# taz.de -- Richterin widerspricht US-Regierung: GIs dürfen offen schwul sein
       
       > Bisher gilt bei den US-Streitkräften die Regel: "Frage nichts, sage
       > nichts". Wer schwul ist, soll es für sich behalten. Die Regierung könne
       > diese Regel nicht begründen, urteilt eine US-Richterin.
       
 (IMG) Bild: Dürfen auch übers Schwulsein reden: US-Soldaten in Afghanistan beim Mittagessen.
       
       LOS ANGELES afp | Eine Woche nach ihrer einstweiligen Verfügung gegen eine
       umstrittene Homosexuellen-Regelung in der US-Armee hat eine US-Richterin
       bekräftigt, dass Soldaten nicht wegen offener Homosexualität benachteiligt
       werden dürfen. Richterin Virginia Phillips vom Bezirksgericht Los Angeles
       urteilte am Dienstag, das Justizministerium in Washington habe nicht
       glaubhaft nachweisen können, dass die Aussetzung der bisherigen Praxis die
       Einsatzbereitschaft der Streitkräfte und die Truppenmoral beeinträchtige.
       
       Bisher galt in den US-Streitkräften die sogenannte "Frage nichts, sage
       nichts"-Regelung, wonach Homosexuelle bei der Armee arbeiten können,
       solange sie ihre sexuelle Orientierung nicht offen ausleben oder davon
       erzählen. In ihrem Urteil vom vergangenen Dienstag hatte Phillips
       ausgeführt, dies laufe unter anderem dem Grundrecht auf Meinungsfreiheit
       zuwider.
       
       Die US-Regierung und Verteidigungsminister Robert Gates wies sie daher an,
       sofort alle Verfahren auszusetzen, mit denen Soldaten wegen ihrer
       Homosexualität strafversetzt oder entlassen werden sollen. Dagegen ware
       Regierungsanwälte vorgegangen.
       
       Die "Frage nichts, sage nichts"-Regelung war 1993 als Kompromisslösung
       eingeführt worden. Kritikern zufolge mussten infolge der Regelung 14.000
       Soldaten ihren Dienst bei der US-Armee quittieren. Die US-Armee teilte am
       Dienstag mit, dass sie offen homosexuelle Rekruten nach der einstweiligen
       Verfügung aufnehme.
       
       Allerdings wies eine Sprecherin ausdrücklich auf den vorläufigen Charakter
       der Akzeptanzregelung hin, da weiterhin eine endgültige
       Gerichtsentscheidung ausstehe. Rekruten würden daher darauf hingewiesen,
       dass auch eine Rückkehr zur "Frage nichts, sage nichts"-Regelung möglich
       sei.
       
       Die Regierung von US-Präsident Barack Obama will das Homosexualitätsverbot
       in der Armee eigentlich abschaffen, auch Generalstabschef Michael Mullen
       ist dafür. Im Mai hatten das US-Repräsentantenhaus und der
       Streitkräfteausschuss des Senats für die Abschaffung des Verbots gestimmt.
       
       Der Senat blockierte eine endgültige Entscheidung im September jedoch, in
       dem er eine Abstimmung auf unbestimmte Dauer vertagte. Vor allem die
       oppositionellen Republikaner lehnen eine Neuregelung ab. Umfragen zufolge
       ist eine deutliche Mehrheit der US-Bürger dafür, dass Soldaten sich künftig
       offen zu ihrer Homosexualität bekennen.
       
       20 Oct 2010
       
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