# taz.de -- Kommentar Schlammkatastrophe: EU-Standards durchsetzen
       
       > Die Umweltgesetze in Ungarn und anderen osteuropäischen Staaten sind auf
       > dem neuesten Stand. Doch was nützt das, wenn die Auflagen nicht umgesetzt
       > werden?
       
       Die Umweltgesetze in Ungarn und den anderen Ländern der letzten
       Beitrittswelle sind auf dem neuesten Stand. Denn bevor die jungen
       osteuropäischen Demokratien der Union beitreten konnten, mussten sie ihre
       Umweltgesetze an EU-Standards anpassen.
       
       Doch Auflagen, die nicht umgesetzt werden, nützen nichts. Wenn, wie jetzt
       bekannt wurde, Luftaufnahmen schon vor Monaten ein Leck im Damm des
       Rückhaltebeckens von Ajka anzeigten, dann hätten die ungarischen Behörden
       sofort reagieren müssen. Wäre damals ein Entlastungsdamm gebaut worden,
       hätte die Katastrophe vermieden werden können.
       
       Die EU-Kommission muss nun dafür sorgen, dass alle osteuropäischen
       Risikodeponien kartografiert und kontrolliert werden. Erst wenn das Risiko
       für die Umwelt besser eingeschätzt werden kann und die Besitzverhältnisse
       klar sind, kann die EU über einen Notfallplan entscheiden.
       
       Natürlich liegt die Verantwortung für Industrieabfälle zunächst bei den
       Anlagebetreibern. Doch für zahlreiche stillgelegte Minen und
       Rohstoffbetriebe in den neuen Mitgliedsländern kann kein Unternehmen mehr
       haftbar gemacht werden.
       
       In einem solchen Fall ist zunächst der jeweilige Mitgliedsstaat in der
       Pflicht. Doch wenn ein Land mit dem Ausmaß der Altlasten überfordert ist,
       muss Brüssel einspringen. Solidarität liegt dabei im europäischen
       Eigeninteresse, denn Quecksilber oder Arsen machen vor Landesgrenzen nicht
       halt.
       
       Parallel dazu muss die EU-Kommission dafür sorgen, dass geltende Gesetze
       besser durchgesetzt werden. Wenn wie im aktuellen Fall Warnungen monatelang
       unbeachtet blieben, müssen die zuständigen ungarischen Kontrolleure zur
       Rechenschaft gezogen werden. Sorgt Budapest nicht selbst für Ordnung in
       seinem Apparat, sollte Brüssel als letztes Mittel ein
       Vertragsverletzungsverfahren einleiten.
       
       11 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniela Weingärtner
       
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