# taz.de -- Olympia-Streit in München: Gegebenenfalls gegen dagegen
       
       > Die Grünen in Bayern wollen die Spiele 2018 verhindern, eine
       > Olympia-Gegnerin zur Vorsitzenden in München gewählt. Doch ihre Kritik
       > werden die Grünen noch abräumen.
       
 (IMG) Bild: Aktivisten von der Grünen Jugend München bei einer Aktion gegen Olympia 2018.
       
       MÜNCHEN taz | Diese Woche durfte Katharina Schulze noch einmal jubeln: Die
       Grünen in München wählten die 25-jährige Politikstudentin zur neuen
       Stadtvorsitzenden. Das ist an sich keine Sensation, hätte ebenjene
       Katharina Schulze nicht eine Woche zuvor auf dem Bundesparteitag in
       Freiburg einen großen Auftritt gehabt. Die Olympiagegnerin legte einen
       engagierten Auftritt hin und überzeugte die Delegierten, gegen die Münchner
       Bewerbung zu stimmen. Das Problem an der Sache: Ausgerechnet die elf grünen
       Münchner Stadträte waren, sind und werden für die Olympiabewerbung sein.
       Deswegen hatte der Münchner Umweltreferent Joachim Lorenz die Kandidatin
       Schulze aufgefordert, ihre Bewerbung zurückzuziehen. Schulze ließ sich
       nicht beirren und gewann die Wahl bei der Stadtversammlung mit 106 zu 75
       Stimmen.
       
       Die ersten Gratulanten nach der Wahl: der bayerische Landesvorsitzende
       Dieter Janecek und der Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann, zwei der
       führenden "Nolympianer". Wird Katharina Schulze jetzt das Gesicht der
       Nolympia-Bewegung? Heißt es künftig Kathi gegen Kati (Witt), wenn es um
       Olympia geht? Wohl eher nicht. Die Grünen in München sehnen sich nach
       Harmonie, wollen eine Stadtvorsitzende, die integriert statt polarisiert.
       
       Das weiß auch Katharina Schulze, die nach der erfolgreichen Wahl lieber
       über ihre Visionen statt über das leidige Thema Olympia sprechen wollte.
       Das Entscheidende hatte sie sowieso schon zuvor gesagt. Bei einer
       Fragerunde wollte die Landesvorsitzende Theresa Schopper, eine
       Olympiabefürworterin, von ihr wissen, wie sie sich denn als
       Stadtvorsitzende verhalten wolle, wenn München den Zuschlag für die
       Olympiabewerbung erhalte. "Es hat dann keine Sinn mehr, bei der
       Anti-Haltung zu bleiben", rief sie in die Stadtversammlung hinein. Im
       Klartext: Sollte sich München im Juli kommenden Jahres gegen die
       Mitbewerber Annecy in Frankreich und Pyeongchang in Südkorea durchsetzen,
       dann kämpft Schulze nicht mehr gegen die Spiele, sondern will die
       erfolgreiche Bewerbung kritisch begleiten. "Die Spiele sollten dann so
       ökologisch wie möglich werden", sagte Schulze der taz.
       
       Die Haltung überrascht und dürfte die Olympiaplaner freuen. Noch mehr
       überrascht allerdings, dass Ludwig Hartmann, Initiator von "Nolympia", die
       gleiche Haltung vertritt. "Ich bin Realist", sagt Hartmann. "Wenn der
       Zuschlag wirklich kommen sollte, dann werden wir die Spiele in München
       nicht mehr verhindern können." Allerdings müsse es dann darum gehen, die
       größten Übel zu vermeiden: Er wolle umweltschädliche Eingriffe verhindern
       und die Kosten senken. "Biathlon kann zum Beispiel auf jeden Fall in
       Ruhpolding stattfinden, das wissen doch alle", sagt Hartmann.
       
       Allerdings will sich der aufstrebende Grüne nicht falsch verstanden wissen.
       "Die kommenden Monate werden wir alles tun, um Olympia 2018 zu verhindern",
       sagt er kämpferisch. Und die Chancen stehen gar nicht schlecht, zwei
       Aspekte helfen dem Bündnis "Nolympia": Zum einen könnte das Internationale
       Olympische Komitee die Spiele nach Pyeonchang vergeben, um so ein Signal
       für den Frieden zu setzen. Zum anderen spitzt sich der Grundstücksstreit in
       Garmisch-Partenkirchen wieder zu: Nach taz-Informationen haben die
       Olympiaplaner noch immer nicht alle Grundstücke zusammen, die sie für die
       Bewerbung brauchen. Und die Chancen stehen auch schlecht, dass sie diese
       bis zur Abgabe der Bewerbungsunterlagen am 11. Januar 2011 bekommen.
       Hartmann sagt dazu: "Ich glaube, dass die Olympiabewerbungsgesellschaft
       jetzt wieder irgendwie rumtricksen könnte und zum Beispiel die
       Snowboardwettbewerbe auf der Halfpipe kurzerhand nach München verlagert."
       
       Abwegig ist es nicht, spektakuläre Wettbewerbe auf dem Olympiaberg
       abzuhalten. Am 2. Januar findet auf jenem Olympiaberg ein Weltcupslalom
       statt. Die ganze Schose soll dazu dienen, endlich ein bisschen Euphorie für
       Olympia zu entfachen.
       
       Kati Witt reist zwar als das Gesicht der Bewerbung durch alle Welt, in
       München lässt sie sich jedoch wenig blicken. München ist das Terrain von
       Katharina Schulze, die weiterhin beide Daumen drückt, dass die Spiele nicht
       kommen - also doch ein bisschen Kati gegen Katharina.
       
       3 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Kemnitzer
       
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