# taz.de -- Kommentar Doping-Überwachung: Türöffner Sport
       
       > n einer Zeit, in der das Datensammeln zur Lieblingsbeschäftigung von
       > Innenpolitikern gehört, ist Vorsicht geboten, wenn eine
       > Sportler-Datenbank allzu unkritisch gesehen wird.
       
 (IMG) Bild: "Ich bin sauber": Lance Armstrong in Rancho Bernardo bei der Tour of California am 22. Februar 2009.
       
       Spitzensportler sind unfreie Menschen. Nein, nicht die Fron auf den
       Trainingsplätzen und in den Krafträumen macht sie zu einer Kaste der
       Entrechteten in der modernen Gesellschaft. Wer mitlaufen, mitturnen,
       mitrudern will im großen Sportbetrieb, der muss einen Vertrag abschließen
       mit seinem Verband. Darin veräußert er einen Teil seiner Grundrechte. Er
       ist gezwungen, sich einem Überwachungssystem zu unterwerfen, das ihn dazu
       zwingt, Angaben zu seiner Person, zu seinem Aufenthaltsort und zu seinem
       Gesundheitszustand zu machen, und weiß nicht einmal, wer die Daten einsehen
       kann.
       
       Gut und wichtig im Kampf gegen das Doping sei das, meinen die meisten
       Sportler. Das sagen die, die sich sicher sind, dass sie nichts zu verbergen
       haben, ebenso wie diejenigen, die betrügen und glauben, dass man sie trotz
       aller Überwachung nicht erwischen wird. Auch der Großteil des
       Sportpublikums steht hinter dem Kontrollsystem, hilft es doch die Illusion
       vom fairen Wettkampf aufrechtzuerhalten, ohne die ein Sportereignis nicht
       auskommt. Auch die Sportpolitiker haben nichts gegen die Datensammlungen,
       verhelfen sie dem Sport doch zu dem scheinbar sauberen Anschein, in dem
       sich die Regierenden so gerne sonnen. Die Entrechtung der Sportler ist
       populär.
       
       Hier liegt das Problem. In einer Zeit, in der das Datensammeln zur
       Lieblingsbeschäftigung von Innenpolitikern gehört, ist Vorsicht geboten,
       wenn eine Datenbank allzu unkritisch gesehen wird. Was beim Sport möglich
       ist und akzeptiert wird, das könnte bald auch in anderen gesellschaftlichen
       Bereichen zur Anwendung kommen. Nachdem Ende der 90er-Jahre deutsche
       Hooligans brandschatzend und schlägernd durch Europa zogen, wurde die
       zentrale Datei "Gewalttäter Sport" angelegt. Sie wurde in der Folge
       regelrecht gefeiert. Unter Hausarresten und Reisebeschränkungen haben
       seither auch etliche Globalisierungskritiker zu leiden, die sich an
       Protesten im Ausland beteiligen wollten. Vorsicht also: Der Sport könnte
       einmal mehr zum Türöffner für die Beschneidung bürgerlicher Freiheiten
       werden. ANDREAS RÜTTENAUER
       
       21 Mar 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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