# taz.de -- Schäubles Fernsehverbot: Schatten auf der "Sonne"
       
       > Im Juni verbot Schäuble den Empfang des kurdischen Fernsehsenders Roj TV.
       > Die Entführung der drei Deutschen rückt das ins Rampenlicht.
       
 (IMG) Bild: Demonstration gegen die Schließung von Roj TV vor dem Berliner Hauptbahnhof.
       
       BERLIN taz Nachrichten, Talkshows, Dokumentationen und viele, viele
       Musikclips und Konzertmitschnitte: Auf den ersten Blick wirkt Roj TV wie
       viele andere private Fernsehsender - bunt, unterhaltsam und professionell
       gemacht. Doch auf den zweiten Blick wird deutlich: Die Musikclips sind
       ausschließlich von kurdischen Sängern und Bands, die Dokumentationen
       handeln vom kurdischen Landleben oder von Festen wie dem jährlichen
       Newroz-Neujahrsfest, und in den Nachrichten ist viel von den Offensiven der
       PKK und vom "Führer" Öcalan die Rede, der seit 1999 in türkischer Haft
       sitzt.
       
       Nicht nur im Osten der Türkei - auch in vielen kurdischen Vereinen und
       Haushalten in Deutschland war Roj TV ein gerne gesehenes Programm. Im Juni
       aber hat Innenminister Wolfgang Schäuble den Empfang in Deutschland
       verboten. Das deutsche Studio des Senders in Wuppertal wurde geschlossen,
       der gesamte Besitz der Produktionsfirma von der Polizei beschlagnahmt. Eine
       kleine Hundertschaft von Kurden protestierte deshalb am Donnerstag vor dem
       Innenministerium in Berlin. Durch die Entführung dreier Deutscher im Osten
       der Türkei hat der Fall nun überregionale Aufmerksamkeit erhalten.
       
       Roj TV - der Name "Roj" bedeutet so viel wie "Sonne" oder "Tag" - gilt
       deshalb als Sprachrohr der kurdischen PKK-Guerilla, die in der Osttürkei
       gegen den türkischen Staat kämpft. Seit März 2004 sendet er über Satellit
       aus Dänemark, das sich in Sachen Meinungsfreiheit besonders liberal gibt.
       Für die Türkei ist das schon lange ein Ärgernis. Erst im April wurden dort
       53 Bürgermeister, die der kurdischen Partei DTP angehören, zu Geldstrafen
       verurteilt. Sie hatten in einer Petition an den dänischen Premierminister
       Anders Fogh Rasmussen darum gebeten, Roj TV nicht zu schließen. Genau
       darauf aber drängt die türkische Regierung schon seit Jahren.
       
       Die Entführung der drei Bergsteiger auf dem Ararat sehen viele als Reaktion
       auf das deutsche Vorgehen gegen Roj TV. Nur der kurdische Sender selbst
       bestreitet jede Verbindung damit. Sein Sender habe mit der Sache "nicht das
       Geringste" zu tun, sagte ein Sprecher am Freitag in Kopenhagen.
       
       11 Jul 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar Kurdenkonflikt: Falscher Schulterschluss mit Ankara
       
       Statt kurdische Vereine, Webseiten und den Fernsehsender Roj TV schließen
       zu lassen, sollte sich Innenminister Schäuble mehr um Vermittlung bemühen.