# taz.de -- Reaktionen auf Umbenennung in Berlin: "Die Dutschke-Straße war überfällig"
       
       > Was Kreuzbergs Bürgermeister Schulz, KiWi-Verleger Malchow,
       > Bundestagsvizepräsidentin Goering-Eckardt, Grünen-Politiker Cohn-Bendit
       > und SPD-Politiker Scheer zur Dutschke-Straße sagen.
       
 (IMG) Bild: EU-Grünen-Fraktionschef Daniel Cohn-Bendit: "Die Dutschke-Straße materialisiert, dass 1968 vorbei ist"
       
       40 Jahre nach dem Attentat auf Rudi Dutschke kann ein Teil der Kochstraße
       in Berlin-Kreuzberg jetzt endgültig nach dem Studentenführer benannt
       werden. Damit wird die Rudi-Dutschke-Straße auf die Axel-Springer-Straße
       treffen. Stimmen zur Dutschke-Strasse.
       
       Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages: "Rudi
       Dutschke war wie die gesamte Studentenbewegung wichtig für die
       Demokratisierung Westdeutschlands. Allein, dass es dann in Zukunft die
       Weg-Kurzbeschreibung "Rudi-Dutschke Ecke Axel-Springer" gibt, wäre doch ein
       schönes Symbol - eine bleibende Erinnerung an die Konfrontationen von
       damals und an das, was daraus geworden ist."
       
       Daniel Cohn-Bendit, EU-Fraktionsvorsitzender der Grünen und Anführer der
       Pariser Revolte von 1968: "Die Dutschke-Straße materialisiert, dass 1968
       vorbei ist. Das heißt ganz und gar nicht, dass es falsch war. Aber es geht
       jetzt um andere Auseinandersetzungen. Bild-Chef Kai Diekmann sollte daher
       sein 68er-Buch überarbeiten und beginnen mit einem Kapitel "An meinen neuen
       Nachbarn Rudi Dutschke". Mit einem Vorwort von Welt-Chef Thomas Schmid mit
       dem Titel "Von der Autonomie zur Versöhnung".
       
       Hermann Scheer, Bundestagsabgeordneter (SPD): "Ich finde die
       Dutschke-Straße überfällig. Es ist doppelt richtig, dass dafür die
       Kochstraße umbenannt wird. Nicht wegen der taz, sondern wegen des
       Springer-Verlags. Das ist ein kulturelles Versöhnungszeichen. Es ist
       überfällig, dass man über 1968 differenzierter diskutiert."
       
       Bahman Nirumand, Weggefährte Dutschkes und führender 68er: "Ich finde es
       großartig, dass dem Rudi endlich die ihm gebührende Ehre entgegengebracht
       wird. Ich hoffe, dass das auch dazu dient, den Wert dieser Bewegung von
       1968 richtig einzuschätzen. Das heißt: Menschen wie Dutschke haben in
       Deutschland Geschichte gemacht - und zur Demokratisierung des Landes
       beigetragen. Das ist die Ironie der Geschichte, dass die beiden
       Kontrahenten Dutschke und Springer nun als Straßen aufeinanderzugehen.
       Dennoch ist natürlich noch eine Rechnung offen."
       
       Helge Malchow, Kiwi-Verleger (Dutschke-Tagebücher, Dutschke-Biografie):
       "Rudi Dutschke ist eine umstrittene, aber bedeutsame Figur der
       Zeitgeschichte, die seit 1968 der Geschichte der Bundesrepublik eine Reihe
       von positiven Impulsen gegeben hat. Ich halte es für angemessen und
       richtig, dass diese Straßennamensänderung vorgenommen worden ist. Straßen
       sollen nicht nur nach Idolen benannt werden, sondern auch nach Personen, in
       denen sich das Bewußtsein vielen Menschen spiegelt."
       
       Franz Schulz, Bezirksbürgermeister des Berliner Stadtteils
       Friedrichshain-Kreuzberg: "Das ist ein Glücksfall, passend zum 40.
       Jahrestag von 1968. Auf der eine Seite ist die historisierende Würdigung,
       auf der anderen sind Diskussionen um Meinungsmonopole und Kartelle
       hochaktuell. Ich freue mich vor allem, dass nicht nur die
       Bezirksverordnetenversammlung und die Justiz sich für die Dutschke-Strasse
       ausgesprochen haben, sondern dass damit der positive Bürgerentscheid
       umgesetzt werden kann. Das Ja zu Dutschke-Strasse war ja der erste
       Bürgerentscheid in Friedrichshain-Kreuzberg."
       
       21 Apr 2008
       
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       April 2008.