# taz.de -- Fonds für Aufwertung: Kreative für den Standort
       
       > Der Senat hat eine Kreativagentur und einen Fonds für Kreativ-Immobilien
       > beschlossen. Die Wirtschaft soll so von der Subkultur profitieren.
       
 (IMG) Bild: Udo Lindenberg macht es vor: Er ist kreativ und fördert den Standort.
       
       Hamburg hat ein Image-Problem. Eins, das zählebig ist und auch durch die
       Stärkung des Hamburg Marketing nicht behoben wurde: Immer noch wird die
       Stadt - von Politikern, Touristen und Bewohnern - nicht als kreative Stadt
       wahrgenommen. Das ängstigt die Politiker, wenn sie an künftig benötigte
       Arbeitskräfte und die - sehr kreative - Konkurrenz Berlin denken.
       
       Deshalb haben sie beschlossen, zu handeln: Die Kreativen sollen es richten.
       Sie sollen Viertel bunter machen, wie es in der Schanze bereits gelang, und
       Menschen anziehen, die die schnell hochschießenden Mieten zahlen. Dass die
       Künstler, die den Boom verursachten, jene Mieten dann nicht mehr aufbringen
       können und weiterziehen müssen: Die Szene moniert es seit Jahren - ohne
       Erfolg.
       
       Fakt ist: Die Strategie funktioniert, und um dies noch reibungsloser zu
       gestalten, hat der Senat jetzt eine mit einer Million Euro ausgestattete
       "Kreativagentur" sowie einen Fonds für Kreativ-Immobilien beschlossen. Die
       sollen Kreative in puncto Marketing und Vernetzung beraten - genannt werden
       neben kleinen Musik-Labels ausdrücklich Designer, Werbefachleute sowie die
       IT-Branche. Die Agentur soll "Teilmärkte der Kreativwirtschaft" verknüpfen
       und "Produzenten von anspruchsvollen, wettbewerbsfähigen Games" mit
       Dramaturgen und Musikern in Kontakt bringen. Will sagen: kommerziellen
       Produzenten Zugang zu Kreativen verschaffen, derer sie sich dann bedienen.
       Das wäre zwar ein Deal, von dem beide profitierten. Eine Förderung
       subkultureller Aktivitäten ist dies allerdings nicht.
       
       Auch der Fonds für Kreativ-Immobilien geriert sich idealistischer, als er
       ist: Man wolle, so das Konzept, bedürfnisgerecht Immobilien an Kreative
       vermitteln. Vor allem aber temporäre Leerstände: Auf 300.000 Euro beläuft
       sich allein der "Fonds Zwischennutzung städtischer Flächen und Räume".
       Dadurch würden, so das zugehörige Senatspapier, "zusätzliche Mieteinnahmen
       erzielt, die bei Leerstand nicht erzielt worden wären".
       
       Ein klarer Hinweis auf die eigentlichen Lobbyisten hinter der Initiative,
       denn gerade Zwischennutzungen sind in der subkulturellen Szene unbeliebt.
       "Künstler werden mit niedrigen Mieten in Stadtteile gelockt. Sie werten sie
       auf und müssen dann wegziehen, ohne von dem Marktwert, den ihre Anwesenheit
       doch offenbar hat, zu profitieren", sagt Sabine Mohr vom Künstlerhaus
       Frise. Ein "gewisser Prozentsatz an Räumen in einem Viertel" müsse konstant
       günstig an Künstler vergeben werden, nur so könne das kreative Potenzial
       gehalten werden.
       
       Genau darum aber geht es dem Senat letztlich nicht. Ziel des Kreativagentur
       sei, so das Konzept, "das Potenzial der Kreativbranche für die
       Wirtschaftskraft Hamburgs in Zukunft besser auszuschöpfen".
       
       13 Jul 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Petra Schellen
 (DIR) Petra Schellen
       
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