# taz.de -- Kommentar Treffen der G7: Kostspielig und überflüssig
       
       > Wieder treffen sich die führenden Industrienationen unter kostspieligem
       > Sicherheitsaufwand. Das Thema ist „nachhaltiges Haushalten“.
       
 (IMG) Bild: Was alleine die Kontrollen an der österreichischen Grenze kosten, möchte man gar nicht so genau wissen.
       
       Auf „persönlichen Wunsch“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel findet der
       diesjährige G-7-Gipfel unter deutscher Präsidentschaft am 7. und 8. Juni in
       der abgeschiedenen bayerischen Alpenidylle Elmau statt. Ein aus
       logistischen und sicherheitstechnischen Gründen ungünstigerer und deshalb
       auch kostspieligerer Veranstaltungsort hätte sich kaum finden lassen.
       
       Exorbitante 360 Millionen Euro wird die knapp 24-stündige Begegnung der
       sieben Staats- und Regierungschefs die deutschen SteuerzahlerInnen kosten.
       Hundertmal so viel wie die Münchner Sicherheitskonferenz, die mit ähnlich
       umfangreichen Schutzmaßnahmen alljährlich in einem Hotel der Stadt
       durchgeführt wird.
       
       Da wirkt es nur noch wie zynischer Hohn, dass die Weltenretterin von
       Heiligendamm 2007, Angela Merkel, und ihr Sparkommissar Wolfgang Schäuble
       das Thema „nachhaltiges Haushalten“ auf die Gipfelagenda gesetzt haben. Mit
       360 Millionen Euro ließen sich nämlich viele der Maßnahmen in der
       Entwicklungszusammenarbeit oder zur Förderung von Basisgesundheitssystemen
       (um nur mal zwei Beispiele zu nennen) in armen Ländern finanzieren, für die
       GegnerInnen und KritikerInnen des Gipfels einmal mehr vergeblich
       demonstrieren werden. Wo und wie auch immer man sie schließlich
       demonstrieren lässt.
       
       Doch nicht nur wegen der kriminell hohen Kosten sind die elitären
       Gipfeltreffen der „sieben führenden westlichen Industrieländer“ für die
       Mehrheit der übrigen 186 UNO-Staaten und deren Bevölkerungen schon seit
       vielen Jahren mangels konkreter Beschlüsse im besten Fall so überflüssig
       wie ein Kropf.
       
       ## Nicht mal mehr Dialog mit Russland
       
       Im schlechteren Fall führten diese Gipfel zu Beschlüssen und politischen,
       ökonomischen oder gar militärischen Maßnahmen, mit denen die G7 ihre
       Priviligien und Vormachtstellung gegenüber dem Rest der Welt abzusichern
       suchte.
       
       Bis vor zwei Jahren, als Russland noch dabei sein durfte und die
       Veranstaltung noch G-8-Gipfel hieß, bot sie immerhin eine Gelegenheit zum
       Dialog mit Moskau. Der Ausschluss Russlands wegen der völkerrechtswidrigen
       Annexion der Krim hat die Regierung Putin allerdings ebenso wenig
       beeindruckt und ihre Ukrainepolitik positiv verändert wie die von der G7
       und ihren EU-/Nato-Verbündeten verhängten Sanktionen. Das war vorher
       absehbar. Jetzt befindet sich die G7 gegenüber Russland in der Sackgasse.
       
       Für Moskau ist inzwischen die Kooperation im Rahmen der Brics – also der
       Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften mit den führenden
       „Schwellenländern“ des Südens Brasilien, Indien, China, und Südafrika –
       wichtiger geworden als die G 8.
       
       ## Keine Stellvertreter
       
       Darüber hinaus treffen sich die fünf Brics-Mitglieder, die G7 sowie acht
       weitere ökonomische Mittelmächte des Südens seit einigen Jahren ebenso
       regelmäßig unter der Abkürzung G20 (zuletzt 2014 in Brisbane, Australien).
       Die G20 ist zwar vergleichsweise sehr viel repräsentativer für die
       Weltbevölkerung, als es G7 oder G8 jemals waren.
       
       Doch auch die G20 kann den Anspruch nicht glaubwürdig erfüllen, bei der
       Bewältigung globaler Herausforderungen stellvertretend für den Rest der
       Staatengemeinschaft zu handeln– nicht zuletzt deshalb, weil sich die einst
       verbreitete Hoffung, China würde im Kontext der G20 oder auch (die nächste
       Abkürzung kommt bestimmt) der Welthandelsorgansation WTO als Anwalt auch
       aller anderen „Entwicklungsländer“ auftreten, längst als Illusion erwiesen
       hat.
       
       Die globalen Probleme lassen sich, wenn überhaupt, nur im Rahmen einer G193
       bewältigen, also aller in der UNO-Generalversammlung vertretenen Länder.
       Ein wichtiges Beispiel für Problembewältigung durch die G193 war der 2013
       vorgelegte, detaillierte Vorschlag für eine Regulierung der internationalen
       Finanzindustrie, um die Wiederholung von Krisen wie der von 2008 zu
       vermeiden. Doch dieser Vorschlag wurde von der G7 zurückgewiesen.
       
       29 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
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