# taz.de -- Mord in Dresden: Merkel soll über Marwa reden
> Politiker aus fast allen Parteien fordern eine öffentliche Reaktion von
> einem Mitglied des Bundeskabinetts auf die Tötung einer Ägypterin vor
> Gericht.
(IMG) Bild: In Ägypten sind die Menschen aufgebracht über den Mord an Marwa S. in Dresden: Ankunft ihres Sargs in Alexandria.
Politiker von SPD, FDP, den Grünen und den Linken fordern eine öffentliche
Reaktion von einem Mitglied des Bundeskabinetts auf den Mordfall in
Dresden. "Die Stellungnahme eines Sprechers genügt nicht", sagte Josef
Winkler, migrationspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion.
Der stellvertretende Regierungssprecher hat die Tötung einer Ägypterin in
einem Dresdener Gerichtssaal gestern als "abscheuliche Tat" verurteilt. Es
sei klar, dass in Deutschland weder Rechtsextremismus noch
Ausländerfeindlichkeit oder Islamophobie einen Platz haben dürften.
Bundeskanzlerin Angela Merkel werde am Rande des G-8-Gipfels in Italien mit
Ägyptens Präsident Husni Mubarak über den Fall zu sprechen.
Die Ägypterin Marwa S. war vor einer Woche während eines Prozesses
erstochen worden. Der Täter, der russlanddeutsche Alex W., hatte sie
ursprünglich mit den Worten "Islamistin" und "Terroristin" beschimpft.
"Es wäre zu begrüßen, wenn die Bundeskanzlerin klare Worte finden würde",
sagte Sebastian Edathy (SPD), der Vorsitzende des parlamentarischen
Innenausschusses. "Es ist jetzt sehr wichtig, dass klare Zeichen der Trauer
und des Beistands an die ägyptische Öffentlichkeit gesendet werden", sagte
Winkler.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ließ gestern über den
stellvertretenden Regierungssprecher mitteilen, er hoffe, dass durch die
Tat nicht das deutsch-ägyptische Verhältnis belastet werde. "Der
Innenminister könnte sich mal dazu äußern, wie er die um sich greifende
Islamophobie bekämpfen will", sagte der Grüne Winkler.
Die Islamkonferenz sei zwar "ganz nett" gewesen, aber es dürfe nicht bei
Symbolpolitik bleiben, stimmte ihm Lale Akgün zu, die Integrationsexpertin
der SPD-Fraktion. "Man müsste jetzt zeigen, dass man auf der Seite der
Muslime und dieses unschuldigen Opfers steht." Allerdings seien "verkappt
islamfeindliche" Positionen bis in höchste Regierungskreise verbreitet,
sagte Einwanderungsexperte Winkler. Ein Beispiel sei das "Berufsverbot" für
kopftuchtragende Frauen.
Die Bundesregierung mache permanent den Fehler, Rassismus nur als Problem
der "extremen Rechten" zu sehen. "Rassismus reicht aber bis in die Mitte
der deutschen Gesellschaft und Übergriffe gehören zum Alltag dieser
Republik", sagte Sevim Dagdelen, migrationspolitische Sprecherin der
Linken.
Die integrationspolitische Sprecherin der FDP fordert zudem eine
öffentliche Reaktion von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Es
handele sich bei der Tat auch um die "extremste Form" von Gewalt gegen
Frauen, sagte Sibylle Laurischk.
Der innenpolitische Sprecher der Fraktion von CDU/CSU erwartet dagegen
nicht unbedingt weitere Reaktionen aus der Bundespolitik. "Wenn es ein
politisches Phänomen wäre, dass typischerweise Russlanddeutsche auf
islamische Frauen losgehen, dann müsste sich die Politik äußern", sagte
Hans-Peter Uhl. Die Tat sei aber ein Einzelfall.
9 Jul 2009
## AUTOREN
(DIR) Karin Schädler
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