# taz.de -- Korruptionsskandal bei der Fifa: „Schon lange auf der schwarzen Liste“
       
       > Südafrika und Australien haben Ermittlungen gegen die Fifa gestartet. Bei
       > deutschen Banken ist der Verband nicht erst seit heute unten durch.
       
 (IMG) Bild: Nicht weinen, Sepp. Die deutschen Banken wollen mit der Fifa eh nichts mehr zu tun haben
       
       Zürich/Frankfurt rtr/dpa/ap | Der Chef der Fifa-Rechnungsprüfer hat sich
       aus dem Rennen um die Nachfolge von Joseph Blatter verabschiedet. „Er wird
       keine operative Rolle bei der Fifa übernehmen“, sagte ein Sprecher von
       Domenico Scala am Donnerstag. Der Italiener ist Vorsitzender der
       sogenannten Audit- und Compliance-Kommission, die über die Rechnungslegung
       des Weltfußballverbandes wacht.
       
       Der 79-jährige Blatter hatte am Dienstag wegen des jüngsten
       Korruptionsskandals seinen Rückzug von der Fifa-Spitze angekündigt. In den
       USA und der Schweiz laufen Ermittlungen, ob vor der Vergabe von
       Weltmeisterschaften Bestechungsgelder geflossen sind.
       
       ## Südafrikanische Polizei untersucht Bestechungsvorwürfe
       
       Die südafrikanische Polizei hat sich in die Bestechungsvorwürfe rund um die
       Vergabe der Fußball-WM 2010 eingeschaltet und will die Anschuldigungen der
       amerikanischen Justizbehörden näher untersuchen. Es müsse noch geprüft
       werden, ob von der Spezialeinheit Hawks offizielle Ermittlungen eingeleitet
       werden, berichtete der Nachrichtensender eNCA am Donnerstag. Erst nachdem
       die Ergebnisse der vorläufigen Untersuchungen vorlägen, könne entschieden
       werden, „ob es komplette formale Ermittlungen“ geben werde, sagte
       Hawks-Sprecher Hangwani Mulaudzi.
       
       Die Regierung in Pretoria hatte nach Bekanntwerden des FIFA-Skandals in den
       vergangenen Tagen immer wieder dementiert, dass Bestechungsgelder geflossen
       seien. Sportminister Fikile Mbalula hatte erst am Mittwoch eingeräumt, dass
       zwar 2008 die Summe von zehn Millionen Dollar an die Konföderation von
       Nord- und Mittelamerika CONCACAF bezahlt worden sei. Jedoch sei das Geld
       für ein genehmigtes Projekt verwendet worden und keine Bestechung der FIFA
       gewesen, sagte er.
       
       ## Auch australische Polizei ermittelt
       
       Auch Australien hat Ermittlungen gestartet. Dabei gehe es um 500.000
       Australische Dollar (knapp 350.000 Euro), die der Fußballverband des Landes
       vor der letztlich gescheiterten Bewerbung um die WM 2022 gezahlt habe,
       teilte die australische Polizei am Donnerstag mit. Das Geld soll der
       frühere Fifa-Vizepräsident Jack Warner aus Trinidad und Tobago als Chef des
       Regionalverbandes Concacaf erhalten und zweckentfremdet haben.
       
       Warner, der zusammen mit 13 anderen Fußballfunktionären im Fokus von
       Ermittlungen der US-Justiz steht, kündigte in Trinidad an, schonungslos
       auszupacken. In einer im Fernsehen übertragenen Rede sagte er, er werde
       nicht länger Geheimnisse für sich behalten und eine Verbindung zwischen der
       Fifa und den Wahlen in seinem Land von 2010 nachweisen. Er habe Dokumente
       und Schecks, die Fifa-Vertreter, darunter auch Präsident Joseph Blatter,
       mit der Wahl in Trinidad und Tobago vor fünf Jahren in Verbindung bringen.
       
       ## Bankenaufsicht in Hongkong greift ein
       
       Der Fifa-Korruptionsskandal hat auch die Bankenaufsicht in Hongkong auf den
       Plan gerufen. Sie forderte am Donnerstag die Institute in der Stadt auf,
       schärfer gegen Geldwäsche vorzugehen. Einige Banken täten sich hier zum
       Teil noch schwer, die Erwartungen zu erfüllen, sagte der Leiter der
       Abteilung für Finanzverbrechen, Stewart Mcglynn. Seine Behörde werde nicht
       zögern, Maßnahmen zu ergreifen, wenn sie Versäumnisse entdecke.
       
       Das US-Justizministerium hat im Zuge seiner Ermittlungen gegen hochrangige
       Funktionäre des Fußball-Weltverbands mehr als ein Dutzend Banken
       aufgeführt. Konkret findet eine Überweisung in Höhe von 1,2 Millionen
       Dollar auf ein Konto der Großbank HSBC in Hongkong Erwähnung. Später sollen
       eine Million Dollar von diesem Konto über Standard Chartered in New York an
       eine Bank auf den Cayman-Inseln geflossen sein.
       
       ## Fifa ist auch bei deutschen Banken schon lange unten durch
       
       Bevor Banken heute neue Kundenbeziehungen eingehen, prüfen ihre
       Controlling-Abteilungen genau, ob sie sich damit Probleme ins Haus holen
       könnten. Der Weltfußballverband Fifa ist für viele deutsche Geldhäuser
       deshalb bereits seit langem ein rotes Tuch, wie mehrere Banker der
       Nachrichtenagentur Reuters sagten.
       
       „Die Fifa steht bei uns schon einige Zeit auf der schwarzen Liste, weil die
       Reputationsrisiken zu groß sind“, berichtet ein Mitarbeiter eines großen
       deutschen Geldhauses. „Wir wollen mit denen nicht gemeinsam in der Zeitung
       stehen“, heißt es auch bei einer anderen deutschen Bank. Die Gefahr für den
       eigenen Ruf sei größer als der mögliche Ertrag.
       
       Durch die jüngsten Entwicklungen bei der Fifa fühlen sich viele Geldhäuser
       bestätigt. In der Anklageschrift der US-Ermittler finden sich die Namen
       diverser globaler Banken, über die verdächtige Geschäfte abgewickelt
       wurden. Deutsche Institute sucht man vergebens.
       
       Banker führen das auch darauf zurück, dass es hierzulande immer wieder
       kritische Berichte über das Geschäftsgebaren der Fifa gegeben hat.
       Geschäfte mit dem Weltverband wären vor diesem Hintergrund zu brisant
       gewesen, sagte eine mit dem Thema vertraute Person. Außerdem sei es auch
       eine Lehre aus der Finanzkrise, dass Banken bei der Auswahl von Kunden
       gewissenhafter vorgehen müssten als in der Vergangenheit. „Das Thema hat an
       Bedeutung gewonnen.“
       
       Die Fifa selbst gibt sich gelassen. Die Frage, ob der Verband Probleme
       habe, seine Bankgeschäfte abzuwickeln, verneinte Sprecherin Delia Fischer.
       
       Europa hat die Vorschriften für Banken in diesem Bereich 2005 verschärft,
       um die „Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und der
       Terrorismusfinanzierung“ zu verhindern, wie es in der entsprechenden
       EU-Richtlinie heißt.
       
       ## Glücksspiel, Waffenhandel, Prositution
       
       In anderen Regionen der Welt gibt es ähnliche Regeln, die unter dem Begriff
       „Know Your Customer“ (“Kenne Deinen Kunden“) – kurz KYC – bekannt sind. Sie
       verpflichten Institute, potenzielle Kunden und die Herkunft deren Gelder zu
       überprüfen. Gibt es den Verdacht, dass Geld gewaschen oder illegale
       Geschäfte abgewickelt werden sollen, muss die Bank den Kunden abweisen.
       
       Grundsätzlich gebe es drei Kategorien von Namen, die auf schwarzen Listen
       landeten, sagte ein Banken-Insider. Ganz oben stehen demnach Unternehmen
       und Personen, gegen die Sanktionen verhängt wurden. Zur zweiten Kategorie
       zählen Firmen aus umstrittenen Branchen wie Glücksspiel, Waffenhandel oder
       Prostitution. Hinzu kommen Projektfinanzierungen, die bestimmte Umwelt- und
       Sozialstandards – die sogenannten Äquator-Prinzipien – nicht erfüllen. Das
       kann etwa beim Bau von Staudämmen oder Kohlekraftwerken in
       Naturschutzgebieten der Fall sein.
       
       Der Umgang mit Kunden der dritten Kategorie – zu der auch die Fifa zählt –
       ist für die Finanzinstitute besonders schwer. Hier können sich die Banker
       nicht auf interne oder externe Vorschriften berufen, sondern müssen ihrem
       Bauchgefühl vertrauen.
       
       4 Jun 2015
       
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