# taz.de -- Kommentar Brown und die Finanzkrise: Labour hat seine Wähler verprellt
       
       > In Großbritannien wird die Finanzkrise vor allem die Labour Party weiter
       > schwächen. Eine Wahlniederlage gegen die Tories in anderthalb Jahren
       > scheint sicher.
       
       Es ist nicht die Zeit für Wiederauferstehungen. Die britische Labour Party,
       die sich heute in Manchester trifft, wird der Wahlniederlage gegen die
       Tories in anderthalb Jahren nicht entgehen. Das liegt nicht allein am
       Premier Gordon Brown. Denn sein Kabinett und die Mehrheit seiner Partei
       haben seine Politik, die er schon als Schatzkanzler betrieben hat,
       mitgetragen. Den Abgeordneten, die ihn loswerden wollen, geht es nicht um
       eine Korrektur dieser verfehlten Politik. Sondern um Schadensbegrenzung, um
       ihre eigenen Mandate zu retten.
       
       Die OECD hat festgestellt, dass Großbritannien schlechter als andere
       europäische Länder gerüstet ist, um halbwegs unbeschadet durch die aktuelle
       Wirtschaftskrise zu kommen. Brown hatte auf Drängen der Finanzkreise die
       Kapitalertragssteuer gesenkt und dadurch eine Spirale in Gang gesetzt: Wer
       Geld hatte, beschaffte sich durch billige Kredite noch mehr Geld und
       investierte entweder in privatisierte Staatsunternehmen. Oder man kaufte
       Häuser auf, um sie zu vermieten. Dadurch stiegen die Hauspreise jahrelang
       um 50 Pfund - am Tag.
       
       Brown ist stolz darauf, dass London auf dem besten Weg war, New York als
       Finanzzentrum zu überholen. Er hat ein globales Paradies für die
       Steuerumgehung geschaffen, während gleichzeitig die Mechanismen für die
       Betrugsaufdeckung zurückgefahren wurden. Die Folgen: Die privatisierten
       Staatsunternehmen wurden aufgrund von Personaleinsparungen und mangelnden
       Investitionen heruntergewirtschaftet, die Gemeindesteuer stieg für
       Normalverdiener dramatisch, weil sie auf Grundlage der überhöhten
       Immobilienwerte berechnet wird, Sozialleistungen wurden zurückgefahren, und
       die Reallöhne stiegen seit gut zehn Jahren nicht mehr.
       
       Labour hat seine traditionelle Klientel verprellt. Das hat sich bei der
       Nachwahl in Glasgow East im Frühjahr gezeigt. Bisher hatten dort die Wähler
       automatisch ihr Kreuzchen hinter dem Labour-Kandidaten gemacht. Diese
       Zeiten sind vorbei und werden auch so schnell nicht wiederkommen. Denn im
       Programm von New Labour sind Kursänderungen nicht vorgesehen.
       
       20 Sep 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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