# taz.de -- Ökosportwagen Tesla: Tempoträume aus der Steckdose
       
       > Die Firma Tesla hat einen Elektro-Sportwagen gebaut und will bald eine
       > Batterielimousine anbieten. Die Geschichte der jungen Ökofirma zeigt, wie
       > schwierig automobile Umweltrevolution wird.
       
 (IMG) Bild: Design, schnittig und trotzdem öko: der Tesla-Sportwagen.
       
       Elon Musk ist das Gegenteil von unterbeschäftigt. Der in Südafrika geborene
       37-Jährige, der mit dem Verkauf der Internet-Bank Paypal an das
       Online-Auktionshaus Ebay reich wurde (aktuell geschätztes Privatvermögen:
       330 Millionen Dollar), hat gleich zwei Chefjobs - und beide scheinen sie
       von außen mehr als genug Arbeit für eine Person zu sein.
       
       Mit der Firma SpaceX versucht Musk seit 2002, eine eigene Rakete zu
       entwickeln, mit der Satelliten und eines Tages auch Raumkapseln der Nasa
       ins All geschossen werden sollen. In das Vorhaben steckte er persönlich 100
       Millionen Dollar, nach vielen Fehlschlägen gab es inzwischen auch erste
       erfolgreiche Starts und die Ankündigung lukrativer Regierungsaufträge.
       
       Und als ob das nicht genug wäre, investierte der Unternehmer wenig später
       auch noch in eine Firma, die sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt hat,
       als Trendsetter der automobilen Revolution zu sein: in den
       Elektrofahrzeugbauer Tesla Motors aus dem kalifornischen San Carlos.
       Inzwischen ist Musk selbst nach mehreren Managementumbauten zum Firmenchef
       bei Tesla aufgestiegen, bastelt also parallel an führender Stelle an der
       Zukunft erdgebundener Mobilität sowie der Raumfahrt der nächsten
       Generation.
       
       Was von beidem schwieriger ist, kann er selbst nicht sagen. Die
       Wahrscheinlichkeit ist allerdings groß, dass es sich um den
       Ökoautohersteller handelt -schließlich gilt die solvente Nasa bei SpaceX
       inzwischen als Stammkunde. Das Beispiel der Elektrofahrzeugfirma dagegen
       zeigt, wie schwierig die automobile Umweltrevolution selbst Unternehmern
       fällt, die in anderen Bereichen zahlreiche Meriten sammeln konnten: Noch
       hakt es an allen Ecken und Enden.
       
       Dabei klang die Idee von Tesla eigentlich einfach genug: Zunächst war der
       Bau eines Sportwagens geplant, dem Roadster. Die dabei gewonnenen
       Erfahrungen sollten dann samt der einträglichen Marge für einen solchen
       Luxusflitzer genutzt werden, um anschließend eine gehobene Limousine und
       später vielleicht auch noch eine massenkompatible Familienkutsche zu bauen.
       
       Große Namen machten bei Tesla von Anfang an mit - Musk ist schließlich gut
       vernetzt. Anfängliche Investitionen für die Neugründung kamen unter anderem
       von den Google-Erfindern Larry Page und Sergey Brin, vom ehemaligen
       Ebay-Präsidenten Jeffrey Skoll und diversen großen Namen der
       Technologiefinanzierungsszene im IT-Mekka Silicon Valley. Bis Anfang dieses
       Jahres sammelte Tesla so fast 200 Millionen Dollar ein. Gegen diese Summe
       nehmen sich die knapp 150 gebauten und ausgelieferten Roadster-Modelle eher
       mickrig aus, selbst wenn die Fahrzeuge pro Stück derzeit mit regulärer
       Sonderausstattung 120.000 Dollar kosten.
       
       Trotzdem war die finanzielle Decke stets dünn. Von der gewünschten Marge
       blieb wenig übrig - im Gegenteil, Tesla zahlt noch immer drauf, obwohl die
       Kundschaft zuvor sogar 75.000 Dollar Anzahlung leisten musste. Im Herbst
       2008 stand Tesla dann offenbar kurz vor dem Zusammenbruch, gerettet wurde
       die Firma nur durch einen Investorenkredit und Geld von Musk selbst. Ein im
       Herzland der US-Autoindustrie nahe Detroit geplantes Entwicklungszentrum
       für 50 Millionen Dollar wurde trotzdem beerdigt.
       
       Im Management krachte es unterdessen mehrfach gewaltig. Firmengründer
       Martin Eberhard, anfangs Galionsfigur des Unternehmens, wurde zum
       Hinschmeißen gedrängt, nachdem es offenbar schwere Probleme mit dem Aufbau
       der Produktionsinfrastruktur gegeben hatte. Nachfolger Zeev Drori, der aus
       der Chipbranche kam, war nur ein Jahr lang an der Spitze, dann übernahm
       Musk das Ruder.
       
       Inzwischen scheint immerhin die Herstellung des Roadster zu funktionieren.
       Es ist eine weltweite Operation, anders würde es Tesla mit seinen gerade
       einmal 250 Stammmitarbeitern auch nicht schaffen. So basiert etwa das
       Chassis auf Lotus Sportwagen Elise; die Briten liefern Teile zu. Der Aufbau
       entsteht in Frankreich und Norwegen, Motor und Batterie in Taiwan. Siemens
       in Deutschland verbaut Bremsen und Sicherheitsausrüstung und auch erste
       Crashtests fanden hier statt.
       
       Als Sportflitzer ist der seit 2008 verkaufte Roadster ein Traum. Von 0 auf
       60 Meilen pro Stunde (97 km/h) benötigt das Fahrzeug, das das Drehmoment
       eines Autoscooters besitzt, gerade einmal 3,7 Sekunden. Die Reichweite pro
       Ladezyklus liegt dank fast 7.000 Lithium-Ionen- Zellen, die man sonst aus
       Laptop-Batterien kennt, bei über 300 Kilometern.
       
       Da die Akkuelemente während ihrer Verwendung heiß werden und potenziell
       explodieren können, sorgt ein ausgefeiltes Klimatisierungssystem für
       Kühlung. Als dieses Problem gelöst war, ergab sich gleich das nächste: Das
       Getriebe neigte zur Überhitzung. Erst ein "Upgrade" der enthaltenen Soft-
       und Hardware sorgte für eine verlässliche Nutzbarkeit.
       
       Die ersten verkauften Tesla Roadster neigten denn auch dazu, beim Fahren
       mitten auf der Straße einmal stehen zu bleiben - einige Weblogs im Silicon
       Valley machten sich einen Spaß darauf, entsprechende Fotos reihenweise im
       Internet zu veröffentlichen. Berühmt wurde auch der Roadster-Test des
       britischen Auto-Magazins Top Gear, bei dem Moderator Jeremy Clarkson zwar
       jede Menge Spaß hatte ("Das Auto ist biblisch schnell!"), ihm das Fahrzeug
       dann aber offenbar an fehlendem Batteriesaft stehen blieb. Später stellte
       sich heraus, dass die BBC-Sendung alles nur simuliert hatte.
       
       Nach der letzten Tesla-Rettungsaktion im Herbst herrscht weiter Anspannung
       bei Musk und seinem Team. Zuletzt wurden die Preise für Zubehör teils
       deutlich erhöht, selbst sonst standardmäßige Ausstattungsdetails kosten
       seither extra. "Wir müssen das machen, damit wir in die schwarzen Zahlen
       kommen", teilte Musk in einem Brief an seine Kunden mit.
       
       Dabei scheint es um Gelder aus dem amerikanischen Konjunkturpaket zu gehen,
       bei dem US-Präsident Barack Obama besonderen Wert auf die Förderung
       alternativer Fortbewegungsmittel legt. Tesla hat es auf knapp 400 Millionen
       Dollar an kostengünstigen Krediten des US-Energieministeriums abgesehen.
       Damit will Musk seinen Traum von der nächsten Modellreihe umsetzen, was
       allerdings nur geht, wenn er den Beamten gegenüber nachweisen kann, dass
       sein Unternehmen sich wirtschaftlich rechnet.
       
       Ein Massenfahrzeug wird der sogenannte Tesla S, dessen Verkaufsstart für
       das Jahr 2011 geplant ist, sowieso nicht. Wenn das Auto endlich fertig ist,
       wird es mit 60.000 Dollar mehr kosten als ein 5er BMW oder ein Audi A6,
       aber in deren Klasse mitspielen. Tesla baut eine Öko-Luxusfamilienkutsche,
       die angesichts einer möglicherweise anhaltenden Wirtschaftskrise
       eingeschränkte Marktchancen haben dürfte. Nichtdestotrotz nimmt Tesla seit
       wenigen Tagen erste Vorbestellungen an, 40.000 Dollar sind dafür zu zahlen.
       Sollte die Firma zwischenzeitlich pleite gehen, sind die mit hoher
       Wahrscheinlichkeit weg.
       
       Aber Tesla werkelt auch an anderen Strategien, wirtschaftlich stabil zu
       werden. Geld verdienen will man bald auch als Zulieferer, der sein Know-how
       insbesondere im trickreichen Batteriebereich an andere Hersteller - so soll
       sich Mercedes-Benz für eine Verwendung des Tesla-Akkus in einer
       Elektroversion des Smart interessieren.
       
       5 Mar 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Hype oder Verkehrsmittel der Zukunft?: 600 Kilometer in 35 Minuten
       
       Es heißt „Hyperloop“, soll die Schnellzüge zwischen San Francisco und Los
       Angeles ersetzen und könnte den Verkehr revolutionieren. Noch ist das alles
       nur ein Traum.
       
 (DIR) Genfer Autosalon: Elektro-Autos zum Überleben
       
       Opel stellt den Ampera vor, Toyota präsentiert den Wagen zum Aufladen an
       der Steckdose: In Genf geben sich die Autokonzerne innovativ. So mancher
       warnt vor Elektrohype.