# taz.de -- Kommentar Pirate Bay-Betreiber verurteilt: Sieg mit Holzbein
> Man feiert das Versenken eines Piraten. Die eigene Flotte steuert jedoch
> unaufhaltbar auf den Abgrund zu.
(IMG) Bild: Er, befangen? Findet er nicht: Richter Tomas Norström.
Insgesamt vier Jahre Haft sowie 2,7 Millionen Euro Schadenersatz: Das ist
die vorläufige Bilanz im größten Piratenprozess des Jahres. Nein, wir reden
hier nicht von somalischen Seeräubern, sondern von drei Betreibern und
einem maßgeblichen Unterstützer des Pirate Bays, der Lieblingsplattform
aller Musik- und Filmpiraten. Plattenfirmen und Hollywoodstudios freuen
sich, als wäre ihnen Störtebeker persönlich ins Netz gegangen.
So ganz falsch liegen sie damit nicht. Bis zu 25 Millionen Menschen nutzen
den Pirate Bay zum Dateientausch. Das sind 25 Millionen Menschen, deren
System-Administratoren schon bald im Knast sitzen könnten. Das Urteil
könnte über die Website hinaus Folgen haben. Die Filesharing-Szene gibt
sich nach außen gerne unverletzlich, hinter vorgehaltener Hand zeigen sich
Insider aber besorgt. Viele Websites sind vom Pirate Bay abhängig. Eine
Abschaltung könnte zumindest kurzfristig zum Tauschbörsen-Supergau führen.
Langfristig ist das Urteil jedoch nur ein weiterer Phyrrussieg. Napster,
Morpheus oder Kazaa sind nur einige der Tauschbörsen und P2P-Sites, die in
den letzten Jahren geschlossen wurden. Die betroffenen Nutzer störte das
wenig, sie wechselten einfach zum nächsten Anbieter. Jeder Schlag gegen die
Piraten stachelte kreative Programmierer an, schnellere, bessere und
größere Tauschbörsen zu entwickeln.
Gleichzeitig haben gerade Plattenfirmen allen Gerichtserfolgen zum Trotz
mit herben Verlusten zu kämpfen. 1999 wurden in den USA 939 Millionen CDs
verkauft, 2008 nur 384 Millionen. Das Urteil über die Pirate-Bay-Betreiber
ist nichts anderes als ein letzter Sieg in einem verlorenen Kampf. Man
feiert das Versenken eines Piraten. Die eigene Flotte steuert unaufhaltbar
auf den Abgrund zu.
18 Apr 2009
## AUTOREN
(DIR) Janko Röttgers
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