# taz.de -- Vegane Lebensmittel: Angst vor Glutamat
       
       > In mancher Vegan-Wurst stecken umstrittene Geschmacksverstärker.
       > Gesundheitsrisiken sind bisher nicht erforscht. Verbraucherschützer
       > fordern bessere Kennzeichung
       
 (IMG) Bild: Vegane Wurst – manchmal gibt es Probleme mit Hefeextrakt.
       
       BERLIN taz | Es geht um, nun ja, Verdauungsstörungen. "Ich habe solche
       Probleme immer dann bekommen, wenn ich Bio-Produkte mit Hefeextrakt
       gegessen habe", sagt Patrik Müller, Geschäftsführer des
       Bio-Fleischherstellers Ökoland. Hefeextrakt enthält den berüchtigten
       Geschmacksverstärker Glutamat, ist aber auch in Öko-Lebensmitteln
       zugelassen. "Viele Menschen vertragen Hefeextrakt nicht", erklärt Müller.
       
       Seine Firma hat nach einem kritischen Fernsehbericht die Produktpalette -
       vom Würstchen bis zur Dosensuppe - so umgestellt, dass sie ohne Hefeextrakt
       auskommt. Müller könnte also auch ein kommerzielles Interesse an einem
       schlechten Image der Zutat haben. Aber eine neue Studie der Fachhochschule
       Münster im Auftrag des Bio-Branchenverbandes BNN Herstellung und Handel
       zeigt, dass auch zahlreiche Verbraucher Bedenken gegen Hefeextrakt haben.
       55 Prozent von 22 befragten Öko-Herstellern haben demnach Anfragen von
       Kunden erhalten. Sie wollten zum Beispiel wissen, ob Hefeaktrakt die
       Gesundheit gefährdet. "Diese Frage wurde noch nicht untersucht", sagt
       Ernährungswissenschaftlerin Sandra Ibing, die an der Studie beteiligt war.
       
       Anders als Hefeextrakt-Hersteller sieht die Verbraucherorganisation
       Foodwatch deshalb aber keinen Anlass für Entwarnung: "Hefeextrakt enthält
       Glutamat, das sehr umstritten ist. Es ist anzunehmen, dass die
       Forschungsergebnisse zu diesem Stoff auf Hefeextrakt zu übertragen sind",
       sagt Kampagnenleiterin Anne Markwardt. Glutamat überliste das
       Sättigungsgefühl, so dass man leicht zu viel isst. Konsens ist das unter
       Forschern aber nicht.
       
       Klaus Gaiser versteht die ganze Aufregung deshalb nicht. Der Bio-Pionier
       ist Chef der Topas GmbH, die unter der Marke Wheaty zum Beispiel Salami aus
       Weizeneiweiß anbietet. Hefeextrakt benutzt er, damit die Sachen fleischiger
       schmecken - was ihm ziemlich gut gelingt. In Tomaten oder Parmesan sei viel
       mehr Glutamat als in Hefeextrakt. "Wer mit Hefeextrakt Probleme hat, hat
       wohl auch mit Parmesan Probleme", sagt Gaiser.
       
       Nur 1 Promille seiner verzehrfertigen Produkte bestünden aus Glutamat. "Das
       ist sehr wenig. Parmesan hat 1,2 Prozent Glutamat", meint der
       Medizin-Professor Michael Hermanussen, Co-Autor des Buchs "Der
       Gefräßig-Macher: Wie uns Glutamat zu Kopfe steigt und warum wir immer
       dicker werden". Manche konventionellen Tütensuppen kommen laut
       Foodwatch-Analysen aber sogar auf 3,5 Prozent, vergleichbare Bio-Produkte
       auf 0,27 Prozent.
       
       Foodwatch fordert denn auch nicht, Hefeextrakt zu verbieten, will aber
       verhindern, dass Hersteller Lebensmittel mit Hefeextrakt als "frei von
       Geschmacksverstärkern" bewerben dürfen. Foodwatch-Mitarbeiterin Markwardt,
       stört auch, dass sich mit Hefeextrakt hochwertigere Rohstoffe zumindest
       teilweise ersetzen lassen. So werde "der Verbraucher über die Qualität des
       Lebensmittels getäuscht."
       
       5 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
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