# taz.de -- Ölpest im Golf von Mexiko: BP kriegt Druck
       
       > Die US-Umweltbehörde warnt vor der Chemikalie, die BP versprühte, um das
       > ausgelaufene Öl zu binden. Der Konzern hat drei Tage Zeit, sie durch eine
       > weniger toxische zu ersetzen.
       
 (IMG) Bild: In den USA wächst die Wut auf den BP-Konzern.
       
       WASHINGTON/STOCKHOLM taz | 30 Tage nach der Explosion der Bohrinsel
       "Deepwater Horizon" und während an der Küste von Louisiana bereits 80
       Kilometer von rötlich-braunem Ölschlick verdreckt sind, wird der Ton der
       US-Regierung gegenüber BP schärfer. Die Ministerin für Innere Sicherheit,
       Janet Napolitano, und die Chefin der Umweltbehörde, Lisa Jackson,
       kritisieren die Informationspolitik des Konzerns als "unzureichend".
       
       In einem Schreiben an BP-Chef Tony Hayward verlangen sie, dass sämtliche
       Daten über die Ölpest für die Öffentlichkeit zugänglich auf eine
       Internetseite gestellt werden. Gleichzeitig fordert die Umweltbehörde EPA
       den Konzern auf, die massiv zur Bindung von Öl verspritzte Chemikalie
       "Corexit" durch ein anderes Mittel zu ersetzen. Das neue Mittel soll
       "weniger toxisch und effizienter" sein. BP hat dafür drei Tage Zeit.
       
       Ebenfalls in Washington verlangen 19 Kongressabgeordnete die Stilllegung
       einer weiteren Bohrplattform von BP. "Atlantis", die in 2.000 Meter Tiefe
       (noch einen halben Kilometer tiefer als "Deepwater Horizon") bohrt, soll
       verschiedene Sicherheitsauflagen nicht erfüllen.
       
       BP-Sprecher entgegnen, dass die Mittel Corexit 9500A und Corexit 9527A von
       den Behörden für den Einsatz im Golf genehmigt worden seien. Mehr als 2,6
       Millionen Liter der Chemikalie sind seit der Explosion vom 20. April in den
       Golf von Mexiko gespritzt worden. Das Mittel bindet Öl. Und senkt es in
       tiefere Wasserschichten ab. Über die Nebenwirkungen der Chemikalie hatten
       sich wochenlang nur unabhängige WissenschaftlerInnen und
       UmweltschützerInnen Sorgen gemacht.
       
       Jetzt stellt die EPA fest, dass "viel über den Unterwassereinsatz unbekannt
       ist". Auf jeden Fall könne es "moderate" gesundheitliche Folgen auslösen.
       Darunter: Irritationen am Auge, an der Haut und im Atmungssystem. Eines der
       Kriterien für die Auswahl von Corexit war, dass das Mittel in der nötigen
       großen Menge zur Verfügung stand, erklärte ein BP-Sprecher. Inzwischen hat
       der Konzern offenbar ein anderes Mittel bestellt.
       
       In Spring Valley teilte das Unternehmen U.S. Polychemical mit, BP habe sein
       Dispergierungsmittel "Dispersit SPC 1000" in großen Mengen bestellt.
       Unterdessen soll das Einsatzkommando, das die Säuberungsarbeiten
       koordiniert, vergrößert werden. In Robert in Louisiana, einem Standort, der
       dem Ölkonzern Shell gehört und wo bislang BP und die US-Küstenwache
       zusammengearbeitet haben, werden ab Samstag vier weitere US-Behörden in die
       Task-Force einbezogen.
       
       Unterdessen verhinderte eine doppelte – und nicht nur wie bei der
       BP-Plattform einfache – Ventilsicherung in der Nacht zum Freitag einen
       Blow-out in der Nordsee. Bei der vom norwegischen Staatskonzern Statoil
       betriebenen Plattform "Gullfaks-C" versagte ein System, das den Druck des
       aus dem Meeresboden hochpressenden Erdöls reguliert.
       
       Fast die Hälfte der Plattformbesatzung wurde daraufhin evakuiert, während
       die verbleibende Mannschaft versuchte, durch Eindrücken von Bohrschlamm in
       das Förderloch die Lage unter Kontrolle zu bringen. Die
       Umweltschutzorganisation Bellona sprach von einem sehr ernsten Zwischenfall
       mit hohem Potenzial für einen unkontrollierten Ölaustritt.
       
       21 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
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