# taz.de -- Kommentar Bombodrom: Verteidigungsminister auf verlorenem Posten
       
       > Die Bundeswehr half: Sie machte falsch, was sie nur falsch machen konnte.
       
 (IMG) Bild: Keine Flieger, dafür Kohle? Demo auf der Kyritz-Ruppiner Heide 2007.
       
       Am Ende blieb Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gar keine andere
       Wahl. Er musste auf den Übungsplatz für Bundeswehrflieger verzichten.
       Andernfalls hätte er als der letzte Sturkopf dagestanden, der trotz
       jahrelanger Proteste am Traum vom freien Schussfeld für das Militär
       festhält. Gut zwei Monate vor einer Bundestagswahl kann es sich kein
       Politiker leisten, auf verlorenem Posten zu stehen.
       
       Jung ist schlichtweg der Überzahl seiner Gegner unterlegen. Denn das waren
       keinesfalls nur ein paar versprengte Bewohner einer verlassen Pampa im
       Osten der Republik, die ihre Ruhe haben wollten. Sie haben es im Laufe
       ihres 17-jährigen Widerstands geschafft, nach und nach Grüne, Linke, SPD,
       zum Schluss selbst Teile der CDU, den Bundesrechnungshof und vor allem die
       Gerichte auf ihre Seite zu ziehen.
       
       Die Bürgerinitiative Freie Heide hat aber nicht nur das Bombodrom gestoppt.
       Sie hat gezeigt, dass Widerstand gegen politisch gewollte Großprojekte
       Erfolg haben kann - zumindest unter bestimmten Bedingungen. Die Wichtigste
       ist der lobenswert lange Atem der Bürgerinitiative. Doch selbst die
       anhaltendste Protestwanderung wäre im märkischen Sand verlaufen, wenn nicht
       die Bundeswehr alles falsch gemacht hätte, was sie nur falsch machen
       konnte.
       
       Das begann schon 1992 mit der Wahl des Orts. Zwar lag es aus Armeesicht auf
       der Hand, ein bereits ausdauernd bombardiertes Gelände in einer dünn
       besiedelten Gegend zu nutzen. Dass dafür aber ein von der Sowjetarmee
       annektiertes Areal auserkoren wurde, spricht nicht gerade für
       Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Bewohnern der damals gerade
       entschwundenen DDR. Später wurde dann das Planungsrecht so sehr missachtet,
       dass selbst gutwillige Richter der Bundeswehr Einhalt gebieten mussten.
       
       Nicht zuletzt zeigt der Erfolg der Bürgerinitiative, dass die Bundeswehr
       trotz aller Meinungsumschwünge nach wie vor ein Akzeptanzproblem im eigenen
       Land hat. Militäreinsätze - und seien sie nur zu Übung - stoßen auf
       Widerstand, je näher, je sichtbarer, je fühlbarer sie für die heimische
       Bevölkerung sind. Für Pazifisten, die mit dem Bombodrom auch das Militär
       infrage stellen wollten, ist der Rückzug des Verteidigungsministers gerade
       deshalb aber allenfalls ein Etappensieg. Denn die Bundeswehr wird weiter
       bomben. Dort wo kein deutscher Nachbar hinterm Zaun sich gestört fühlt.
       
       9 Jul 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gereon Asmuth
       
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