# taz.de -- Eigenheime: Senat baut Baugruppen auf
       
       > Nach langem Tauziehen einigen sich die Senatoren für Stadtentwicklung und
       > Finanzen: Baugruppen müssen nur noch den Verkehrswert eines Grundstücks
       > bezahlen.
       
 (IMG) Bild: Bau auf, bau auf: Baugruppen können schon mal in die Hände spucken
       
       Im Wettbewerb um landeseigene Grundstücke sollen Baugruppen künftig
       bevorzugt werden. Dies sieht eine Senatsvorlage von
       Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vor. "Wir wollen das
       Vorhaben noch in diesem Jahr in den Senat einbringen", bestätigte
       Junge-Reyer gegenüber der taz.
       
       Bislang konnten Gruppen ihren Traum vom selbstbestimmten Bauen nach eigenen
       Entwürfen nur realisieren, wenn sie für das ausgewählte Grundstück mit
       anderen Investoren konkurrierten - und beim Liegenschaftsfonds das
       Höchstgebot abgaben. Hinzu kamen Schwierigkeiten bei der Finanzierung, da
       der Kaufpreis oft schon unmittelbar nach dem Abschluss des Kaufvertrags
       fällig wurde.
       
       Das soll sich nun ändern. Nach Informationen der taz sollen bauwillige
       Familien künftig nur noch den Verkehrswert eines Grundstücks bezahlen.
       Außerdem soll das Grundstück ein Jahr lang zum Festpreis reserviert werden,
       damit die Finanzierung auf die Beine gestellt werden kann. Ein
       entsprechender Kriterienkatalog soll garantieren, dass die Projekte
       architektonisch und städtebaulich sinnvoll sind sowie die Nachbarschaft und
       den sozialen Zusammenhalt stärken.
       
       Um eine solche Lösung war allerdings monatelang gestritten worden. Vor
       allem Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) bestand darauf, Grundstücke auch
       weiterhin zu Höchstpreisen zu verkaufen. Für Junge-Reyer dagegen ging es
       auch um den politischen Spielraum, den der Senat bei der Grundstücksvergabe
       hat. Nun haben sich beide Verwaltungen grundsätzlich geeinigt, freut sich
       die Stadtentwicklungssenatorin. Voraussichtlich am 18. Dezember wird der
       Senat einen entsprechenden Beschluss fassen.
       
       Bereits in Sack und Tüten ist eine Beratungsstelle für Wohnprojekte, die
       unter dem sperrigen Titel "Netzwerkagentur generationenübergreifendes
       Wohnen" firmiert. Für den bislang in der Senatsverwaltung für
       Stadtentwicklung für Selbsthilfeprojekte zuständigen Jochen Hucke ist die
       Beratungsstelle ein "Angebot sowohl für Baugruppen als auch für
       Wohnprojekte auf Mietbasis". Die Finanzierung der Beratungsstelle ist
       zunächst auf zwei Jahre begrenzt.
       
       Mit beiden Vorhaben will das Land auch auf Bundesebene verlorenen Boden
       wieder gutmachen. Anders als zum Beispiel in Tübingen, Freiburg oder
       Hamburg hat der Senat bislang keine konkreten Maßnahmen zur Förderung von
       Baugruppen einzuleiten. In Hamburg dagegen hat der Senat 15 Prozent der
       landeseigenen Grundstücke für Baugruppen reserviert.
       
       Vertreter der Wohnungsgenossenschaften kritisierten das Vorhaben: "Wir
       würden uns freuen, wenn es eine ähnliche Vorzugsbehandlung für weniger gut
       Situierte gäbe", sagte Peter Weber, Geschäftsführer der
       Selbstbau-Genossenschaft in Prenzlauer Berg.
       
       7 Dec 2007
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA