# taz.de -- CSU verordnet sich eine Frauenquote: Zu 40 Prozent weiblich
       
       > Die CSU hat zu wenig Frauen an der Spitze und zu wenig Wählerinnen. Eine
       > Quote soll das ändern. Der Anteil der Frauen in der Partei insgesamt
       > liegt derzeit bei 18 Prozent.
       
 (IMG) Bild: Ohne Quote geht es nicht, ist CSU-Politikerin Angelika Niebler überzeugt.
       
       BERLIN/MÜNCHEN taz/dapd | Jetzt ist es raus: Die CSU verordnet sich eine
       Quote. Der Parteivorstand einigte sich am Montag darauf, dem Parteitag am
       30. und 31. Oktober eine parteiinterne Frauenquote vorzuschlagen. Danach
       sollen künftig 40 Prozent der Ämter im Parteivorstand und in den
       Bezirksvorständen mit Frauen besetzt sein. Orts- und Kreisverbände sollen
       von der Regelung vorerst ausgenommen sein. Reserl Sem, Bezirksvorsitzende
       der Frauen-Union in Niederbayern, sagte: "Ich bin zufrieden."
       
       Die Frauen-Union hatte eine 40-Prozent-Quote für Parteiämter ab der
       Kreisverbandsebene im ersten Wahlgang vorgeschlagen. Kämen nicht genügend
       Frauen zusammen, sollte für den zweiten Wahlgang die Quote nicht mehr
       gelten.
       
       Die Debatte über die CSU-Quote schwelt schon seit Wochen. Mit seiner
       Einigung meisterte der Vorstand nun einen Spagat. Das Pikante am Streit ist
       nicht etwa, dass der sich vordergründig zwischen Frauen und Männern
       entzündet, sondern vorrangig zwischen Stadt und Land und den Frauen selbst,
       und zwar zwischen den Alten und den Jungen. Die Alten wollen die Quote, die
       Jungen lehnen sie ab.
       
       Anfang September hatte CSU-Chef Horst Seehofer beklagt, dass es in der
       Partei so wenig Frauen gibt und der Wählerinnenzuspruch dadurch
       möglicherweise auf lange Sicht gering bleibe. Kurzerhand brachte er eine
       Quote ins Gespräch. Derzeit liegt der Frauenanteil bei 18 Prozent. Zuspruch
       bekam Seehofer, der neuerdings mit Sätzen aufwartet wie "Frauen sind Gold
       wert", rasch von der Frauen-Union (FU). Ohne Quote geht es nicht, sagte
       FU-Chefin Angelika Niebler, 47, zur taz: "Trotz aller Appelle, Coaching und
       Mentoring sind wir keinen Schritt nach vorne gegangen." Auch die
       Vizeparteivorsitzende Beate Merk, 53, und Landtagspräsidentin Barbara
       Stamm, 66, befürworten eine Quote. Barbara Stamm wollte eigentlich "nie
       eine Quotenfrau sein", sagte sie dem Bayerischen Rundfunk: "Aber wir haben
       leider nicht genug erreicht, ja sogar Rückschritte gemacht." Ebenso
       plädiert neuerdings die familienpolitische Sprecherin der
       CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, 32, für die Quote. Noch im Januar
       sprach sie sich in einem taz-Interview vehement gegen Quoten aus.
       
       Katrin Poleschner hingegen, 26 Jahre jung und Vizevorsitzende der Jungen
       Union, trägt in diesen Tagen gern ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Gegen
       Quote". Für sie ist das umstrittene Instrument der Gleichstellung eine
       "Herabwürdigung aller in der CSU aktiven, engagierten Frauen und ihrer
       Leistung". Damit meint sie in erster Linie sicher sich selbst. Die
       Politikwissenschaftlerin war vor einem Jahr mit knapp 90 Prozent in den
       JU-Landesvorstand gewählt worden. Ein Ergebnis, das es so vorher noch nicht
       gab.
       
       Rückenwind erhält Poleschner von vielen (männlichen) Funktionären und
       "Basisfrauen" vom Lande. Das verwundert nicht, denn die ländliche und
       zumeist katholische Bevölkerung pflegt eher traditionelle Familien- und
       Rollenbilder. Vor allem die Landbevölkerung ist es auch, die für das
       Betreuungsgeld plädiert: Eltern, meist Mütter, sollen monatlich 150 Euro
       dafür erhalten, dass sie ihre unter dreijährigen Kinder zu Hause erziehen
       statt in eine Kita zu bringen. Dadurch werden Mütter sukzessive von der
       Erwerbsarbeit und einer eigenen Karriere ferngehalten, stellte jüngst ein
       Gutachten fest.
       
       4 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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