# taz.de -- Strafanzeigen wegen Widerstands: Verletzte Polizisten gesucht
> Der Innenausschuss diskutiert über Gewalt gegen Polizisten. Es zeigt
> sich: genaue Daten fehlen.
(IMG) Bild: Polizisten, hier unverletzt, am 1. Mai.
In keinem Bundesland erstatten Polizisten so häufig Strafanzeige wegen
Widerstands wie in Berlin. "Wir belegen traditionell Platz eins", sagte
Polizeipräsident Dieter Glietsch am Montag im Innenausschuss des
Abgeordnetenhauses. "Was tun gegen Gewalt gegen Polizei?", lautete das
Thema, das die Grünen auf die Tagesordnung gesetzt hatten. Drei Vertreter
von Polizei-Gewerkschaften sollten bei einer Anhörung Vorschläge
beisteuern.
Vergangene Woche hatte sich die Innenministerkonferenz (IMK) dafür
ausgesprochen, die Höchststrafe bei Widerstand gegen Polizeibeamte von zwei
auf drei Jahre zu erhöhen. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte am
Montag, er sei dafür, einen eigenen Paragrafen für Gewalt gegen Polizisten
einzuführen. Hauptproblem sei die Zunahme von Angriffen gegen Polizisten
bei Demonstrationen mit Flaschen und Steinen, sowie bei Einsätzen gegen
häusliche Gewalt oder bei einfachen Streifengängen.
Aktueller Anlass für die Debatte war die vom Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsen unlängst vorgestellte Studie zu Gewalt
gegen Polizisten. Von 22.500 bundesweit befragten Beamten gaben 81,9
Prozent an, 2009 im Einsatz beleidigt worden zu sein. 47,8 Prozent wurden
festgehalten oder geschubst, 26,5 Prozent geschlagen oder getreten, 24,9
Prozent beworfen. Das wichtigste Ergebnis der Studie ist: Während des
Streifendienstes werden Polizisten deutlich häufiger Opfer als bei
Großeinsätzen.
Die Diskussion im Innenauschuss am Montag krankte indes daran, dass keine
Berliner Zahlen über konkrete Angriffe vorlagen. So habe die Brutalität der
Angriffe zugenommen, sagte der Polizeipräsident; exakt messbar sei dies
aber nicht. Im Vorjahr seien 3.057 Widerstandsanzeigen erstattet worden.
Doch Widerstand kann vieles sein: aktiver wie passiver Widerstand bei
Festnahmen, hinter der Anzeige kann auch eine Retourkutsche von Beamten
stecken, die wegen Körperverletzung angezeigt worden sind. "Es fehlt eine
solide Datenbasis", kritisierte deswegen Benedikt Lux (Grüne).
Die Verwirrung war komplett, als der Innensenator die Verletzungsstatistik
präsentierte. Von insgesamt 3.175 im Vorjahr verletzten Beamten wurden 397
bei Demoeinsätzen verletzt, 492 bei Widerstandshandlungen und 782 bei
Sportunfällen. Körting kündigte an, bundesweit solle ein einheitliches
Lagebild zu Gewalt gegen Polizisten erstellt werden.
1 Jun 2010
## AUTOREN
(DIR) Plutonia Plarre
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