# taz.de -- Demonstrationen in Berlin-Kreuzberg: Mai-Protest wird kreativ
       
       > Der "Tag der Arbeit" ist Protest und Party. Auf den Veranstaltungen zum
       > 1. Mai bleibt es bis zum Abend friedlich. Zehntausende besuchen das
       > Kreuzberger Myfest, auch die Revolutionäre 1.-Mai-Demo beginnt ohne
       > Krawall
       
 (IMG) Bild: Perückend: Die Mayday-Parade auf dem Weg nach Kreuzberg
       
       Ist der 1. Mai in Kreuzberg auf dem Weg, sich ein neues Image zu geben: das
       Image des friedlichen Protests und der Straßenfeste? Es sieht danach aus.
       Denn mehrere Demonstrationen und Umzüge mit zehntausenden Teilnehmern
       verliefen bis zum frühen Abend ohne negative Vorfälle. Auch die
       Demonstration linker Gruppen, die nach 19 Uhr vom Kottbusser Tor in
       Richtung Heinrichplatz zog, blieb bis Redaktionschluss im Wesentlichen
       friedlich. Vereinzelt flogen Farbbeutel, es gab Rangeleien.
       
       Die laut Polizei 10.000 vornehmlich schwarz gekleideten Teilnehmer der
       "Revolutionären 1.-Mai-Demo" hatten sich nach einer Kundgebung am
       Kottbusser Tor und im Anschluss an den Auftritt der französischen Rapperin
       Keny Arkana in Richtung Mariannenplatz in Bewegung gesetzt. Transparente
       riefen dazu auf, sich gegen Sozialabbau und "Barbarei, Krieg und Kapital"
       zu formieren. Rote und schwarze Fahnen wurden geschwenkt.
       
       Die Polizei, die am Tag mit rund 5.000 Beamten im Einsatz war, zeigte sich
       hier präsenter als bei den übrigen Veranstaltungen. Sie hielt sich aber mit
       Fahrzeugen und in Mannschafts-Stärke zurück. Eine massive Präsenz der
       Polizei, wie in den 80er- und 90er-Jahren üblich in Kreuzberg, konnte man
       bis zum frühen Donnerstagabend nicht beobachten.
       
       Innensenator Ehrhart Körting (SPD) beurteilte in einer ersten Stellungnahme
       den Verlauf des 1. Mai positiv. Er freue sich über den friedlichen Hergang
       des Tags der Arbeit, wollte aber keine Prognose über den weiteren Verlauf
       des Abends geben.
       
       Begonnen hatte der "Tag der Arbeit" mit der Kundgebung des Deutschen
       Gewerkschaftsbundes (DGB) am Brandenburger Tor, an der nur einige tausend
       Menschen teilgenommen hatten. Zum Renner des 1. Mai dagegen avancierten in
       Kreuzberg und Friedrichshain die Straßenparty "Myfest" rund um den
       Mariannenplatz und die "Mayday-Parade", die vom Boxhagener Platz zum
       Spreewaldbad führte.
       
       Laut Veranstalter besuchten weit mehr als 20.000 Menschen das Myfest, wo
       zwischen Grill-Rauchschwaden und Livemusik ein Multi-Kulti-Familienfest
       stattfand. Die Party sei "laut, bunt, aber friedlich" verlaufen, so eine
       Sprecherin.
       
       Stark besucht war auch die "Mayday-Parade". Begonnen hatte der Zug in
       Friedrichshain noch recht übersichtlich, auf dem Weg durch Kreuzberg
       schwoll die Zahl der Demonstranten laut Polizei dann auf über 8.000
       Teilnehmer an - darunter viele Familien mit Kinder. Die "Parade der
       Protest- und Tanzwütigen" glich angesichts der Stimmung teilweise einem
       Karnevalsumzug.
       
       Philipp Stein, Sprecher der Mayday-Parade, sagte zur taz: "Ich war
       überwältigt. Die Mayday-Parade ist als Angebot angenommen worden, den
       Protest kreativ in die Hand zu nehmen".
       
       2 May 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rolf Lautenschläger
       
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