# taz.de -- Vorrundenaus bei der Fußball-WM: Französischer Verbandschef tritt zurück
       
       > Nach Frankreichs desaströsen Auftritt bei der Fußball WM hat Verbandschef
       > Escalettes sein Amt niedergelegt. Die Regierung ist unterdessen wegen
       > Einflussnahme in der Kritik.
       
 (IMG) Bild: Frankreichs Fußball-Boss verabschiedet sich: "Ich denke, es ist meine Pflicht zurückzutreten".
       
       PARIS dpa | Nach der WM-Blamage der französischen Fußball-
       Nationalmannschaft hat Verbandsboss Jean-Pierre Escalettes seinen Hut
       genommen. "Ich denke, es ist meine Pflicht zurückzutreten", ließ der
       75-Jährige am Montag in Paris mitteilen. Mit seiner Entscheidung wolle er
       den Erhalt und die Weiterentwicklung des Französischen Fußball-Verbandes
       (FFF) ermöglichen. Offiziell will Escalettes sein Amt allerdings erst am
       kommenden Freitag niederlegen.
       
       Die Aufarbeitung des sportlich wie disziplinarisch desaströsen Auftritts
       der "Bleus" in Südafrika war in den vergangenen Tagen zur Staatsaffäre
       geworden. Die Regierung kündigte eine Untersuchung der Vorfälle im WM-Camp
       in Knysna sowie Konsequenzen an. Staatspräsident Nicolas Sarkozy empfing
       Starstürmer Thierry Henry zu einem klärenden Gespräch. Den Rücktritt
       Escalettes' hatte Sportministerin Roselyne Bachelot als "unvermeidlich"
       bezeichnet.
       
       Die Einmischung der Regierung kam beim Weltverband FIFA jedoch nicht gut
       an. "Wir werden ganz genau hinschauen, was in Frankreich passiert. Ich habe
       die Sportministerin informiert, wie die Institutionen des Fußballs
       arbeiten. Ich habe ihr gesagt, dass sie sehr vorsichtig sein müssen", sagte
       FIFA-Generalsekretär Jêrome Valcke am Wochenende in Johannesburg. Die FIFA
       verbietet jede staatliche Einflussnahme auf die nationalen Fußball-Verbände
       und hat Mitgliedsländer wie Iran oder Irak deshalb vorübergehend
       suspendiert.
       
       Auch vor diesem Hintergrund fragte die Tageszeitung "Le Monde" in der
       Onlineausgabe nach der Mitteilung von Escalettes: "Was nun?" Die Regierung
       werde sich jetzt wohl gegen den Vorwurf verteidigen müssen, "Druck auf eine
       unabhängige Institution ausgeübt zu haben". Bachelot sagte nur, sie nehme
       den Rücktritt zur Kenntnis.
       
       Das Team um Bayern-München-Star Franck Ribéry war bei der WM nach
       Niederlagen gegen Mexiko (0:2) und Südafrika (1:2) und einem Unentschieden
       gegen Mexiko (0:0) als Gruppenletzter bereits in der Vorrunde
       ausgeschieden. Doch vor allem die vielen Skandale außerhalb des Platzes mit
       Cliquenbildung, einem Trainings-Streik und der Beschimpfung von Trainer
       Raymond Domenech durch Stürmer Nicolas Anelka sorgten in Frankreich für
       Empörung. "Die sind alle verrückt geworden", sagte Ex-Bayern-Profi Bixente
       Lizarazu.
       
       Die große Mehrheit der Franzosen fordert nun eine Aufklärung der Blamage
       sowie Sanktionen gegen die Verantwortlichen. Die "Grande Nation" hofft aber
       auch auf einen Neuanfang unter dem neuen Trainer Laurent Blanc. Erste
       Herausforderung wird die EM 2012 sein. Am 3. September steht das erste
       Qualifikationsspiel gegen Weißrussland an. Sein Debüt auf der Bank gibt der
       Weltmeister von 1998 und frühere Erfolgstrainer von Girondins Bordeaux
       bereits am 11. August im Länderspiel gegen Norwegen.
       
       28 Jun 2010
       
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