# taz.de -- Bankenkrise in den USA: Steuerzahler sollen Börse retten
       
       > Der Bankencrash in den USA kommt die Steuerzahler teuer zu stehen. Bis zu
       > einer Billion Dollar öffentliche Finanzspritze könnte der Plan der
       > US-Regierung kosten.
       
 (IMG) Bild: Börsenkurse im Blick: Investor in Hongkong.
       
       WASHINGTON taz Egal ob es nun der größte Rettungsplan in der Geschichte der
       USA wird oder der größte Eingriff einer US-Regierung in die Finanzbranche
       seit der Großen Depression - was die US-Regierung fieberhaft am Freitag zu
       planen begann, verdient etliche Superlative. Unter anderen den: am
       teuersten.
       
       Bis zu einer Billion US-Dollar könnte die US-Steuerzahler demnach der
       Rettungsfonds der US-Regierung für angeschlagene Banken nach Einschätzungen
       von Experten kosten. US-Finanzminister Henry Paulson hatte den Plan am
       Donnerstagabend angekündigt. Zusammen mit Vertretern der Notenbank Fed und
       des Kongresses plant Paulson, die Banken von faulen Krediten freizukaufen,
       um so die Turbulenzen an den Börsen gering zu halten.
       
       Allein die Nachricht, dass Washington eine Idee hat, wirkte am
       Freitagmorgen bereits Wunder. Erste kurzzeitige Maßnahmen zur
       Markstabilisierung trieben die US-Börsen zum Handelsstart um knapp 4
       Prozent in die Höhe. Auch der DAX sprang um 5,5 Prozent nach oben.
       Investoren wollten glauben, dass die Behörden unter Leitung von Paulson die
       Lage entschärfen könnten. Auch ein Verbot von Leerverkäufen für Finanzwerte
       zeigte positive Wirkung. Bereits am Vortag hatten die wichtigsten
       US-Indizes den größten Tagesgewinn seit sechs Tagen verbucht. Dabei soll
       Paulson den versammelten Kongressabgeordneten und Bänkern hinter
       verschlossenen Türen ein grimmiges Bild der US-Wirtschaft gemalt haben.
       Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi nannte die Sitzung jedenfalls die
       dringlichste ihrer Karriere und sicherte zu, der Kongress werde wenn
       notwendig nachsitzen, um alles so schnell wie möglich absegnen zu können.
       
       Wie der Plan genau funktionieren soll, wusste da freilich noch niemand
       genauer. Nur so viel drang nach ersten Sitzungen an die Öffentlichkeit: In
       einem ersten weitreichenden Schritt richtet der Staat eine
       Einlagensicherung für die unter Druck geratenen Geldmarktfonds ein. Dazu
       sollen bis zu 50 Milliarden Dollar bereitgestellt werden, hieß es. Anleger
       hatten zuletzt große Summen aus den Geldmarktfonds abgezogen. Dadurch kamen
       Fondsgesellschaften und andere Finanzhäuser in große Schwierigkeiten. Der
       Markt dieser Anlageform ist Expertenschätzungen zufolge mehrere Billionen
       Euro schwer. Die geplante Einlagensicherung könnte den auch in Deutschland
       üblichen Garantien für Sparbücher und Girokonten gleichen und soll vor
       allem eins: Vertrauen zurückgewinnen.
       
       Dass das Vorgehen vor allem den wahlkämpfenden Republikanern nicht gefällt,
       überrascht kaum. Ihre Philosophie der Selbstregulierung des Marktes - eine
       der zentralen Wahlkampfbotschaften - verliert angesichts der Krise
       zunehmend an Durchschlagskraft. So meckerte Senator Jim Bunning aus
       Kentucky: "Der einzige Unterschied zwischen dem, was die Fed mit dem
       Versicherer AIG gemacht hat, und dem, was Hugo Chávez in Venezuela macht,
       ist, dass er wenigstens keine Steuergelder riskiert, wenn er die Betriebe
       verstaatlicht. Er nimmt sie sich einfach." Doch während die Börsenkurse
       sinken, steigt gleichzeitig erneut der Sympathiegrad für den demokratischen
       Präsidentschaftskandidaten Barack Obama. Er legte in Meinungsumfragen
       wieder zu.
       
       Beide Kandidaten hatten angekündigt, mit Wirtschaftsplänen und
       Lösungsvorschlägen an die Öffentlichkeit zu gehen. John McCain präsentierte
       in einem Sechs-Punkte-Plan die Idee eines Hypotheken-Trusts, der die von
       galoppierenden Kreditzinsen bedrohten Hauseigentümer vor Verlust des
       Eigenheims schützen soll. Mit kräftigen Seitenhieben gegen Washington
       gespickt, kündigte McCain ein weiteres Mal an, die "Gier und Korruption" an
       der Wall Street beenden zu wollen. Obamas Plan lag bis Redaktionsschluss
       noch nicht vor.
       
       20 Sep 2008
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Adrienne Woltersorf
       
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