# taz.de -- Opel soll an Magna gehen: Ist das Tauziehen nun zuende?
       
       > GM ist grundsätzlich bereit, Opel an Magna und seinen russischen Partner
       > zu verkaufen. Details müssen noch verhandelt werden. Opposition spricht
       > von "angeblicher Rettung".
       
 (IMG) Bild: Freude in Rüsselsheim: Der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Carl-Peter Forster (r) und Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz.
       
       Berlin taz | Das monatelange Pokern hat möglicherweise ein Ende: Der
       angeschlagene US-Automobilkonzern General Motors (GM) will seine
       europäische Tochter Opel an den kanadisch-österreichischen Autozulieferer
       Magna verkaufen, der mit der russischen Sberbank zusammenarbeitet. Das gab
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag bekannt.
       
       Damit hat sich GM offenbar für ein Modell entschieden, für das sich in
       Deutschland Bund, Länder und Gewerkschaften starkgemacht hatten. Der
       Opel-Verkauf ist allerdings an Bedingungen verknüpft; das Geschäft könnte
       also in einigen Monaten noch scheitern. Die Bedingungen seien allerdings
       beherrschbar, so Merkel.
       
       In den kommenden Wochen müssten noch einige wichtige Punkte geklärt werden,
       um verbindliche Vereinbarungen zu erzielen, teilte hingegen GM Europe mit.
       "Dazu gehören eine schriftliche Bestätigung der Arbeitnehmervertretungen,
       die Vereinbarung mit den notwendigen Kostenanpassungen zu unterstützen
       sowie der Abschluss eines definitiven Finanzierungspakets der Regierungen
       von Bund und Ländern." Die endgültigen Vereinbarungen sollten in den
       kommenden Monaten zum Abschluss gebracht werden.
       
       Die Hängepartie bei Opel könnte also noch eine Weile weitergehen. Zwar
       dürften sowohl Arbeitnehmer als auch Bund und Länder zu Zugeständnissen
       bereit sein, um die von ihnen favorisierte Lösung zu bekommen – GM hat
       allerdings noch ein Hintertürchen offen, das es nach der Bundestagswahl
       nutzen kann.
       
       Die Oppositionsparteien FDP, Grüne und Linke zeigte sich entsprechend
       skeptisch. FDP-Chef Guido Westerwelle kritisierte, das Vertragsbedingungen
       bislang Geheimsache sind. Er forderte die Bundesregierung auf, sämtliche
       Verhandlungsunterlagen offenzulegen. "Dabei ging es doch lediglich darum",
       argwöhnte Westerwelle, "dass man der Regierung es noch kurz vor der Wahl
       gönnen wollte, eine solche Erfolgsmeldung in die Medien zu bringen".
       
       Renate Künast von den Grünen sprach von einer "angeblichen Rettung". Auch
       Gregor Gysi, der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, äußerte sich
       zurückhaltend. "Wir wissen nicht, ob das Ganze denn auch stattfindet."
       
       Auch nach dem Verkauf an Magna soll Opel im globalen Konzern-Verbund
       integriert bleiben. Der Rüsselsheimer Autobauer müsse im
       Produktentwicklungs- und Einkaufsverbund von GM eingebunden sein, teilte GM
       mit. "Dies ermöglicht es allen Seiten, vom Austausch von Technologie- und
       Entwicklungskapazitäten zu profitieren", sagte GM-Präsident Fritz
       Henderson. Beispielsweise könnten Fahrzeuge wie das Elektroauto Ampera, die
       mit teuren Antriebstechnologien ausgerüstet seien, nur mit vereinten
       Kräften auf den Markt gebracht werden.
       
       "Opel kann nun einen Neuanfang machen", zeigte sich Merkel optimistisch.
       Deutschland werde nun das Gespräch mit seinen europäischen Partnern suchen,
       um die Lasten des Opel-Verkaufs fair zu regeln. Dabei geht es vor allem um
       den Abbau von Arbeitsplätzen an den europäischen Opel-Standorten,
       möglicherweise auch um Schließungen. Deutschland hatte GM mit einem Kredit
       in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gestützt. Diesen Kredit hätte Deutschland
       zurückgefordert, wenn GM Opel nicht verkauft hätte.
       
       Im Einzelnen wird General Motors 55 Prozent der Opel-Anteile an Magna und
       Sberbank verkaufen. Weitere 10 Prozent soll die Belegschaft übernehmen. GM
       selbst wird 35 Prozent an der Gesellschaft, die "New Opel" heißen soll,
       behalten.
       
       Damit hat sich GM letztlich für das Modell entschieden, das Magna zuletzt
       favorisiert hatte. Magna hatte zuletzt Staatshilfen in Höhe von 4,5
       Milliarden Euro gefordert und will selbst eine halbe Milliarde einbringen.
       Die Opel-Treuhand, der derzeit 65 Prozent von Opel gehört, hat betont, dass
       die deutschen Staatsgarantien über 4,5 Milliarden Euro nicht in Russland
       verwendet werden. "Die Mittel werden ausschließlich für New Opel
       verwendet", so Fred Irwin, Beiratschef der Opel-Treuhand. Die Treuhand soll
       nach dem Verkauf an Magna und die Sberbank aufgelöst werden.
       
       Europaweit will Magna 10.000 Stellen abbauen. Opel hat in Europa zusammen
       mit der britischen Schwester Vauxhall rund 50.000 Beschäftigte, der
       Großteil davon in Deutschland.
       
       Nach dem Magna-Konzept sollen die deutschen Standorte – Rüsselsheim,
       Bochum, Kaiserslautern, Eisenach – erhalten bleiben; Antwerpen und das
       britische Luton stehen möglicherweise auf der Kippe. Das sieht auch GM
       derzeit so. In Bochum zum Beispiel würden aber dem derzeitigen Stand nach
       2.000 von 4.900 Arbeitsplätze gestrichen.
       
       Das Konsortium um Magna will vor allem den russischen Markt erobern; es
       hofft kurzfristig auf einen Marktanteil von 20 Prozent. Grundsätzlich
       dürften die russischen Partner – wie schon bei der Übernahme der
       mecklenburgischen Wadan-Werften durch einen russischen Investor – auch am
       Zugang zu westlichem Industrie-Know-how interessiert sein.
       
       Die IG Metall warnt vor Euphorie. Zwar sei die Entscheidung zu begrüßen,
       doch jetzt beginne erst die Arbeit, so NRW-IG-Metall-Bezirksleiter Oliver
       Burkhard. "Wir machen uns keine Illusionen. Auch mit Magna wird das kein
       Spaziergang, aber wenigstens steht jetzt die Richtung fest."
       
       10 Sep 2009
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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