# taz.de -- Kommentar Rekommunalisierung: Rückkauf nicht um jeden Preis
       
       > Die Diskussion über eine Rückkauf der Wasserbetriebe ist in vollem Gange.
       > Rekommunalisierung aber darf kein Selbstzweck sein.
       
 (IMG) Bild: Daseinsvorsorge: Wasserspender der Berliner Wasserbetriebe
       
       Es sind wahnsinnige Zahlen, die immer wieder in Diskussionen auftauchen:
       1,8 Milliarden Euro könnte ein Rückkauf der vor elf Jahren
       teilprivatisierten Wasserbetriebe kosten. Oder 3 Milliarden. Vielleicht
       auch etwas dazwischen oder noch mehr - hängt ja auch vom
       Verhandlungspartner ab. Zum Vergleich: Für 3,3 Milliarden Mark hatte das
       Land damals verkauft. Und die derzeitige Verschuldung Berlins liegt bei 63
       Milliarden Euro. Genug Zahlen? Vor allem genug Zahlen, deren Größenordnung
       man sich nicht mehr wirklich vorstellen kann.
       
       Wenn sich der Senat auf Verhandlungen zu einem Rückkauf der Wasserbetriebe
       einlässt, muss er mit klaren Vorstellungen in die Gespräche gehen: Die
       Wasserpreise für die Verbraucher dürfen nicht steigen, perspektivisch
       müssen sie sinken. Und vor allem macht es keinen Sinn, wenn das Geld, das
       die Berliner für ihr Wasser zahlen, zwar nicht mehr über knapp 20 Jahre an
       die privaten Investoren fließt, dafür aber an Banken. Alles schon da
       gewesen, zum Beispiel in Potsdam, wo die Wasserverbraucher erst eine
       Teilprivatisierung durchstanden und nun auch noch deren Scheitern
       mitfinanzieren.
       
       Im Gegensatz zu 1999, wo sich die Politiker - auch aus haushaltspolitischen
       Gründen - recht kopflos und weitgehend nur halb informiert in eine
       Privatisierungsgeschichte stürzten, sollten sie sich jetzt etwas Zeit
       nehmen. Nachdenken. Diskutieren. Die Bevölkerung fragen. Und nicht der
       Illusion erliegen, dass die Privaten unter dem unheimlichen Druck, unter
       dem sie gerade stünden, schon verkaufen würden. Denn der Druck kann den
       Privaten gerade nicht viel anhaben. Wohl aber der Politik, die im Wahlkampf
       ausnahmsweise ihre Fühler in Richtung Wähler ausgestreckt haben zu scheint.
       
       Wer sich jetzt aber bereit erklärt, sich übereilt und für Mondpreise von
       dem Vertrag freizukaufen, sendet vor allem ein Signal: Privatisierung der
       Daseinsvorsorge lohnt sich. Für die Privaten.
       
       12 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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