# taz.de -- Datenweitergabe verweigert: Google schneidet Facebook
       
       > Mit einer klitzekleinen Änderung seiner Bedingungen verhindert Google nun
       > den Datenexport zu Facebook. Dort muss man lernen, dass die Daten den
       > Nutzern gehören.
       
 (IMG) Bild: Mit Googlemail geht hier nichts mehr: Facebook "Freundefinder".
       
       Sieht so der Anfang eines großen Datenstreits aus? Seit dem Wochenende ist
       es nicht mehr möglich, Daten aus einem Google-Nutzerkonto ins
       Online-Netzwerk Facebook zu transportieren. Der Grund dafür liegt in einer
       kleinen, aber gewichtigen Änderung in den [1][Bedingungen], die Google
       allen Nutzern seiner Programmierschnittstelle - und damit auch Facebook -
       abverlangt.
       
       Wer die Schnittstelle nutzen will, müsse künftig dafür Sorge tragen, dass
       die eigenen Nutzer ebenfalls "alle Kontaktdaten zu einem anderen Dienst
       oder einer Anwendung ihrer Wahl exportieren" könnten. Das müsse mindestens
       "genauso einfach und schnell" gehen wie bei Google, heißt es süffisant in
       den Richtlinien.
       
       Für Facebook stellt das ein gewaltiges Problem dar. Der Konzern macht es
       Neunutzern leicht, ihre Informationen zu übertragen. Wer noch keine
       Kontakte im derzeit weltgrößten sozialen Netzwerk hat, kann sie mit ein
       paar Klicks aus anderen Internet-Angeboten übernehmen - sei es Yahoo,
       Hotmail, AOL oder eben auch Google. Dafür muss man Vertrauen haben.
       Facebook verlangt von den Usern den Accountnamen samt Passwort dieser
       Angebote und gibt an, beides nicht zu speichern. Sicherheitslücken
       verursachte die Funktion dennoch, wie erst kürzlich wieder das ARD-Magazin
       "Monitor" [2][aufdeckte.] 
       
       Anders gesagt: Was man leicht in Facebook hineinbekommt, bekommt man nur
       schwer wieder heraus. Zwar existiert seit einiger Zeit die Möglichkeit,
       selbst eingestellte Fotos, Statusbotschaften und anderen "User Generated
       Content" in einem praktischen Zip-Paket [3][herunterzuladen.] Doch das
       betrifft nicht die wichtigsten Daten, die Facebook hat: Die detaillierte
       Liste mit den Freundeskontakten und all ihren Informationen - also das, was
       man auch zu einem Konkurrenten von Facebook mitnehmen könnte. Freundesdaten
       sind nur teilweise exportierbar.
       
       Google hatte zuletzt den Druck auf Facebook erhöht. Firmenchef Eric Schmidt
       kritisierte die Datenhortung im Netzwerk als inakzeptabel. "Wir hoffen,
       bald Zugriff auf die Kontaktlisten der Facebook-Nutzer zu erhalten." Sinn
       der Übung könnte unter anderem die Befüllung des eigenen sozialen Netzwerks
       "Buzz" sein, das bislang eher mäßig einschlägt. Angeblich arbeitet Google
       gleichzeitig an einem größeren eigenen Netzwerk, um das noch immer schnell
       wachsende Facebook zu übertrumpfen.
       
       Google brüstet sich seit längerem damit, transparent in Sachen Nutzerdaten
       zu sein. Auf einer eigens eingerichteten [4][Website] können sich Nutzer
       darüber informieren, wie man beispielsweise seine Daten aus dem
       E-Mail-Angebot, dem Adressbuch oder den Kontakten entnehmen kann, um den
       Anbieter zu wechseln. "Wir machen das, weil wir glauben, dass man alle
       Daten, die man erzeugt oder in ein Produkt importiert hat, auch wieder
       exportieren sollte", schreibt Google.
       
       Das Motto der selbsternannten Datenbefreier der firmeninternen "Data
       Liberation Front" lautet: "Die Nutzer sollten die Daten, die bei Google
       gespeichert werden, kontrollieren können." Ganz stimmt das natürlich nicht.
       So kann kein Nutzer darüber verfügen, was Googles Hauptprofitmaschine, die
       Suche, über ihn ablegt. Alle dort gestellten Anfragen werden grundsätzlich
       [5][neun Monate lang] samt IP-Adresse gespeichert; Cookies, die Rechner
       identifizieren können, wenn Nutzer sie nicht löschen, sogar 18 Monate lang.
       Erst danach werden diese sensiblen Daten teilweise anonymisiert.
       
       Im vor einem Jahr mit viel Tamtam eingeführten [6][Google Dashboard], das
       alle Privatsphäreneinstellungen samt Exportmöglichkeiten sammelt, werden
       folgerichtig nicht die internen Daten aufgeführt, sondern nur die, an die
       die Nutzer auch schon vorher, wenn auch mühsamer, herankamen.
       
       8 Nov 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://code.google.com/apis/contacts/api-terms.html
 (DIR) [2] http://www.wdr.de/tv/monitor/presse
 (DIR) [3] /1/netz/netzoekonomie/artikel/1/grueppchen-und-dicker-download/
 (DIR) [4] http://www.dataliberation.org/
 (DIR) [5] http://www.google.com/privacy_faq.html
 (DIR) [6] /1/netz/artikel/1/ein-bisschen-mehr-transparenz/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Streit um Datenzugang: Facebook kickt Google raus
       
       Zuerst behielt Google Daten für sich, die Facebook gerne wollte, Facebook
       umging die Datensperre. Nun ist Googles E-Mail-Dienst im Online-Netzwerk
       gar nicht mehr vorhanden.
       
 (DIR) Neues Programm "Messages": Facebook wagt die Über-Email
       
       Mark Zuckerberg ist die gute, alte elektronische Post zu langsam. Deshalb
       führt der Facebook-Chef beim weltgrößten sozialen Netzwerk eine
       Turbo-Variante ein.
       
 (DIR) Bildvorschau in der Suchmaschine: Google ist fast schon zu schnell
       
       Nach der gerade gestarteten Instant-Suche hat Google nun eine neue Funktion
       eingeführt: Webseiten werden ab sofort in der Suchmaschine als Minibild
       angezeigt.
       
 (DIR) Streit um Daten-Schnittstelle: Facebook umgeht Googles Blockade
       
       Mit der Weigerung, Facebook Daten zur Verfügung zu stellen, hat Google
       einen kleinen Datenkrieg begonnen. Nun hat das Netzwerk eine rasche Antwort
       gefunden.
       
 (DIR) Geschäfte über Facebook-Ortsdienst: Wo ist der Deal?
       
       Nach Einführung des Ortsdienstes "Places" geht Facebook nun noch einen
       Schritt weiter: Künftig sollen Läden in den USA Nutzern des sozialen
       Netzwerks Rabatte geben.
       
 (DIR) Datenschutzrichtlinie vor Überarbeitung: Besser löschen mit der EU
       
       EU-Justizkommissarin Viviane Reding hat eine Überprüfung der
       Datenschutzrichtlinie von 1995 angekündigt. Das könnte Folgen für Facebook,
       Google und die Bundesregierung haben.
       
 (DIR) Chinas Zensoren sind machtlos: E-Buch gegen Chinas große Firewall
       
       Chinas Internetzensur ist nur mit großem Aufwand zu überwinden. Nun kommt
       eine neue, ungewöhnliche Methode hinzu: Amazons elektronisches Lesegerät
       Kindle.
       
 (DIR) Nutzerdaten wurden verkauft: Facebook bekommt Lecks nicht dicht
       
       Das Online-Netzwerk hat eingeräumt, dass Anwendungsentwickler Nutzerdaten
       an Infosammler veräußert haben. Externe Anwendungen werden schlecht
       kontrolliert.