# taz.de -- Kommentar Opel-Verkauf: Den Versuch ist es wert
> Der Opel-Verkauf - eine Verschwendung von Steuergeldern? Nein - der
> Verkauf ist der richtige Versuch. Denn die Zerschlagung der industriellen
> Substanz hätte verheerende Folgen.
(IMG) Bild: Sie gehören nicht zum "Freundeskreis Magna": Der Beauftragte der Opel-Bundesländer Dirk Pfeil (l) und der Regierungsvertreter Manfred Wennemer (r).
Nehmen wir an, dass die Offerte des US-Autokonzerns General Motors (GM),
Opel an Magna zu verkaufen, ernst gemeint ist. Dass es sich nicht um ein
Zeitspiel handelt, um Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über den
Wahltermin Ende September zu retten. Was wäre es dann? Eine Verschwendung
von Steuergeldern, wie der Bund der Steuerzahler argwöhnt? Nein, es wäre -
bei aller Kritik im Detail - der richtige Versuch, Opel zu retten. Um damit
industrielle Strukturen und technisches Wissen in Deutschland und Europa zu
erhalten, ohne die es eine ökologisch-soziale Mobilität nicht geben kann -
von zukunftsfähigen, gut bezahlten Arbeitsplätzen ganz zu schweigen.
Denn was wäre die Alternative zum Magna-Verkauf gewesen? Die Zerschlagung
von Opel, der ein Großteil der industriellen Substanz zum Opfer gefallen
wäre. Welch verheerende Folgen das nicht nur für die Jobs bei Opel und den
Zulieferern hätte, kann man eindrucksvoll in Ostdeutschland studieren.
Weil dort nach der Wende die industrielle Basis vernichtet wurde, ergriffen
anschließend die Landesfürsten - mit viel Steuergeld - jeden Strohhalm: Sie
scheiterten grandios, zum Beispiel bei Cargolifter und diversen
Chipfabriken. Und selbst die hochgelobte ostdeutsche Solarindustrie steckt
aktuell in der Krise, weil chinesische Firmen die vergleichsweise wenig
komplexen Sonnenstrommodule billiger produzieren können.
Sicher, der neue Opel-Konzern wäre zu klein, um langfristig lebensfähig zu
sein. Dieses Problem ließe sich aber durch Kooperationen lösen, zum
Beispiel mit GM. Sicher ist auch, dass es weltweit enorme Überkapazitäten
im Automobilbau gibt - aber warum soll gerade die Opel AG als Erste dran
glauben, die durchaus vernünftige Fahrzeuge für den Massengebrauch
produziert? Sollen doch erst mal andere sehen, wie sie ihre Spritfresser
losschlagen!
12 Sep 2009
## AUTOREN
(DIR) Richard Rother
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Protektionismus in Deutschland?: Der Kater nach dem Opel-Deal
Ausgerechnet die Gesandten von Bund und Ländern waren gegen die Übernahme
durch Magna. Ex-Conti-Manager Wennemer hält "New Opel" für nicht
lebensfähig.
(DIR) Arbeitsplatzverluste nach Magna-Übernahme: "Die holen jetzt die Motorsäge raus"
Gewerkschafter und Betriebsräte warnen vor harten Einschnitten bei Opel.
Für ihren Milliardenverzicht sollen die Arbeitnehmer Unternehmensanteile
bekommen.
(DIR) Opel soll an Magna gehen: Ist das Tauziehen nun zuende?
GM ist grundsätzlich bereit, Opel an Magna und seinen russischen Partner zu
verkaufen. Details müssen noch verhandelt werden. Opposition spricht von
"angeblicher Rettung".