# taz.de -- EU-Vorstoß von Merkel und Sarkozy: Irrende Alleingänger
> Viele Länder wundern sich über Merkel und Sarkozy und lehnen eine erneute
> Änderung des EU-Stabilitätspakts ab.
(IMG) Bild: Du Angela, denen zeigen wir's!
BRÜSSEL taz | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gestern eine deutliche
Kampfansage an den heute beginnenden EU-Gipfel geschickt: Ohne
Vertragsänderung, ohne strengere Strafen bis hin zum Stimmrechtsentzug,
ohne Beteiligung der Privatwirtschaft an möglichen künftigen Staatspleiten
wird es weder die geplante Stabilitätspaktreform noch eine Bürgschaft für
eventuell vom Bankrott bedrohte Länder über das Jahr 2013 hinaus geben.
Merkel hofft, dass ohne Deutschland und Frankreich noch immer nichts geht
in der Europäischen Union. Und sie erinnert daran, dass die Bundesrepublik
Zahlmeister Europas ist und den größten Beitrag zum derzeitigen
Schutzschirm für Griechenland und andere Pleitekandidaten leistet. Wenn
Deutschland die Anschlussfinanzierung verweigert, ist der Krisenmechanismus
am Ende.
Auf dem Gipfel heute Abend wird sich zeigen, ob die Rechnung der Kanzlerin
aufgeht. Die kleinen Länder ärgern sich über den erneuten Alleingang von
Merkel und Sarkozy. Viele lehnen auch eine neuerliche Vertragsänderung ab -
allen voran die Iren, die für so eine gravierende Reform wie zeitweisen
Stimmentzug im Rat ein neues Referendum brauchen würden.
Länder wie Italien, deren Staatsfinanzen dramatisch in Schieflage sind,
haben überhaupt kein Interesse daran, dass es heute in Brüssel zu einer
Einigung kommt.
Der geplante strengere Stabilitätspakt könnte bedeuten, dass Berlusconi
demnächst die Brüsseler Rechnungsprüfer auf dem Hals hat und seine Schulden
von der EU-Kommission genehmigen lassen muss. In einem nächsten Schritt
müsste er Geld auf ein Sperrkonto überweisen, das nicht einmal mehr
verzinst wird, wenn das Land noch immer keine Reformen vorweisen kann.
In der nächsten Stufe wird die Strafe von Brüssel einkassiert. Käme dann
auch noch ein Stimmrechtsentzug hinzu, würde sich der Cavaliere zutiefst
gedemütigt fühlen. Il Sole 24 Ore vergleicht den heute beginnenden
EU-Gipfel mit einem "Wildwest-Showdown, bei dem der Rest Europas gegen die
deutsch-französische Achse kämpft." Die Mehrheit der Mitgliedsländer sei
aber, genau wie die EU-Kommission, gegen Vertragsänderungen, glaubt die
italienische Zeitung.
28 Oct 2010
## AUTOREN
(DIR) Daniela Weingärtner
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