# taz.de -- Gegner-Anwalt über Olympia 2018: "Die Wahrheit ist auf unserer Seite"
       
       > Rechtsanwalt Ludwig Seitz vertritt 59 Garmischer Landbesitzer, die ihren
       > Grund nicht den Planern der Winterolympiade überlassen wollen. Denen
       > wirft er Falschinformation und Trickserei vor.
       
 (IMG) Bild: "Ein Vertreter eines Planungsbüros sagte auch der sehr wichtige Grüngürtel durchschnitten werden muss."
       
       Die bayerische Staatsregierung soll bis kommenden Mittwoch die
       Olympiabewerbung für die Winterspiele im Jahr 2018 zurückziehen. Das
       fordern 59 Grundstückseigentümer aus Garmisch-Partenkirchen. Andernfalls
       wollen sie das Internationale Olympische Komitee (IOC) einschalten. Der
       Brief, der auch der taz vorliegt, wurde geschrieben von Ludwig Seitz. Der
       Fachanwalt für Verwaltungsrecht vertritt die 59 Grundstücksrebellen aus
       Garmisch, die Olympia in ihrer Heimat partout verhindern wollen. 
       
       taz: Herr Seitz, seit dieser Woche sind Sie der Buhmann, insbesondere für
       die bayerische Staatsregierung und die Bewerbungsgesellschaft der Spiele
       2018. Wie gehen Sie damit um? 
       
       Ludwig Seitz: Ich bereue das Verfassen des Briefs keinesfalls, der Schritt
       war unabdingbar für meine Mandanten. Ansonsten hätte ihnen der Vorwurf
       gemacht werden können, sehenden Auges die Abgabe der Bewerbungsunterlagen
       hingenommen zu haben.
       
       Aber ein Ultimatum ist ja ziemlich starker Tobak. Die Staatsregierung wird
       doch die Bewerbung keinesfalls zurückziehen? 
       
       Erstens habe ich lediglich eine Frist gesetzt. Ich bitte die
       Gesprächspartner, sich zu äußern. Und zweitens hat Minister Schneider in
       einem Gespräch mit meinen Mandanten am 26. November gesagt, dass ohne deren
       Grundstücke Olympia in Garmisch-Partenkirchen nicht möglich wäre.
       
       Da klang der Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) diese Woche ja
       ganz anders. Da sagte er, die Münchner Olympiabewerbung sei überhaupt nicht
       gefährdet. 
       
       Wenn Herr Schneider jetzt etwas anderes sagt, dann können ja nicht beide
       Aussagen stimmen. Ich sage: Die Öffentlichkeit wird hinters Licht geführt.
       Und zwar auch von den Medien, die falsch dargestellte Fakten einfach
       übernehmen.
       
       Zum Beispiel? 
       
       Die Grundstücke der Menschen, die im Brief namentlich aufgeführt sind,
       diese Grundstücke sind unverzichtbar für die Bewerbung, für die gibt es
       keine Ausweichmöglichkeit.
       
       Aber dass trifft ja nicht auf alle 59 Mandanten zu? 
       
       Nein, aber die anderen meiner Mandanten befürchten völlig zu Recht, dass
       nach einem möglichen Zuschlag das Planungsinstrumentarium erst richtig
       losgeht. Da geht es vor allem um eine infrastrukturelle Erschließung.
       
       Hat Staatskanzleichef Schneider dazu etwas gesagt? 
       
       Er nicht, dafür der Vertreter eines Planungsbüros aus Stuttgart. Er sagte
       ganz klar, dass Straßen ausgebaut werden müssen, dass zum Beispiel auch der
       sehr wichtige Grüngürtel durchschnitten werden muss. Das sei alles
       Bestandteil des Bid Books. Auch hier wird die Öffentlichkeit hinters Licht
       geführt. Die Beschwichtigungsformeln gehen völlig an den Fakten vorbei.
       
       Stimmt es, dass Ihre Mandanten mit der Gegenseite nicht mehr reden? Wollen
       sie nur den Preis ihrer Grundstücke in die Höhe treiben? 
       
       Das Ganze ist definitiv kein Verhandlungspoker. Einer meiner Mandanten
       wurde gefragt, was er machen würde, wenn ihm jemand einen Koffer mit einer
       Million Euro hinhält.
       
       Und? 
       
       Er würde ihn hochkantig zur Tür rausschmeißen. Meine Mandanten, zum
       überwiegenden Teil praktizierende Landwirte, wollen Olympia nicht, haben
       Angst vor den Folgen. Sie wollen einfach ihre Landwirtschaft betreiben. Das
       ist eine grundsätzliche Entscheidung.
       
       59 Personen in Garmisch-Partenkirchen sind also definitiv dagegen. Erhalten
       Sie sonst noch Zuspruch? 
       
       Ja, die Zahl der Mandate wird steigen. Es wird nicht bei den 59 Personen
       bleiben.
       
       Bleibt es denn dabei, dass Sie am Mittwoch den Brief an das IOC abschicken? 
       
       Noch hat sich niemand aus der Staatsregierung bei mir gemeldet. Deswegen
       gehe ich momentan klar davon aus, dass ich den Brief am Mittwoch abschicke.
       
       Und mit welchem Inhalt? 
       
       Ich werde Jacques Rogge sämtliche Akten übermitteln. Das beinhaltet auch
       die Vertragsentwürfe für die Grundstücke, die meinen Mandanten erst am 11.
       November zugeschickt wurden. Außerdem werde ich dem IOC empfehlen, das Bid
       Book auf Herz und Nieren zu prüfen. Denn die Behauptungen der Bewerberseite
       stimmen einfach nicht. Die Wahrheit ist auf unserer Seite.
       
       17 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Kemnitzer
       
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