburg. Mit
       anderen Geflüchteten organisiert er eine Konferenz, die im Februar in
       Hamburg stattfinden soll.
       
 (DIR) Kirchen-Engagement lässt Luft nach oben: Kirchen helfen zögerlich
       
       Mehrere Einrichtungen öffnen ihre Türen nachts für Flüchtlinge, doch viele
       sind weit weg vom Hauptbahnhof. Die Innenstadtkirchen bleiben dennoch
       geschlossen.
       
 (DIR) Michel-Besetzer werden umverteilt: Unsichere neue Bleibe
       
       Die 40 Roma, die seit September im Michel Schutz vor ihrer drohenden
       Abschiebung suchen, sollen raus aus der Kirche. Dort sei es zu eng.
       
 (DIR) Zuflucht in der Kirche: Eine Matratze je Familie​
       
       Seit zwei Wochen harren rund 40 Roma im Gemeindehaus des Michel aus. Die
       Kirche duldet sie – aber auch wirklich nur das​.
       
 (DIR) Rom spricht im Hamburger Michel: „Verlassen uns auf Gott“
       
       Einer der Roma, die den Hamburger Michel besetzten, sprach im Gottesdienst.
       Die Chance auf Asyl ist für die Gruppe gering, die Hoffnung groß.
       
 (DIR) Flüchtlinge im Michel: Der organisierte Hilferuf
       
       Eine Gruppe von Roma sucht Kirchenasyl im Hamburger Michel, um der
       Abschiebung zu entgehen. Bis Sonntag wird sie in der Kirche geduldet.