# taz.de -- Regierung klagt über Strompreise: Schwedens Akws stehen oft still
       
       > Die schwedische Regierung macht Druck auf Vattenfall, Eon und Co, ihre
       > Akws besser auszulasten. Denn die lassen durch lange Auszeiten die
       > Strompreise steigen.
       
 (IMG) Bild: Lässt seine Akws auf halber Kraft laufen: Vattenfall-Chef Öystein Løseth.
       
       STOCKHOLM dpa | Schweden will nicht länger hinnehmen, dass die zehn
       Atomreaktoren im Land überwiegend stillstehen und die Strompreise deshalb
       steigen. Die schwedische Wirtschaftsministerin Maud Olofsson kündigte am
       Mittwoch im Rundfunksender SR an, dass sie von den Betreiber-Konzernen
       Vattenfall, Eon und Fortum Zusagen für eine höhere Ausnutzung der
       Kapazitäten als die derzeitigen 40 Prozent im bevorstehenden Winter
       verlangen will. Dafür habe sie Unternehmensvertreter zum Rapport
       einbestellt.
       
       Die Reaktoren in den Kraftwerken Forsmark, Ringhals und Oskarshamn sollen
       etwa die Hälfte des heimischen Strombedarfs abdecken. Im letzten Winter
       waren die Strompreise für schwedische Haushalte wegen der zu geringen
       Leistung der Reaktoren deutlich gestiegen. Die zwischen 30 und 44 Jahre
       alten Anlagen mussten für Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten immer
       wieder abgestellt werden.
       
       "Wir sind bei der Stromversorgung enorm von der Kernkraft abhängig", sagte
       Olofsson dazu. "Die Politik muss einschreiten, wenn die Energieerzeuger
       nicht meinen, dass sie die Kunden mit ausreichender Lieferung
       zufriedenstellen müssen." Am Mittwoch waren erneut fünf der zehn Reaktoren
       außer Betrieb.
       
       Die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt hat
       im Sommer den 1980 per Volksabstimmung beschlossen Ausstieg aus der
       Atomkraft revidiert und das 30 Jahre alte Bau-Verbot für neue Reaktoren
       aufgehoben. Danach darf nun jeweils Ersatz gebaut werden, falls einer der
       zehn Reaktoren stillgelegt wird.
       
       Mehrere von ihnen mussten in den letzten Jahren auch wegen Zwischenfällen
       und Sicherheitsmängeln vom Netz genommen werden. Olofsson berief
       Spitzenvertreter von Vattenfall, Eon und Fortum für Donnerstag zu einem
       Gespräch in ihr Ministerium. Der deutsche Eon-Konzern betreibt zusammen mit
       Fortum aus Finnland das Kernkraftwerk Oskarshamn und mit Vattenfall die
       vier Reaktoren in Ringhals.
       
       20 Oct 2010
       
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 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
       
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