# taz.de -- Kommentar EU-Gipfeltreffen: Enormer Schaden
       
       > Deutschland und Frankreich haben sich beim EU-Gipfeltreffen durchgesetzt.
       > Dass beide Länder dabei viele gegen sich aufgebracht haben, könnten sie
       > noch zu spüren bekommen.
       
       Merkel und Sarkozy haben sich mit ihrer Forderung nach einer
       Vertragsänderung in der EU durchgesetzt. Andernfalls hätten sie sich an
       einem dauerhaften Bürgschaftssystem für in Schieflage geratene Euroländer
       nicht beteiligt. Doch dieser Sieg ist teuer erkauft.
       
       Denn der politische Schaden, der durch den Schulterschluss zwischen Berlin
       und Paris angerichtet wurde, ist enorm. Die Kanzlerin, die sich in ihren
       ersten Regierungsjahren als Anwältin der kleinen EU-Länder viel Sympathien
       erworben hatte und viele Kompromisse möglich machte, kopiert nun den
       Basta-Stil des französischen Staatspräsidenten. Wer die Zeche zahlt,
       bestimmt das Menü. So einfach ist das.
       
       Es wäre kein Wunder, wenn manchem Mitgliedsland dabei der Appetit vergeht.
       Deutschlands geschichtsgeprüfte Nachbarn sind extrem empfindlich, wenn
       Berlin seine politische und wirtschaftliche Überlegenheit heraushängen
       lässt.
       
       In Luxemburg fühlen sich Medienbeobachter an die unseligen Zeiten nach 1940
       erinnert, als Hitlers Gauleiter dort das Regiment übernommen hatte. In dem
       zwischen Deutschland und Frankreich eingeklemmten Großherzogtum kommt der
       rücksichtslose Stil, der derzeit in Paris und Berlin gepflegt wird,
       besonders schlecht an.
       
       Die Zeiten, als der deutsch-französische Motor bloß rund zu laufen
       brauchte, damit die EU vorankam, sind vorbei. In einer Gemeinschaft von 27
       Mitgliedsländern sind Merkel und Sarkozy allein nicht handlungsfähig. Die
       Schlacht um Vertragsänderung und abgeschwächten Stabilitätspakt haben sie
       nur durch finanzielle Erpressung gewonnen.
       
       Wenn demnächst über eine Agrarreform und die mittelfristige
       Haushaltsplanung verhandelt wird, werden beide merken, dass sie nicht nur
       die Mehrheit der EU-Länder gegen sich aufgebracht haben, sondern auch die
       EU-Kommission.
       
       29 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniela Weingärtner
       
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