# taz.de -- Kommentar Ölpest im Golf von Mexiko: Das Öl steht Obama bis zum Hals
       
       > Alle Zeichen stehen auf Eskalation. Die Kritik an BP wächst. Dass Obama
       > den Konzern heftig kritisiert, hilft ihm nicht weiter. Er sitzt mit den
       > Verursachern im einem Boot.
       
 (IMG) Bild: Statt anderswo lieber weniger tanken, fordern Umweltschützer.
       
       Zwei Monate nachdem die Katastrophe im Golf von Mexiko ihren Anfang nahm,
       stehen diese Woche alle Zeichen auf Eskalation. Zum einen wurden die Zahlen
       des Unglücks erneut nach oben korrigiert. Nach dem neuesten Stand - der
       möglicherweise schon bald wieder überholt sein mag - ergießt sich alle
       sechs Tage eine Ölflut ins Meerwasser, deren Größenordnung der "Exxon
       Valdez" entspricht. Von einem "Leck" am Seeboden kann damit keine Rede mehr
       sein: Es handelt sich um einen Ausbruch.
       
       Der Ölkonzern BP sieht sich nicht mehr nur mit wachsender öffentlicher
       Kritik und immer schärferen Tönen aus Washington konfrontiert, sondern auch
       mit Vorwürfen der anderen Mineralölkonzerne. Bei einem Hearing in
       Washington sollen sich die fünf Großen zur Zukunft des Off-Shore-Drillings
       äußern. Die anderen vier - ConocoPhillips, ExxonMobil, Shell und Chevron -
       können ihre Ölperspektiven nur retten, indem sie BP Fehler vorwerfen, von
       denen sie behaupten, sie selbst nicht zu begehen.
       
       Hart für BP dürften auch die Auftritte im Weißen Haus und im US-Kongress
       werden: In dieser Woche muss sich die Chefetage des Konzerns dort
       rechtfertigen. Dem Mann im Weißen Haus steht das Öl schon längst bis zum
       Hals. Immer lauter drischt Barack Obama auf BP ein, redet von
       "Arschtritten" und von "Entlassen". In dieser Woche reist er zum vierten
       Mal an den Golf und hält die erste Ansprache seiner Amtszeit aus dem Oval
       Office. Und er wird erstmals mit Spitzenmännern von BP zusammentreffen.
       Doch seine aggressive Rhetorik und sein Aktionismus können nicht über seine
       Hilflosigkeit hinwegtäuschen.
       
       Das Bashing von BP hilft Obama nicht weiter. Wenn es um die Bewältigung der
       schwersten Umweltkatastrophe der Geschichte der USA geht, sitzt er mit den
       Verursachern in einem Boot. Und nur BP hat das technische Material, das
       Know-how, das Personal und die Arbeitskräfte, um die Lage vor Ort -
       hoffentlich - irgendwann unter Kontrolle zu bringen.
       
       15 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Umweltschützer kritisieren BP-Boykott: "Treibstoffe sind nie sauber"
       
       Soll man wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko BP boykottieren?
       Während viele User im Netz dazu aufrufen, halten sich die großen
       Umweltverbände auffällig zurück
       
 (DIR) Kommentar Märkte und Ölpest: Schwarze Hoffnung
       
       Mit BP schlagen die Kosten einer Umweltkatastrophe erstmals voll auf die
       Bilanz eines Weltkonzerns durch. Verursacht hat diesen Wandel die Politik,
       nicht plötzliche Vernunft der Märkte.
       
 (DIR) Ölpest im Golf von Mexiko: BP kämpft um seinen Ruf
       
       Die bisherigen Kosten für Ölpest steigen auf 1,6 Milliarden Dollar. BP
       berät Aussetzung der geplanten Dividende - und gibt viel Geld für Werbung
       aus. Konkurrenten erheben Vorwürfe.
       
 (DIR) Boykott von Aral-Tankstellen: "Man sollte Konsequenzen ziehen"
       
       Wer nicht mehr an den Aral-Tankstellen von BP tankt, kann die
       Unternehmenspolitik beeinflussen, meint der Oberbürgermeister von Tübingen,
       Boris Palmer.
       
 (DIR) Ölkatastrophe im Golf von Mexiko: Obama glättet Wogen
       
       Weil die Briten sich über Obamas Umgang mit BP mokierten, griff der
       US-Präsident zum Telefon. Bei einem halbstündigen Gespräch mit Premier
       Cameron ging es auch um Fußball
       
 (DIR) Ölpest im Golf von Mexiko: Schätzungen von BP ist nicht zu trauen
       
       Am Golf von Mexiko tritt offenbar mehr Öl pro Stunde aus als bislang
       angenommen. Präsident Barack Obama zitierte die Verantwortlichen des
       Ölkonzerns BP am Mittwoch ins Weiße Haus.