# taz.de -- Sicherheitsmängel im Akw Biblis offiziell: "Zwei tickende Zeitbomben"
       
       > Im Akw Biblis hätte es letzte Woche zu einem Atomunfall kommen können –
       > nur wegen der Auswechslung von Brennelementen stand er gerade still. Das
       > Land Hessen wiegelt ab.
       
 (IMG) Bild: Weiter in der Kritik: das Atomkraftwerk Biblis A.
       
       Das feiert Hessens schwarz-gelbe Landesregierung jetzt mit einer gehörigen
       Portion Chuzpe doch tatsächlich noch als Erfolg: dass es letzte Woche in
       Biblis zwar theoretisch zu einem Atomunfall hätte kommen können, aber nicht
       praktisch. Denn als in Block A des AKWs eine Funktionsstörung der
       Notstandsanlage entdeckt wurde, stand der Reaktor wegen der routinemäßigen
       Auswechselung der Brennelemente "glücklicherweise gerade still", so die
       umweltpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, Ursula
       Hammann.
       
       Defekt war die automatische Umschaltung der Spannungsversorgung: Bei einem
       Stromausfall in Block A wäre der Reaktor also nicht automatisch von Block B
       mit Energie versorgt und gesteuert worden. Ein Störfall in Block A hätte
       dann nicht mehr beherrscht werden können.
       
       Die Grünen und auch die Organisation Internationale Ärzte zur Verhütung des
       Atomkrieges (IPPNW) fordern gerade auch angesichts der avisierten
       Laufzeitverlängerungen für beide Atommeiler jetzt erneut den Bau einer
       externen Notstandswarte, aus der heraus dann bei Betriebsstörungen beide
       Blöcke gesteuert werden könnten.
       
       Die in Hessen für die Atomaufsicht zuständige Umweltministerin Lucia
       Puttrich (CDU) begründete ihre ablehnende Haltung dazu pikanterweise
       bislang damit, dass sich die beiden Blöcke ja selbst wechselseitig mit
       Strom versorgen könnten. Dass das aber nicht immer der Fall sei, habe der
       Vorfall jetzt hinlänglich bewiesen, so Hammann. Sie wirft der Regierung
       vor, "dem Profitinteresse von RWE Vorrang vor den Sicherheitsinteressen der
       Bevölkerung einzuräumen".
       
       Gravierende Defizite 
       
       Für die Linke im Landtag stehen in Südhessen ohnehin "zwei tickende
       Zeitbomben", die sofort stillzulegen seien. Das sieht IPPNW-Sprecher Henrik
       Paulitz genau so. Biblis sei "am Ende", konstatiert er. Er verweist auf
       eine am Mittwoch veröffentlichte Nachrüstungsliste der Bundesregierung und
       der Atomaufsichtsbehörden der Länder für alle Atomkraftwerke.
       Druckwasserreaktoren der 2. Baulinie - wie sie in Biblis im Hessischen Ried
       stehen - würden darin "gravierende Sicherheitsdefizite" attestiert, die
       IPPNW schon seit Jahren moniert habe, etwa das Fehlen einer schnellen
       automatischen Abschaltung.
       
       Nur Tage zuvor hatte auch das Ökoinstitut in einem Gutachten für die
       Bundesregierung für Biblis A und B rund 80 sicherheitsrelevante Mängel
       aufgelistet und umfangreiche Nachrüstungsmaßnahmen empfohlen.
       
       30 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) K.-P. Klingelschmitt
       
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