# taz.de -- Kommentar Lafontaine-Nachfolge: Die verdoppelte Partei
       
       > Die Linkspartei hat Flügel aber keine stabile Mitte. Ihr Fehlen wird im
       > Totalproporz der neuen Doppelspitze augenscheinlich. Die Partei ist sich
       > selbst so fremd wie nie geworden.
       
       Die Linkspartei hat ihre Führungskrise in Windeseile beendet. Normalerweise
       gilt ein solches Tempo als Ausweis von Entschlusskraft und professionellem
       Krisenmanagement. In diesem Fall aber scheint es vor allem aus der schieren
       Angst geboren zu sein, dass sonst das Chaos ausbricht und die Partei
       komplett in verfeindete Grüppchen zerfällt. Also bloß kein Machtvakuum
       riskieren. Bloß schnell alle, Pragmatiker und Linksradikale, Ostler und
       Westler, einbinden. So ist für alle ein Bonbon in der Tüte. Caren Lay für
       die Realos, Klaus Ernst für die West-Gewerkschafter, Sahra Wagenknecht für
       die linken Linken. Ob das ein arbeitsfähiges Team wird oder nur eine Art
       verdeckte Klientelwirtschaft, ist offen. Mindestens.
       
       Gysi hat kürzlich die Schwäche der Linkspartei präzise beschrieben. Es
       fehlt eine stabile Mitte. Dieses Personaltableau ist der Versuch, diese
       Mitte, wenn es sie schon nicht gibt, wenigstens zu inszenieren. Deshalb ist
       Gesine Lötzsch, die politisch auffällig Unauffällige, jetzt die
       Karriereleiter hochgefallen. Es reicht in der Linkspartei derzeit offenbar
       schon, mit allen reden zu können, um sie zu führen. Kein gutes Zeichen.
       
       Aus Angst vor dem Zerfall hat die Parteispitze alles sorgfältig doppelt
       vertäut. Es gibt zwei Parteibildungsbeauftragte, ordentlich nach Ost/West,
       Mann/ Frau quotiert. Es gibt sogar eine doppelt quotierte
       Bundesgeschäftsführung. Auf diese Idee sind noch nicht mal die Grünen
       gekommen. So viele Haltestricke und Absicherungen sollen den Sturz ins
       Bodenlose verhindern - der Preis dafür kann Bewegungsunfähigkeit sein.
       
       Außerdem gibt es eine Art Lex Wagenknecht. Vizeparteichefin wird sie nun,
       was Gysi & Co vor gut eineinhalb Jahren noch mit aller Macht verhinderten.
       Wer zur Parteispitze gehört, soll künftig in keiner Strömung mehr aktiv
       sein dürfen. So sollen Flügelfiguren wie Wagenknecht per Beschluss zur
       Loyalität gezwungen werden. Souverän ist das nicht.
       
       Die Linkspartei ist sich so fremd wie noch nie. Viele im Osten sind noch
       immer wütend wegen der Intrige gegen Bartsch. Viele im Westen sind nach
       Lafontaines Rückzug verstört. Die machtarithmetisch genau ausgeklügelte
       Führung ist der wahrscheinlich alternativlose Versuch, die
       Selbstzerstörungskräfte einzuhegen und irgendwie weiterzumachen. Und doch
       mutet die Führung an wie ein seltsames Gefährt. Es hat viele, viele
       Stützräder und wackelt trotzdem.
       
       27 Jan 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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       Sie ist bürgernah, bodenständig und in der Position nicht festgelegt. Er
       ist der "bajuwarische Volkstribun" – und daher können sich alle auf die
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