# taz.de -- Kommentar USA und Flüchtlingspolitik: Das ist nicht genug
       
       > Lange haben die USA die Flüchtlingskrise ignoriert. Nun nehmen sie einige
       > Syrer auf. Das reicht nicht – eine Wende in der Außenpolitik ist nötig.
       
 (IMG) Bild: Auch ein Teil der US-Außenpolitik: Guantanamo.
       
       Monatelang haben die USA zugeschaut, während Menschen im Mittelmeer
       ertranken, es an immer mehr innereuropäischen Grenzen zu Spannungen kam und
       die EU in eine neuerliche politische Krise taumelte. Ganz so, als wäre das
       Problem von Millionen, die aus dem Nahen Osten flüchten, eine Angelegenheit
       der anderen. Und als hätte es nichts mit den USA, ihrer Außenpolitik, ihren
       Militärinterventionen, ihren Drohnen, ihren Rebellenausbildungsprogrammen
       und ihren – erfolgreichen und gescheiterten – Regimewechseln zu tun.
       
       Jetzt hat Washington entschieden, 5.000 zusätzliche Flüchtlinge aus Syrien
       aufzunehmen. Die Zahl ist erbärmlich, die Entscheidung kommt Jahre zu spät.
       Und dennoch erscheint ein Aufatmen angemessen. Es ist ein Anfang. Die USA
       haben ihre Position als Zaungast aufgegeben.
       
       Ausgelöst wurde der Kurswechsel in Washington nicht durch die Rufe der
       Zivilgesellschaft, sondern die Ereignisse in Europa. In dem Land, das im
       19. und 20. Jahrhundert Millionen Menschen aus Krisengebieten aufnahm und
       die Inschrift der Freiheitsstatue den „Müden“, „Armen“ und „geknechteten
       Massen“ der Welt die Freiheit verspricht, fehlt im Jahr 2015 die breite
       Öffentlichkeit, die dafür eintritt, die eigenen Tore aufzumachen.
       
       Auf den Tag genau 14 Jahre nach den Attentaten von New York und Washington
       sind die USA weiterhin geprägt von Angst, Sicherheitsdenken und der
       Konzentration auf sich selbst. In diesem Klima können Politiker, die Mauern
       und Deportationen versprechen, in der öffentlichen Meinung punkten – und
       wollen viele US-Amerikaner glauben, dass Außenpolitik am besten von einem
       starken Militär und ebensolchen Geheimdiensten gemacht wird.
       
       Im nächsten Schritt muss das 320-Millionen-Einwohner-Land, das für sich
       selbst in Anspruch nimmt, globaler „leader“ zu sein, sehr viel mehr Syrer –
       und Menschen aus anderen Krisengebieten – aufnehmen. Bislang haben
       lediglich 0,03 Prozent der Flüchtlinge aus Syrien Zuflucht in den
       Vereinigten Staaten gefunden.
       
       Doch ihrer Verantwortung werden die USA selbst dann noch immer nicht
       gerecht. Neben den längst überfälligen humanitären Gesten ist eine radikale
       Kehrtwende in der Außenpolitik nötig. Weg vom Militär und hin zu
       politischen und diplomatischen Lösungen.
       
       10 Sep 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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