# taz.de -- Geiselnahme in Mali: Blutiges Ende mit 14 Toten
       
       > Bewaffnete besetzen ein Hotel in Sévaré. Nach der Erstürmung durch
       > Soldaten sind fünf UN-Mitarbeiter tot. Islamisten sind verstärkt in Mali
       > aktiv.
       
 (IMG) Bild: Malische Spezialkräfte in Sévaré
       
       BERLIN taz | Eine spektakuläre Geiselnahme und ihr nicht weniger
       spektakuläres Ende haben am Wochenende Mali in Atem gehalten. Vermutlich 14
       Menschen, darunter fünf Mitarbeiter der UNO, starben, als malische
       Spezialkräfte am frühen Samstag in der zentralmalischen Stadt Sévaré ein
       Hotel stürmten, das 24 Stunden lang von Bewaffneten besetzt worden war.
       
       Die Opfer der UNO kommen aus der Ukraine, Südafrika, Nepal und Mali selbst.
       Vier UN-Mitarbeiter konnten unversehrt befreit werden. Vier der
       Geiselnehmer wurden getötet, auch fünf Soldaten starben bei den Kämpfen um
       das Hotel Byblos im Zentrum der Stadt, das gern von Ausländern genutzt
       wird.
       
       Es ist der blutigste Zwischenfall in Mali außerhalb der nördlichen
       Unruhegebiete seit Jahren. Die Bewaffneten hatten in Sévaré am frühen
       Freitag mehrere Gebäude besetzt, konnten sich aber nur im Hotel Byblos
       halten. Die Behörden vermeldeten am Samstag nach der gelungenen Erstürmung
       des Hotels die Festnahme von sieben Angreifern, ohne zu sagen, wer sie
       sind. Am Sonntag patrouillierten schwerbewaffnete Armeeeinheiten in der
       Stadt.
       
       Sévaré, rund 600 Kilometer nordöstlich von Malis Hauptstadt Bamako im
       Zentrum des Landes gelegen und mit einem strategisch wichtigen Flugplatz
       ausgestattet, hat hohen Symbolwert: Von dort aus begann am 11. Januar 2013
       die französische Militärintervention zur Rückeroberung der Nordhälfte Malis
       von bewaffneten Islamisten.
       
       Wer Sévaré jetzt angegriffen hat, ist unklar. Die malische Öffentlichkeit
       geht davon aus, dass es radikale Islamisten sind, aber keine Gruppe hat
       sich zu dem Angriff bekannt. Manche Quellen machen eine
       „Macina-Befreiungsfront“ (FLM) verantwortlich, die seit einigen Monaten
       arbeitslose Jugendliche des Peul-Volkes rekrutiert und mit der
       islamistischen Tuareg-Gruppe Ansar Dine zusammenarbeitet.
       
       ## Islamistische Gruppen überall in Mali aktiv
       
       Dies würde den Trend bestätigen, dass islamistische Gruppen inzwischen
       überall in Mali aktiv sind und neue Verbündete gewinnen. Seit einigen
       Wochen gibt es eine Zunahme bewaffneter Vorfälle. Während in Sévaré noch
       gekämpft wurde, drang in der Nacht zum Samstag eine Gruppe Bewaffneter in
       die Kleinstadt Baguineda, nur 30 Kilometer von Malis Hauptstadt Bamako
       entfernt, ein und griff unter dem islamistischen Schlachtruf „Gott ist
       groß!“ die örtliche Gendarmeriestation an. Sie zündeten das Auto des
       Stationskommandanten an und fuhren nach 40 Minuten wieder hinaus in die
       Nacht.
       
       Am Montag vergangener Woche war der Ort Gourma-Rharous, 140 Kilometer von
       Timbuktu entfernt im Norden des Landes, von Bewaffneten überfallen worden;
       sie drangen im Morgengrauen in die Armeebasis ein und töteten zehn malische
       Soldaten. Wenige Tage zuvor war es zu einem Angriff in Nampala im Zentrum
       Malis gekommen, Ende Juli zu Kämpfen mit einer mutmaßlichen
       Dschihadistengruppe an Malis Südgrenze zur Elfenbeinküste.
       
       „Dies ist der Moment, den der Präsident der Republik wählt, um in den
       Urlaub zu fahren, angeblich nach Europa und Südamerika“, kritisierte am
       Samstag die Oppositionspartei Parena (Partei für die nationale Renaissance)
       in einer in Bamako veröffentlichten Erklärung: „Offensichtlich fehlen
       unseren Streitkräften die Mittel, um ihre Aufgabe zu erfüllen.“
       
       Die Reform der malischen Armee ist eine zentrale Aufgabe der
       EU-Militärmission in Mali (EUTM-Mali), die seit dem 28. Juli unter
       deutschem Kommando steht. 160 Bundeswehrsoldaten stehen als Teil der
       derzeit 580 Soldaten starken Truppe in Mali und leisten vor allem
       Militärausbildung. Vergangene Woche übten die EU-Soldaten mit ihren
       malischen Kameraden, wie man Verletzte auf dem Luftweg evakuiert.
       Möglicherweise wird diese Fähigkeit bald öfter gebraucht.
       
       9 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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