# taz.de -- Hamburgwahl ohne Sieger: Schwarz-Grün oder Schwarz-Rot
> Wie erwartet verliert die Union ihre absolute Mehrheit. Doch
> Herausforderer Michael Naumann kann nicht wie erhofft zulegen. Die FDP
> bleibt draußen.
(IMG) Bild: Die Hände Ole von Beusts sind offenbar nicht gut genug: Wahlplakate des Bürgermeisters und seines Herausforderers Naumann.
BERLIN taz Die CDU hat ihre absolute Mehrheit in der Hamburger Bürgerschaft
verloren. Während sie vor vier Jahren noch 47,2 Prozent erreichte, kommt
sie nach dem amtlichen Ergebnis der Nacht nur noch auf 42,6 Prozent. Damit
bliebe sie aber trotzdem mit deutlichem Abstand stärkste Fraktion vor der
SPD. Die konnte demnach ihr Ergebnis auf 34,1 Prozent steigern - 2004 waren
es nur 30,5 Prozent. Naumann gab sich in seiner ersten Reaktion zufrieden:
Die SPD habe ihr erstes Ziel erreicht.
Die Grünen, die in Hamburg Grün-Alternative Liste (GAL) heißen, verlieren
deutlich. Kamen sie 2004 noch auf 12,3 Prozent, so sind es nun nur noch 9,6
Prozent. Die Linkspartei schaffte auf Anhieb den Einzug in die Hamburger
Bürgerschaft mit 6,4 Prozent - bleibt aber deutlich hinter den Grünen und
hinter den Erwartungen der vergangenen Wochen. Da hatten die Grünen schon
gebangt, ob sie überhaupt noch dritte Kraft bleiben würden.
Trotzdem sprach der Bundesgeschäftsführer der Linken, Dietmar Bartsch, von
einem guten Ergebnis. Er nannte die Ergebnisse der vergangenen Wochen für
die Linken einen "grandiosen Sieg". Die Linke sei nun in zehn Landtagen
vertreten und stelle mehr als 200 Abgeordnete in den Landtagen
Deutschlands. Das sei mehr, als die Grünen oder die FDP vorweisen könne,
weshalb die Linke klar die dritte Kraft in Deutschland sei.
Die FDP hingegen war schon vor vier Jahren aus dem Hamburger
Landesparlament geflogen. Bei dieser Wahl reichte es wieder nicht: Am Ende
zählten die amtlichen Wahlhelfer 4,7 Prozent für die Liberalen aus.
Bürgermeister Ole von Beust erklärte am Abend, das Wahlergebnis gebe ihm
"den klaren Auftrag eine Regierung zu bilden". Er werde dafür sorgen, dass
"Kommunisten und Linksparteiler" nicht an die Regierung kämen. Auch
SPD-Spitzenmann Naumann erklärte, auf keinen Fall mit der Linkspartei
zusammenarbeiten zu wollen.
Schon lange deuten die Umfragen an, dass es bei der Hamburger Wahl keine
klaren Mehrheitsverhältnisse geben wird. Für Schwarz-Gelb hätte es selbst
dann nicht gereicht, wäre die FDP hineingekommen.
Mit dem Einzug der Linkspartei herrschen also auch in Hamburg mehr oder
weniger hessische Verhältnisse. Doch weil so bald keine weitere Wahl folgt,
könnte nun schneller Bewegung in die politische Landschaft kommen, als in
Hessen.
Besonders interessant ist für Hamburg die einzige Konstellation, die
abgesehen von einer großen Koalition mit nur zwei Bündnispartnern auskäme:
Schwarz-Grün. Und in den Umfragen sind zwar beide Koalitionen nicht sehr
beliebt. Bei den Unionswählern allerdings kommt Schwarz-Grün besser an als
Schwarz-Rot.
Ole von Beust erklärte am Abend auffällig betont, dass er keine Präferenzen
habe, wenn er in den kommenden Tagen mit SPD und Grünen über eine mögliche
Koalition reden werde. Die grüne Spitzenkandidatin Christa Goetsch machte
jedoch klar, dass es unverändert nur "geringe Schnittmengen" mit der CDU
gebe. Sie sprach vor allem die Energie- und die Schulpolitik als große
Hürden für eine Zusammenarbeit an. Auch der Chef der Grünen Bundespartei,
Reinhard Bütikofer, schloß eine Koalition mit der Union in einer ersten
Reaktion nach der Hamburgwahl aus.
24 Feb 2008
## AUTOREN
(DIR)
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draußen.