# taz.de -- Kommentar ZDF-Staatsvertrag: Wettlauf nach Karlsruhe
> Die Entscheidung darf man getrost Karlsruhe überlassen. Das
> Bundesverfassungsgericht ist seit fast 50 Jahren de facto die oberste
> medienpolitische Instanz der Bundesrepublik.
Wundert einen dieses Ergebnis wirklich? Die Ministerpräsidenten der Länder
sind an der Reform des ZDF-Staatsvertrags gescheitert. Mehr Staatsferne in
den Aufsichtsgremien des größten öffentlich-rechtlichen TV-Senders Europas
ist mit ihnen nicht zu machen. Die Politik ist eben unfähig, sich selbst zu
entmachten.
Doch nur durch weitreichenden Verzicht auf Sitze und Einfluss in den
ZDF-Gremien wäre eine Reform, die nicht reine Kosmetik bleibt, zu haben
gewesen. Dazu waren weder die Vertreter der SPD noch der Union bereit.
Rundfunk ist und bleibt in Deutschland Ländersache. Nur bedeutet das nicht,
dass damit auch Ministerpräsidenten, Landesminister oder Staatssekretäre
automatisch Sitz und Stimme in den Gremien des Rundfunks haben. Die Angst
der Ministerpräsidenten vor dem Gang nach Karlsruhe zeigt, dass sie sich
ihrer defensiven Position eigentlich bewusst sind. Verteidigen wollen sie
sie trotzdem.
Denn nun strebt das vom ZDF-Verwaltungsratsvorsitzenden Kurt Beck (SPD)
regierte Rheinland-Pfalz eine eigene Klage zum ZDF-Staatsvertrag an. Damit
ist der Wettlauf nach Karlsruhe perfekt: Grüne und Linkspartei haben
bereits im Februar ihre Klage präsentiert und sammeln derzeit
UnterstützerInnen. Warum sich Beck hier nicht anschließen mag, liegt auf
der Hand: Es geht um Gesichtswahrung. Und um die Position von Grünen und
Linke, nach der Ministerpräsidenten & Co nichts beim ZDF zu suchen haben.
Eine rheinland-pfälzische Klage dürfte andere Akzente setzen.
Die Entscheidung darf man getrost Karlsruhe überlassen. Das
Bundesverfassungsgericht ist seit fast 50 Jahren de facto die oberste
medienpolitische Instanz der Bundesrepublik. Seine Rundfunkurteile seit
1961 haben die Staatsferne bei den Öffentlich-Rechtlichen und damit den
unabhängigen Journalismus immer gestärkt.
26 Mar 2010
## AUTOREN
(DIR) Steffen Grimberg
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Reform für staatsfernes ZDF gescheitert: Fernsehen beschäftigt Karlsruhe
Die Ministerpräsidenten lassen ein Reformpaket für mehr Staatsferne des ZDF
scheitern. Nun kündigt Rheinland-Pfalz für die SPD ein eigenes
Normenkontrollverfahren an.
(DIR) Beck will ZDF-Gremien reformieren: Keine Macht den Politikern
Nach der Nichtvertragsverlängerung von ZDF-Chefredakteur Brender reagiert
Ministerpräsident Beck. Er will weniger aktive Politiker in den
ZDF-Aufsichtsgremien.
(DIR) Medienrechtler gegen Parteien-Fernsehen: Die Politik blockiert
Die gesellschaftlichen Gruppen müssen ihre Rolle ernst nehmen, sagt der
Medienrechtler Dieter Dörr von der Uni Mainz. Er setzt sich für mehr
Staatsferne beim öfentlich rechtlichen Rundfunk ein.