# taz.de -- Illegaler Handel mit Walfleisch: Beste Filetstücke fürs Eigenheim
       
       > Japans Walfang steht im Zwielicht: Ein früheres Mitglied der Fangflotte
       > berichtet vom "kistenweisem" Schwarzhandel - und wie damit das eigene
       > Haus finanziert wird.
       
 (IMG) Bild: In die eigene Tasche filetiert? Ein Mitarbeiter der japanischen Walfang-Flotte beim Zerlegen eines Schnabelwals.
       
       TOKIO taz | Schwarzhandel mit Walfleisch, Patente auf Walgewebe und
       Stimmenkäufe für Abstimmungen über den Walfang - zur Jahrestagung der
       Internationalen Walfangkommission (IWC) kommen mutmaßliche schmutzige
       Geschäfte der japanischen Walfang-Lobby ans Licht. Ab Montag berät die IWC
       in Agadir (Marokko) über die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs.
       
       Einige Walfischer würden die besten Filetstücke kistenweise abzweigen und
       später schwarz verkaufen, berichtete ein früheres Besatzungsmitglied der
       Fangflotte im australischen TV-Sender ABC. "Ein Fischer hat so viel
       Walfleisch gestohlen, dass er sich von dem Erlös ein Haus gebaut hat",
       sagte "Herr Wal", wie er sich aus Angst vor Rache nennt. Ein Kilogramm
       Walfilet kostet in Japan legal bis zu 20.000 Yen (180 Euro). Die
       Mitarbeiter des Walforschungsinstituts würden die Diebstähle dulden.
       
       Die Behauptungen sind für Japan peinlich, weil dort die
       Greenpeace-Mitarbeiter Junichi Sato und Toru Suzuki vor Gericht stehen, die
       vor zwei Jahren einen solchen Schwarzhandel mit Walfleisch aufgedeckt
       hatten. Doch statt der Walfischer wurden die Greenpeace-Leute wegen
       Diebstahls angeklagt, weil sie eine Kiste mit 23 Kilogramm Walfleisch als
       Beweisstück mitgenommen hatten. Sato und Suzuki sollen deswegen für
       anderthalb Jahre ins Gefängnis, das Urteil fällt in einigen Monaten.
       
       "Herr Wal" räumte auch mit dem Mythos des "wissenschaftlichen" Walfangs
       auf. Selbst nach dem Erreichen der täglichen Fangquote hätte man Wale
       getötet, nur um die teuersten Stücke herauszuschneiden. "Den Rest haben wir
       über Bord geworfen. Diese Verschwendung hat mich am meisten gestört",
       erklärte er. Seit Jahren begründet Japan seine Waljagd unter Hinweis auf
       eine Ausnahmeklausel im Fangmoratorium von 1986 mit "wissenschaftlicher
       Forschung".
       
       Die Wissenschaftler selbst suchen offenbar nach neuen Begründungen für die
       Waljagd. Man habe in Japan Patente auf Walöl, Walrat (eine Art Wachs) und
       Walknorpel entdeckt, behauptete die Schutzorganisation WDCS. Japanische
       Forscher hätten die Nutzung von Walmilch als Nahrungsergänzungsmittel und
       von Walspeck als Quelle für Kollagen gegen Entzündungen und Alterung
       untersucht. "Profitmaximierung ist der treibende Faktor des Walfangs",
       sagte der deutsche WDCS-Sprecher Nicolas Entrup. Daher lehne man es ab,
       Japan, Norwegen und Island für zehn Jahre den Walfang begrenzt zu erlauben,
       wie es ein Vorschlag des IWC vorsieht.
       
       Unterdessen gibt es neue Hinweise auf japanische Stimmenkäufe im IWC. Zwei
       Reporter der britischen Zeitung Sunday Times hatten sich als Lobbyisten
       eines fiktiven Schweizer Milliardärs ausgegeben. Als sie die Stimmen von
       sechs Ländern für die IWC-Tagung kaufen wollten, bekamen sie zu hören, dass
       sie dafür mehr bezahlen müssten als die Japaner. Der IWC-Chefdelegierte aus
       Tansania berichtete von Einladungen nach Japan, auf denen ihm Prostituierte
       angeboten worden seien. Nach eigenen Angaben zahlt Japan für einige Länder
       inklusive der Reisekosten von IWC-Delegierten.
       
       21 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Fritz
       
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