# taz.de -- Baugemeinschaften in der Berliner Innenstadt: Gruppenweise unter ein Dach
       
       > Baugruppen schaffen individuelle Wohnungen. Interessenten benötigen
       > Mitstreiter, Grundkapital und viel Ausdauer. Zwölf Tipps für den Weg ins
       > gemeinsame Haus.
       
 (IMG) Bild: Konstrukt aus Stäben und Platten: Der Entwurf „danach“ zeigt Wohncontainer die öko und per Lkw transportabel sind.
       
       Die eigenen vier Wände sind in der Mieterstadt Berlin die Ausnahme. Das
       liegt nicht nur am mangelnden Geld der Bewohner. Denn wer viel Geld ins
       eigene Heim investiert, will auch bei der Gestaltung mitreden. Das geht
       meist nur bei einem Eigenheim am Stadtrand. In der City bleibt in der Regel
       nur der Kauf einer Wohnung, die ein Investor geplant hat - es sei denn, man
       beteiligt sich an einer Baugruppe. Die werden künftig vom Land Berlin
       unterstützt, mit Beratungsangeboten und einer erleichterten Vergabe
       landeseigener Grundstücke (siehe Kasten).
       
       Was ist eine Baugruppe? Menschen schließen sich zusammen, um gemeinsam ein
       Haus selbst nach ihren Vorstellungen zu planen und zu bauen. Alles andere
       ist Verhandlungssache.
       
       Wo finde ich Mitstreiter? In der Regel finden sich die Bauherren im
       Bekanntenkreis, sagt der Architekt Ulrich Schop, der selbst eine Baugruppe
       initiiert hat. Über persönliche Netzwerke kämen weitere hinzu. "Da hat man
       gleich den Bezug, das ist ein erfolgsversprechendes Modell."
       
       Kann jeder so eine Gruppe gründen? Im Prinzip ja. Doch nicht jeder ist der
       Typ dafür, sagt der Architekt Winfried Härtel, der verschiedene Baugruppen
       betreut. Er rät, sich bestehenden Initiativen anzuschließen.
       
       Und wo finde ich solche Projekte? Manche suchen Mitstreiter per Aushang im
       Bioladen um die Ecke. Den besten Überblick bekommt man jedoch im Internet.
       Auf den Seiten [1][wohnprojekte-berlin.info] und [2][wohnportal-berlin.de]
       sind zahlreiche Baugemeinschaften aufgelistet. Hier finden sich sowohl
       Initiativen für kommende Projekte, denen man sich noch anschließen kann,
       als auch bereits fertig gestellte Häuser. Deren Bewohner kann man auch um
       Rat fragen.
       
       Wodurch unterscheiden sich die einzelnen Gruppen? Es gibt Gruppen, die
       wollen nur in einer netten Nachbarschaft wohnen. Bei anderen steht der
       soziale Aspekt im Vordergrund - etwa eine Mischung junger und alter
       Menschen im Haus. Andere planen in erster Linie ökologische
       Niedrigenergiehäuser. Die ambitioniertesten wollen schlichtweg alles: eine
       altersgemischte, nette Nachbarschaft in einem Ökohaus mit flexiblen
       Grundrissen.
       
       Wie groß sind die Baugruppen? Im Schnitt schließen sich 10 bis 15 Parteien
       zusammen. So entsteht eine überschaubare Nachbarschaft. Theoretisch müssten
       es lediglich zwei Parteien sein, auch nach oben gibt es kein Limit.
       Allerdings sollten auch alle Platz im Haus finden.
       
       Ist das nicht unheimlich anstrengend? Das kann schon sein. Aber erst die
       ständige Auseinandersetzung über das Projekt führt zu ungewöhnlichen
       Lösungen. Eigenbrötler sollten sich jedoch eher für eine Einliegerwohnung
       entscheiden.
       
       Wie sind Baugruppen rechtlich organisiert? Viele gründen zunächst einmal
       einen Verein. Die endgültige Rechtsform hängt vom Charakter der Gruppe ab.
       Eigentumsorientierte Gemeinschaften gründen meist eine schlichte GbR. Bei
       Genossenschaften steht der soziale Aspekt im Vordergrund. Die Übergänge
       allerdings sind fließend. Wichtig ist bei allen Rechtsformen vor allem die
       klare Regelung einer Ausstiegsklausel, das vermeidet Ärger.
       
       Wo finde ich ein passendes Grundstück? Kurz gesagt: auf dem freien Markt.
       Das fällt den Gruppen häufig schwer, da sie sich erst mal auf ein
       Grundstück einigen und die gemeinsame Finanzierung aufbringen müssen. Damit
       sie dafür mehr Zeit haben, sollen landeseigene Grundstücke künftig für eine
       angemessene Frist reserviert werden, bevor der Kaufpreis fällig wird.
       
       Was kostet der Spaß? Mit 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche muss man
       schon rechnen, je nach Ausstattung und Wohngegend variieren die Preise
       zwischen 1.000 und über 3.000 Euro. "Man bekommt aber zu einem geringeren
       Preis mehr an Qualität als bei einem klassischen Wohnungskauf", sagt der
       Architekt Härtel. Oft ließen sich Dinge realisieren, die es auf dem
       normalen Markt nicht gibt. Dazu gehören auch unterschiedliche Preise pro
       Etage. Das gab es zum Beispiel in Ulrich Schops Baugruppe, um den
       finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Bauherren gerecht zu werden.
       
       Können wir jetzt endlich loslegen? Wenn sich eine Gruppe auf ein Grundstück
       und - fast noch wichtiger - eine das Projekt tragende Idee geeinigt hat,
       steht dem Start nichts mehr im Wege.
       
       Wann kann ich einziehen? Das kann dauern. Von der ersten Idee bis zum
       Möbelpacken vergehen oft mehrere Jahre.
       
       21 Dec 2007
       
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