# taz.de -- Kommentar Google Street View: Größte Reklamefläche der Welt
       
       > Die Kritik an Google Street View schießt sicher übers Ziel hinaus. Aber
       > auch wenn Google viele Geschenke macht – jedes hat seinen Preis. Auch
       > Street View.
       
       Es gibt kein Unternehmen auf der Welt, das so viele Geschenke macht. Google
       schenkte uns die beste Suchmaschine, mit Google Earth eine prima
       Navigationshilfe, ein Emailkonto, die Textverarbeitung Google Docs – und
       vieles mehr. Wie kann man jemandem böse sein, der so großzügig ist? Und
       doch hat Google Ärger - vor allem wegen Street View. Dabei ist auch das
       wieder so ein tolles Geschenk: Wer zum Beispiel eine Finca auf Mallorca
       buchen will, kann damit sehen, ob die Lage wirklich so "ruhig" ist, wie es
       im Prospekt beworben wird.
       
       Vielleicht nutzen die Kritiker keine Google-Produkte. Sie schießen sicher
       übers Ziel hinaus, wenn sie verlangen, der Konzern solle sich von jeden
       Hausbesitzer einzeln eine Genehmigung zum Knipsen holen. Unter solch
       scharfen Bedingungen dürfte praktisch niemand mehr Schnappschüsse auf
       Flickr oder Facebook veröffentlichen; Fotojournalisten könnten gleich ganz
       die Arbeit einstellen.
       
       Dennoch ist es ärgerlich, wie rücksichtslos Google mit der Privatsphäre
       umgeht. Warum müssen sich erst Leute beschweren, bevor Google es
       ermöglicht, kompromittierende Bilder zu entfernen? Wieso ist die Kamera 2
       Meter 90 hoch angebracht und späht so über jeden Gartenzaun? Warum nicht
       auf Augenhöhe? Die Antwort ist simpel: Weil sich Google nicht auf Augenhöhe
       mit dem Rest der Welt fühlt.
       
       Letztlich dienen alle Google-Geschenke dazu, mehr über das Verhalten der
       Nutzer zu erfahren, um besser und gezielter Werbung verkaufen zu können.
       Damit macht Google bereits heute Milliardengewinne – Tendenz steigend.
       
       Für dieses Ziel verschenkt Google Website-Analyseprogramme, speichert
       monatelang jede Suchanfrage, macht aus Gmail ein zweites Facebook. Auch aus
       Street View wird Google per Bildanalyse Daten weitere saugen. Noch
       wichtiger aber: Mit Street View baut sich der Konzern die größte
       Reklamefläche aller Zeiten.
       
       Es wirkt wie ein mieser Trick, wenn hilflose Kommunen nun versuchen, Google
       wenigstens eine Art Sondernutzungsgebühr für Street View abzuverlangen, so
       wie sonst bei einem Marktstand. Angesichts der voraussichtlichen Nutzung
       der Daten wäre das aber nur konsequent.
       
       Denn Google macht viele Geschenke. Aber jedes hat seinen Preis.
       
       10 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Matthias Urbach
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Überwachung
       
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