# taz.de -- Skandal im französischen WM-Team: Eine Nation tut verletzt
> Nach mehreren Tagen Streit und einem Vorrundenaus fährt die französische
> Nationalmannschaft nach Hause. Dort droht ihnen ein nationaler
> Spießrutenlauf.
(IMG) Bild: Enttäuschte Fans und empörte Medien: "Vollkommen unwürdig, beschämend und empörend".
PARIS dpa | Die französische Fußball-Nationalmannschaft wird nach dem
Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Südafrika mit Hohn und Spott
überzogen. "Der Alptraum ist endlich vorbei", "Danke und auf Wiedersehen"
oder "Und noch einmal Bravo! Die Tragikomödie hat endlich ein Ende",
titelten die Zeitungen in der Heimat am Mittwoch.
"Vollkommen unwürdig, beschämend und empörend" sowie "unausstehlich"
lauteten andere Kommentare nach der Niederlage der Mannschaft gegen
Südafrika am Dienstag. Niemand ließ auch nur ein gutes Haar am Team von
Trainer Raymond Domenech. Staatschef Nicolas Sarkozy hat zudem Stürmerstar
Thierry Henry zu einer Aussprache am Donnerstag in den Präsidentenpalatast
gebeten.
"Die französische Mannschaft hat bei der WM in Südafrika die schwärzeste
Stunde ihrer Geschichte erlebt. Ein unerträglicher Leidensweg für die Fans,
denen nichts erspart geblieben ist", schrieb die Tageszeitung "Le Figaro".
Eine apokalyptische Weltmeisterschaft, die in Hoffnungslosigkeit und als
Alptraum zu Ende gegangen sei, konstatierte das Hauptstadt-Blatt "Le
Parisien". "Danke Jungs, Ihr habt den Franzosen den angehenden Sommer
verkorkst", hieß es weiter. "Libération" schrieb: "Die Weltmeisterschaft
droht auf lange Sicht das Bild des französischen Fußballs zu beschädigen.
(...) Ein großes Desaster."
Frankreich hatte sich am Dienstagabend mit einer 1:2- Niederlage gegen
Südafrika aus dem WM-Turnier verabschiedet. Vorausgegangen war eine
beispiellose Serie von Skandalen. Star- Stürmer Nicolas Anelka musste
vorzeitig nach Hause fahren, weil er Domenech übelst beleidigt haben soll.
Das Team trat daraufhin aus Solidarität in den Streik und verweigerte das
Training. Ein handfester Streit zwischen dem französischen Team-Kapitän
Patrice Evra, und Konditionstrainer Robert Duverne sowie der Rücktritt von
Delegationschef Jean-Louis Valentin machten das Chaos komplett.
Nach der Heimkehr droht dem Team nun ein Spießrutenlauf - auch wenn der
Abschied von Trainer Domenech bereits vor der WM besiegelt war. Sarkozy hat
die Aufarbeitung der Chaos-Tage in Südafrika zur Chefsache gemacht, seine
Sportministerin Roselyn Bachelot will gnadenlos "aufräumen". "Frankreich
ist nicht bereit ihnen zu vergeben", überschrieb der "Parisien" seine
Titelstory.
23 Jun 2010
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