# taz.de -- Neue Facebook-Funktionen: Grüppchen und dicker Download
       
       > Während ein für Firmenboss Zuckerberg unschöner Film im Kino Erfolge
       > feiert, hat Facebook mehrere Neuerungen angekündigt. Und wieder sind sie
       > datenschutztechnisch kritisch.
       
 (IMG) Bild: Facebooks Gründer Marc Zuckerberg stellt die neuen Funktionen des sozialen Netzwerks in Palo Alto, Kalifornien, vor.
       
       Man kann Facebook nicht vorwerfen, nach der Veröffentlichung von "[1][The
       Social Network]" untätig geblieben zu sein: Pünktlich zum Kinostart des für
       Firmenboss Mark Zuckerberg wenig schmeichelhaften Spielfilms über die
       Facebook-Gründung entwickelt der Konzern mannigfaltige Aktivitäten der
       Ablenkung.
       
       Es begann schon damit, dass eine (an sich lobenswerte) Millionenspende
       Zuckerbergs an arme Schulen in New Jersey ausgerechnet vorletzte Woche
       angekündigt werden musste - Fernsehauftritt bei der in Amerika
       vielgesehenen Tränendrüsen-Talkerin Oprah Winfrey inklusive. Geholfen hat
       es nichts: Am ersten Wochenende landete "The Social Network" von "Fight
       Club"-Regisseur David Fincher mit 23 Millionen Dollar problemlos auf Platz
       1 der US-Kinocharts
       
       Nun setzt Facebook auf Produktankündigungen, um die Debatte vom
       unsympathischen Kino-Zuckerberg wieder zurück auf die Firma selbst zu
       lenken. Schon zum dritten Mal seit dem vergangenen August wurden deshalb am
       Dienstagabend deutscher Zeit Journalisten ins Hauptquartier nach Palo Alto
       eingeladen. Conferencier war einmal mehr Zuckerberg selbst, der "The Social
       Network" offenkundig verdrängt hat. "Wir stellen heute tolle neue Features
       vor", sagte er grinsend.
       
       Beachtlich an dem etwa zweistündigen Ankündigungsmarathon war vor allem,
       dass alle der insgesamt drei Hauptneuerungen auf Kritikpunkte eingehen, die
       Facebook-Nutzer und Datenschützer in den letzten Monaten hatten. Ob sie
       wirklich die genannten Probleme lösen, lässt sich noch nicht sagen - zumal
       sich potenziell neue kleine wie große Privatsphären-Katastrophen auftun.
       
       Neuigkeit Nummer 1 betrifft die gesamte Facebook-Datenhaltung. Bislang ist
       es schwer, Informationen aus dem sozialen Netzwerk zu exportieren - hat man
       seinen Freundeskreis, seine Fotos, Videos und Interessen einmal "drin", ist
       es höchst mühselig, die Daten beispielsweise zu einem Konkurrenzanbieter zu
       tragen.
       
       Aus diesem Grund bietet Facebook künftig eine Download-Funktion an. Mit
       dieser soll man alle selbst eingestellten Daten in ein handliches
       komprimiertes Zip-File zusammengepackt bekommen, das man sich dann nach
       einigen Minuten herunterladen kann. Ob der sogenannte Social Graph,
       Facebooks wertvollstes Gut, dass die Vernetzungsinfos enthält, Teil des
       Download-Pakets ist, blieb zunächst unklar. Allerdings sollen zumindest die
       Konversationen mit anderen Mitgliedern integriert sein.
       
       Problematisch am Download-Feature ist allerdings das Missbrauchspotenzial:
       Sollte ein Angreifer an den Nutzeraccount gelangen, könnte dieser sich in
       kurzer Zeit die gesamten Facebook-Inhalte seines Opfers heruntersaugen.
       Zuckerberg betonte, man habe Sicherheitsmaßnahmen eingebaut, die etwa bei
       Download-Versuchen aus fremden Ländern zusätzliche Sicherheitsabfragen
       vorsehen. Die sind aber auch bitter nötig.
       
       Facebook-Neuerung 2 ist das sogenannte "Application Dashboard". Dessen Sinn
       besteht darin, Nutzern Informationen darüber zu geben, was externe
       Anwendungen, denen sie Zugriff erteilt haben, gerade mit ihren Daten
       treiben. Von einer zentralen Seite aus kann man künftig sehen, welche
       Informationen freigegeben sind und dies notfalls unterbinden. Wie
       tiefgehend diese Daten sein werden, bleibt allerdings abzuwarten - ob
       wirklich jeder einzelne Zugriff detailliert dargestellt wird, blieb
       zunächst unklar.
       
       Neue Funktion Nummer 3 nennt sich "Facebook Groups", die bisherige
       Gruppenfunktionen in dem sozialen Netzwerk deutlich verbessern soll.
       Derzeit unterscheidet Facebook vor allem zwischen Freunden und
       Nichtfreunden, die Einteilung in kleinere Untergruppen - etwa Arbeit und
       Privates -, funktioniert zwar grundsätzlich, werde derzeit aber nur von
       fünf Prozent der Nutzer eingesetzt, wie Zuckerberg sagte. Das führt dazu,
       dass Neuigkeiten plötzlich bei "Freunden" auftauchen, denen man diese gar
       nicht mitteilen wollte.
       
       Das neue Gruppen-Feature soll das nun vermeiden helfen. Es ist speziell auf
       das Anlegen kleiner Gruppen ausgerichtet, etwa aus Familien- oder
       Clubmitgliedern. Diese können untereinander chatten und bilden sich quasi
       wie von selbst: Jedes Gruppenmitglied kann weitere Freunde mit wenigen
       Klicks einladen.
       
       Möglicherweise problematisch daran ist allerdings, dass nicht nur der
       Nutzer selbst sich zu einer Gruppe zugehörig zählen kann, sondern eben auch
       andere. Zuckerberg verglich dies mit dem populären "Foto-Tagging", bei dem
       Freunde andere Freunde in Bildern mit Namen versehen - was in der Praxis
       datenschutztechnisch durchaus bedenklich werden kann. Immerhin können
       Gruppen auch auf "geheim" gestellt werden - dann sind weder ihre Inhalte
       sichtbar noch ihre Mitglieder.
       
       7 Oct 2010
       
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